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Ina und Frau Müller.

Ohne die Wirtin Ursula Müller würde bei Inas Nacht nichts laufen. Sie ist mit ihrer Seemanns-Kneipe Schellfischposten Gastgeberin für Ina Müller, seit vielen Jahren. Ein Interview mit der 60jährigen über 12-Stunden-Drehtage, aufdringliche Touristen, Wunschgast Grönemeier und eine – manchmal – unausstehliche Ina.

von Dani Parthum

Ursula Müller vor ihrer Kneipe Schellfischposten

Ursula Müller vor ihrer Kneipe Schellfischposten

Im August haben die Aufzeichnungen der neuen Staffel Inas Nacht begonnen.  „Hinter den Kulissen von Inas Nacht.„ Bei der ersten durfte ich dabei sein und sie dauerte fast vier Stunden!

Frau Müller: Kai Pflaume war ja bei der ersten Aufzeichnung der neuen Staffel der erste Gast und mit dem hat sie sich ein bisschen verquatscht. Grundsätzlich dauert eine Aufzeichnung drei bis vier Stunden, ja. Es fängt gegen halb zehn, viertel vor zehn Uhr abends an und geht bis in die Früh. Es muss ja dämmern!

 

Quasselt sich Ina häufiger mit einigen ihrer Gäste fest?

Wenn das Gespräch gut läuft, dann kann das passieren, dass sie gerade mit dem ersten Gast, der immer länger bleibt, etwas lange redet. Da muss der Regisseur, der Axel, schon mal sagen, jetzt machen wir einen Break, und dann brieft er sie. Die anderen Gäste und die Gastmusiker stehen ja in den Startlöchern, warten draußen, manchmal stundenlang. Und einige sind auch schon böse geworden, weil sie so lange warten mußten. Aber nicht vor der Kamera, sondern draußen; da müssen dann andere das Fell hinhalten, nicht Ina. Wenn sie hier durch die Kneipentür treten, ist dann Showtime.

 

Nach drei Stunden, sagen wir gegen Mitternacht, wurden die Fragen von Ina an die Schauspielerin Jessica Schwarz, die nach Kai Pflaume kam, etwas dünn. Langweilst Du Dich manchmal?

Es kann sein, dass die Zeit irgendwann zu lang ist, ihr die Notizen ausgehen, das Schlusswort aber noch fehlt. Ich selbst kann aber vieles aus der Sendung gar nicht wiedergeben, weil ich arbeite und mich konzentrieren muss. Sehr oft will jemand etwas von mir, für die Musiker zum Beispiel. Dazu muss ich gucken, wie an den Tischen die Getränke aussehen: wer hat noch viel im Glas, wer hat schon ausgetrunken, steht die nächste Runde an? Dann kommt Ina beispielsweise mit einer Gesangseinlage, darauf muss ich achten. Es geht deshalb vieles an mir vorbei.

Viermal erneuere ich eigentlich immer die Getränke an den beiden Tischen für das kleine Publikum, meist 14 Gäste. Es gibt aber auch Sendungen, da trinken die Gäste was weg! Da rufen die schon immer rüber zur Theke: „Können wir noch ein Bier haben?“ 

 

Ulla Müller hinter dem Tresen ihres Schellfischposten

Ulla Müller hinter dem Tresen

Ina kann aber auch ordentlich trinken! Sie hatte an dem Abend, an dem ich dabei war, bestimmt sechs Bier? Ich wäre da längst blau!

Ja, ich auch. Aber das hält sich alles im Rahmen. Ina verträgt schon was. Aber sie trinkt aber auch nicht jedes Glas aus. Wenn das Bier warm geworden ist oder nicht mehr gut aussieht, dann tausche ich es aus. Für sie wird es nur immer dann kritisch, wenn sie einen Gesprächsgast hat, der gern Schnaps trinkt. (An dieser Stelle senkt Ulla Müller die Stimme …) Ina trinkt aber auch nicht immer mit Alkohol …

 

Bist Du mit Ina per Du?

Ja. Sie sagt zwar immer während der Sendung Frau Müller, aber sonst Ulla und per Du. Das hat sie sich so ausgedacht. Sie möchte Frau Müller sagen.

 

Ina dreht mit ihrem Team in einer Woche vier Sendungen ab. Was ja ganz schön anstrengend ist. Und Du stehst immer hinter dem Tresen und bedienst sie und ihre Gäste. Auch anstrengend?

Ja! Und wenn ich etwas gefragt werde, dann antworte ich auch. Ina kommt zwischen vier und fünf Uhr am Nachmittag, dann probt sie bis längstens 19 Uhr und da bin ich auch schon in der Kneipe. Anschließend isst Ina noch etwas, ruht sich im Hotel gegenüber aus, geht in die Maske. Und dann geht es bis vier Uhr früh … da hat sie ein gutes Programm – und ich auch!

Zwischen den Drehtagen liegt aber immer ein Tag Pause. Da mach ich dann gar nichts, obwohl die Kneipe offen ist. Ich ruhe mich aus, lege mich vor der Sendung schön lang. Und dann bin ich gut ausgeruht und kann lange mithalten. Vor halb vier, vier in der Früh nach dem Dreh komme ich nämlich nicht raus aus der Kneipe. Denn wenn abgedreht ist, bleiben noch manche vom Publikum sitzen und dann fängt die Crew an.

 

Mit einer Sause?

Na klar! Mal mehr, mal weniger. Kommt drauf an, wie die Jungs drauf sind. Bei der ersten Aufzeichnung jetzt im August waren die Jungs diesmal gleich weg. Vier Stunden die schwere Kamera auf der Schulter halten, das ist ganz schön heftig. Die Crew geht gewöhnlich ins Cafe gegenüber. Dort ist ein Raum reserviert für die Aftershowparty mit Gästen. Einmal bei jeder Sendestaffel kommen aber alle zu mir in den Schellfischposten. Ina bleibt dann sitzen, es wird brechend voll und das ist schön!

Ich kann gar nicht so schnell zapfen, wie die alle die Biere wegzischen.

 

Ina sagt selbst von sich, sie sei manchmal anstrengend und werde laut. Selbst erlebt?

Hm, das kann sie schon. Es gab eine Sendung, da hat mir ein Tontechniker gesagt: „Ina ist ja heute unausstehlich! Da hat schon jeder sein Fett weggekriegt.“ Da habe ich natürlich gehofft, ich kriege keinen Anranzer. Aber der Techniker  meinte: „Ne, die hat sich schon beruhigt.“

Ich habe auch schon mal erlebt, dass Sie einen Prominenten zusammengestaucht hat. Der kam an, und das klappte bei der Gesangsprobe nicht sofort, und da her er sich entschuldigt. Er sei gerade erst aus dem Flieger gestiegen und war lange unterwegs. Da hat Ina geantwortet: „Das ist keine Entschuldigung. Das hier ist ein Job. Ich muss auch fit sein!“ Die ist knallhart, das kann sie auch.

 

Wand mit Promifotos im winzigen Schellfischposten

Wand mit Promifotos im winzigen Schellfischposten

Lohnt es sich für Dich geschäftlich, Gastgeberin für Inas Nacht zu sein?

Wir vermieten die Räume an die Produktionsfirma. Die zahlen auch noch den Verzehr. Inas Nacht ist für uns generell eine gute Werbung. Dadurch kommen viele Leute, die sich die Kneipe ansehen möchten, darunter sind auch manche, die denken, Ina Müller sei jeden Tag hier. Ja wirklich! Die wundern sich dann, warum sie nicht hier im Schellfischposten sitzt.

Manche kommen aber auch nur rein und machen Fotos. Das finde ich nicht gut, das belastet alle. Deshalb haben wir ein Schild draußen aufgestellt, das wir das nicht wünschen. Jeder Gast kann gerne fotografieren, er sollte vorher fragen. Aber dieses Rein, Knipsen, raus, ne, das nimmt Gemütlichkeit.

Was mich freut ist, wenn Schaulustige die Köpfe reinstecken und sagen, hier ist es ja gemütlich, auch ohne Ina!

 

Seit sieben Jahren säuft, sabbelt und singt (so Ina’s Untertitel zur Sendung) Ina Müller jetzt schon bei Dir im Schellfischposten. Hast Du eine Lieblingssendung?

Ach, es gab so viele schöne Sendungen … was ich mitgenommen habe aus den Sendungen betrifft die Promis. Es gibt viele, bei denen ich vorher gesagt habe, naja, so sympathisch sind die sicher nicht. Und dann habe ich sie kennen gelernt und festgestellt, die sind richtig nett! Umgekehrt gibt es das aber auch. Zu mir sind die meisten richtig nett, bedanken sich bei mir für den guten Service.

 

Dann vielleicht einen Wunschgast?

Ich würde sehr gern Herbert Grönemeier hier haben, Udo Lindenberg und Udo Jürgens, der ist ja auch eine Legende. Über Lindenberg wurde schon öfter mal gesprochen als Gast für Inas Nacht, aber der Regisseur hat gesagt: „Was soll sie mit dem? Mit dem kann sie nicht schnacken. Udo nuschelt.“ Aber sie könnte ihn ja mal als Gesangseinlage einladen …

 

Wie bist Du überhaupt zu Deiner Kneipe, dem Schellfischposten, gekommen?

Die Seemanns-Kneipe ist der Traum meines Vaters. Mein Vater war während des Krieges bei der Marine. Das hat ihn so beeindruckt, dass er irgendwann mal eine Hafenkneipe haben wollte. Diesen Traum hat er sich mit dem Schellfischposten erfüllt.

Als Familie kamen wir Anfang der 60er Jahre von Düsseldorf hierher. Meine Eltern betrieben da in einer Nobelgegend eine Gastronomie. Als wir hierhin zogen, waren die Zeiten ziemlich rau. Die Arbeiter von den Fischkuttern zogen von Kneipe zu Kneipe und haben überall gesoffen. Und dann gingen die Schlägereien los. Wir waren aufgelöst, wir Mädels und meine Mutter, haben nur geheult.

Als meine Eltern gestorben sind vor 25 Jahren, haben mein Mann und ich die Kneipe zuerst verpachtet, was aber nicht funktioniert hat. Weil viel Herzblut an ihr hängt, wollten wir sie aber nicht aus den Händen geben. Und da haben wir uns gedacht: Wir machen das so nebenbei. Dass das aber soviel Arbeit ist, hätten wir aber nicht gedacht!

 

Du bist also gar nicht die geborene Wirtin?

Ich bin absolut nicht die geborene Wirtin! Ich habe viele Jahre als Zahnarzthelferin gearbeitet. Ich bin oft bei meinem Mann, einem Kapitän, auch auf dem Schiff mitgefahren. Dann kam unsere Tochter zur Welt, und irgendwann bin ich zuhause geblieben. Ich mochte gern Hausfrau und Mutter sein. Und als unsere Tochter alt genug war, verschwand unsere damalige Pächterin. Es passte also.

Als Wirtin bin ich wohl nicht genug Geschäftsfrau. Mir liegt daran, dass es menschlich zugeht. Dass ich zu meinen Stammgästen einen guten Kontakt habe, dass die Touristen und Fremden, die kommen, das Gefühl haben, hier hört ihnen jemand zu, hier wird gelacht.

Wenn ich ständig dran denken würde, wie viel Bier ich verkauft habe und das dieser und jener Gast noch eins trinken könnte, das würde nicht zu mir passen.

Ich wollte eigentlich gar nicht Wirtin sein. Es dauerte eine Weile, dann habe ich aber gemerkt, wie schön es ist, eine Kneipe zu betreiben.

 

Vorbereitungen für Inas Nacht vor dem Schellfischposten

Vorbereitungen für Inas Nacht vor dem Schellfischposten

 

Das heißt, Du schnackst gern mit Deinen Gästen — wie Ina Müller?

Ja! Es gibt aber auch Typen, die anstrengend werden, die einen vollquatschen. Denen sage ich dann: „Du schnackst mich hier so voll, jetzt ist mal genug. Halt mal den Rand!“ Das musste ich erst lernen. Das habe ich hier gelernt. Ich bin eigentlich eine ganz Ruhige, auch eher so ein bisschen gehemmt gewesen. Hier in der Kneipe, bin ich so frei geworden.

(Und hier geht es zum Bericht über die Aufzeichnung von Inas Nacht …  Hinter den Kulissen von Inas Nacht.

Der Schellfischposten nahe des Fischmarkts ist in Hamburg eine Institution. Die urig dekorierte Kneipe ist täglich ab 12 Uhr geöffnet, Sonntags ab 7 Uhr. Der Renner bei Wirtin Ulla Müller sind Pferdewurst und ihr handgefilterter Kaffee. Ihre Stammgäste schwören aber auch auf ihre frisch belegten Fischbrötchen und andere einfache Snacks. Ulla hat zwar eigentlich nie frei, manchmal aber knapst sie sich einen Vormittag ab, schläft dann lang, frühstückt auf ihrer Dach-Terrasse und guckt ins Grüne. Das entspannt.

 

Das Interview führte Dani Parthum am 13. August 2012
9. September 2012 

Fotos: Dani Parthum 

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Sie kann Boss.

Marion Knaths hat die Männer durchschaut. Sie war Vorstand eines US-Großkonzerns und weiß, wie Frauen die gläserne Decke durchbrechen können. Ihr Wissen gibt sie als Führungskräftecoach an Frauen weiter. Wenn die androgyn wirkende Knaths als Rednerin auf Bühnen steht, wie zuletzt bei der WoManPower 2012 in Hannover, wird es amüsant. Und wahrhaftig. Knaths erzählt pointiert und mitreißend – und mit einer klaren Botschaft: Frauen, lasst euch nicht ausbremsen von den Männern, sondern spielt mit. 

 

Charismatische Rednerin -- Marion Knaths

sheboss heißt Knaths Firma — der Name ist Programm. Um „Boss“ zu werden, müssen Frauen sichtbar sein für Vorgesetzte und Kollegen, sagt Knaths. Wie das geht? Sich das eigene Rollenverhalten  bewusst und männliches Kommunikationsverhalten zu nutzen machen.

 

Frauen fragen, Männer machen Ansagen

Ein früh gelerntes Rollenverhalten steht vielen Frauen im Job im Weg. Knaths erklärt das in ihren Vorträgen in charmanter Weise so: Mädchen spielen gern Rollenspiele, Jungs Fußball. Beim Rollenspielen gibt es nichts zu gewinnen, dafür viel zu verlieren. Ein Mädchen kann von den anderen ausgeschlossen werden. Also achten sie später auch als gestandene Frauen darauf, alle einzubeziehen und gemocht zu werden. Anders bei den Fußball spielenden Jungs. Da sagt schon erstmal ein Trainer, wo es langgeht. Im Wettkampf läuft die Mannschaft als Team auf, da ist es egal, ob einer gemocht wird oder nicht. Was zählt sind Sieg und Lob vom Trainer – und den Kumpels! Entsprechend kommunizierten Mädchen und Jungs als Erwachsene.

Frauen fragen, damit sich alle einbezogen fühlen, und Männer machen Ansagen, wie früher ihre Trainer. Dass dadurch Missverständnisse entstehen, liegt auf der Hand, so Knath.

„Eine ernstgemeinte Frage ist bei sehr vielen Männern deshalb eine Rarität! Weil für sie gilt: Wer fragt, verliert!“ Knaths empfiehlt deshalb Frauen, sich diese Art zunutze zu machen, ohne sich zu verbiegen.

Ihr Tipp: Anweisungen an Männer nicht freundlich als Frage formulieren, sondern als Ansage. Wie das geht? Am Satzende mit der Stimme runter statt hoch. Das wirkt kompetent und freundlich.

Also nicht:  Herr Martin, bearbeiten Sie bitte bis morgen 10 Uhr das Dossier? (Stimme hoch) 
Sondern:  Herr Martin, bearbeiten Sie bitte bis morgen 10 Uhr das Dossier! (Stimme runter)

 

Timing wichtig

Konferenzen sind für Frauen oft ein Graus, eine Zeitverschwendung. Sie wollen schnell die Agenda abarbeiten, Zack-zack über alles reden und dann weiter. Anders die männlichen Kollegen. Sie tun erst einmal reihum ihre Ansichten kund, auch wenn sich die Argumente wiederholen. Solange der Chef ein Mann ist und das toleriert, hat Frau keine Chance, das zu ändern, so Knaths und meint: über sich ergehen lassen und auch etwas sagen, geistreich muss es gar nicht sein. Machen die Männer ja auch nicht jedes Mal. Und dann warten, Männer reden lassen, deren Lösungen und Einwände anhören. Und erst, wenn sich die Argumente zu einem bestimmten Zeitpunkt im Kreis zu drehen beginnen oder eine Lösung nicht greifbar ist, die eigene Idee oder einen Redebeitrag beisteuern – mit fester Stimme.

Und wenn sich ein Kollege die Idee schnappt und als seine verkauft, was ja oft vorkommen soll, reinhaken, die eigene Freude kundtun, dass der Kollege IHRE Idee offensichtlich gut findet, und dann die eigene Problemlösung mit anderen Worten noch einmal darlegen.

Wer gleich am Anfang mit seinen Ideen punkten will, um die Diskussion in die gewünschte Richtung zu lenken, geht oft unter, hat Knaths beobachtet, wird von Kollegen ignoriert, nicht ernst genommen. Und noch etwas ist wichtig gerade in Konferenzen: die Hierarchie einhalten.

 

Immer an die „Nummer Eins“

Die Nummer Eins ist der Chef oder die Chefin. Wer als Frau in einer Männerrunde — oder von Männern dominierten Runde — gehört und gesehen werden will, spricht nicht in die Runde, mit Blickkontakt reihum, sondern direkt die Nummer eins an. Das betont Marion Knaths immer und immer wieder. Denn die Nummer Eins ist wie früher der Trainer, der sagt, wo es langgeht, der lobt und tadelt. Ist die Idee, der Redebeitrag beim Chef angekommen, reagieren auch die Kollegen darauf, vorher meist nicht.

 

… und schön wiederholen!

Auch wenn es einem vielleicht doof vorkommt! Um in der Hierarchie aufzusteigen, ist es in Konferenzen und Mitarbeitertreffen mit Chefbeteiligung enorm wichtig, einen „wahrnehmbaren Beitrag für’s Team zu leisten“, sagt Marion Knaths. Das müsse nicht grimmepreisverdächtig sein. Es genügt, die guten Ideen oder eine gute Idee der KollegInnen zu wiederholen und besonders herauszustreichen. Beim Chef bleibt dann hängen: die Kollegin ist engagiert!

 

Über Erfolge sprechen

Klappern gehört bekanntermaßen zum Handwerk. Wer die oberen Sprossen der Karriereleiter erreichen will, sollte das Klappern beherrschen. Erfolgreich gemeisterte Projekt gegenüber Kollegen unbedingt ansprechen, den eigenen Anteil daran herausstellen, sagt Knaths, auch wenn es schwerfällt und ungewohnt ist. Männer tun das ständig. Nur wenn auch frau über ihre Erfolge spricht, wird sie von Kollegen und Vorgesetzten wahrgenommen. Und:

 

Prestigeträchtige Aufgaben übernehmen

Und die Fleißarbeiten anderen überlassen, zum Beispiel dem neuen, jungen Kollegen. Oder dem Kollegen, der ständig alles besser weiß, vielleicht mit den Worten: „Sie können das doch viel gründlicher erledigen als ich, Herr Müller, Sie mit Ihrem Überblick!“ Wie kann dann der Kollege die Fleißarbeit ablehnen? Und Sie haben Zeit für Aufgaben, die wichtig sind für Team und Firma.

 

Frau-Sein ist gut, Mädchen-Sein Schrott

Noch so ein Erfahrungsschatz. Sich dem männlichen Kommunikationsverhalten anzupassen, bedeutet auf keinen Fall, die eigene Weiblichkeit und Persönlichkeit aufzugeben, sondern nur, sich im Job den Gegebenheiten anzupassen. Das ist professionell! Das Mädchen in uns, das gluckst, die Beine im Stand kreuzt, den Kollegen den Vortritt lässt, immer hilfsbereit und nett ist und bei Gesprächen mit geneigtem Kopf ständig lächelt – bleibe besser zuhause, appelliert Knaths.

 

Das war suboptimal

Und geht mal etwas gründlich in die Hose, läuft zum Beispiel eine Präsentation wirklich schlecht, hat frau in einer wichtigen Debatte einen Black Out oder irgendeinen Fehler gemacht – nicht lange hadern, sich den Fehler besser verzeihen und ihn innerlich mit den Worten kommentieren (so macht das auch Knaths): „Das war suboptimal!!“ Ein Satz von Gerhard Schröder im Interview mit der „ZEIT“ auf die Frage, wie er sein Auftreten in der Elefantenrunde 2005 im Nachhinein einschätzt.

Suboptimal! Was für eine grandiose Verharmlosung. Schröder war in der Elefantenrunde am Wahlabend außer Rand und Band, wirkte angetrunken. Elefantenrunde wird die  Fernsehdebatte bei der ARD genannt. Zwei Journalisten befragen nach der Wahl die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien. Schröder als Noch-Bundeskanzler konnte sich in dieser Sendung nicht zu seiner Wahlniederlage bekennen, er beharrte darauf, dass ER natürlich Kanzler bleibe und „der eigentliche Verlierer dieser Wahl doch Frau Merkel“ sei! „Niemand außer mir kann eine stabile Regierung bilden!“, wetterte er selbstgerecht. Und machte sich unvorstellbar lächerlich.

Jede Frau hätte sich für diesen Auftritt vor Scham monatelang nicht mehr auf die Straße getraut. Schröder aber, das Alphaltier, findet seinen Auftritt lediglich „suboptimal“!

Natürlich verhalten sich Frauen und Männern nicht alle und ständig so stereotyp, wie Marion Knaths das in ihren Vorträgen anspricht. In der Zuspitzung aber liegt viel Wahrheit.

 

Wir Frauen sind lernfähig!

Mit diesen Worten beendet die Beraterin Marion Knaths bei der WoManPower ihren Vortrag über die zwei Seiten der Gläsernen Decke. Recht hat sie. 

 

Begehrte Fachfrau Knaths bei der WoManPower 2012

 

Marion Knaths hat es geschafft, sich in der Männerwelt eines Großkonzerns zu behaupten — als Vorstandsmitglied, gerade einmal 34 Jahre alt. Sie stellte auf ihrem Weg nach oben aber fest, dass viele ihrer Kolleginnen an die so genannte Gläserne Decke stießen und nicht im Unternehmen aufstiegen wie sie. An der Fachkompetenz habe es jedenfalls nicht gelegen, bemerkte Knaths, sondern an der Rolle, die die Frauen spielten und wie sie in der männlich dominierten Hierarchie kommunizierten, verbal und nonverbal. Nach einer überstandenen Krebserkrankung legte Marion Knaths ein Sabbatical-Jahr ein. Den Vorstandsjob quittierte sie anschließend und gründete ihre eigene Firma sheboss. Seither bietet sie Führungskräfteseminare an — von Frauen für Frauen.  

 

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Sein Krieg im Kopf.

Immer muss er wissen, wo sie ist. Schreit die Kinder an. Haut ab. Und doch hält Marita Scholz zu ihrem Mann. Weil sie weiß: er kann nicht anders.

„Wenn du nicht sofort nach Hause kommst“, brüllte es aus dem Telefonhörer, „dann bringe ich mich und Janina um.“ Das saß. Wie weit würde er gehen? Ich hatte mir immer wieder versucht vorzustellen, dass er fähig war zu töten. Sollte ich auf seine Forderung eingehen? Ich kannte ja auch den anderen Rene, den zarten, den liebevollen, der niemals in der Lage sein würde, seiner 3-jährigen Tochter etwas anzutun.“   (Zitat aus „Heimatfront“, S. 124)

 

Ich. Das ist die 35jährige Marita Scholz. Selbst nach diesem angekündigten Amoklauf hält sie zu ihrem Mann, kämpft um ihre kleine Familie — Mutter, Vater, zwei kleine Kinder. Ihr Mann Rene leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, einer PTBS, seit er als Soldat einer Spezialeinheit der Bundeswehr bei zahlreichen, geheimen Auslandseinsätzen zu viel gesehen, getan, gehört hat. Selbstmordattentate, gegnerisches Feuer, sterbende Kameraden, das Töten haben ihn schwer seelisch verletzt. Jetzt ist der Krieg sein ständiger Begleiter — auch im sicheren Deutschland: Er flieht vor Kinderweinen, meidet Menschengruppen und Rasenflächen, kontrolliert seine Frau, ist ängstlich und aggressiv. Von Heimatfront spricht seine Frau Marita. Sie hat ein bewegendes Buch darüber geschrieben. Ein Gespräch.

von Dani Parthum, 20. März 2012

Rene und der Krieg: die PTBS zerstörte fast ihre Ehe

Frau Scholz, Sie waren 2002 Weltmeisterin im Ruder-Doppelvierer, waren gesund, kräftig, emotional stabil. Heute sind Sie…
Scholz: … emotional an den Grenzen. Wenn die Kinder krank werden, bin ich an den Grenzen, das gebe ich offen zu, weil ich dann an die Grenzen komme, alles zu organisieren. Alles muss funktionieren. Eine Psychologin hat mal gesagt, dass ich die Jahre gar nicht durchgehalten hätte, wenn ich keinen Leistungssport gemacht hätte. Diese Disziplin, auch einfach dieses stumpfe Abarbeiten und Funktionieren, das hat mir da schon sehr geholfen, durchzuhalten.

Aber ich bin schon ein bisschen ruhiger geworden, weil Rene jetzt eine Therapeutin gefunden hat, die ihn menschlich annimmt und die ihm Methoden zeigt, wie er sich aus für ihn gefährlichen Situationen retten kann, um mal nicht einen Ausraster zu bekommen. Und weil ich mittlerweile bei einer Psychologin der Bundeswehr auch gesehen werde. Da gehen wir als Paar hin und besprechen Einzelheiten des Familienlebens. Wir haben ja unsere Kinder, und wir wünschen uns, dass sie so unberührt wie möglich aufwachsen.

Was hat Sie an Rene begeistert, als Sie ihn 2002 zum ersten Mal getroffen haben und was ist davon geblieben?
Scholz: Als ich auf ihn aufmerksam geworden bin, hat mir so eine Mischung gefallen, dass er so eine extreme Sicherheit ausstrahlte. Seine warme Stimme, der große warme Felsen. Das strahlt er noch heute aus. Ich muss aber immer schauen, dass er auch der große warme Felsen bleibt und sich nicht aus der Realität verabschiedet. Dann strahlt er Kälte und Gleichgültigkeit und Aggressivität aus.

Leben Sie als Familie wieder zusammen? In Ihrem Buch sprechen Sie von Trennung, um sich und die Kinder zu schützen.
Scholz: Wir leben zusammen mit unseren zwei Kindern. Er geht halbtags arbeiten, weil er aus körperlichen und nicht nur seelischen Gründen nicht mehr schafft. Er braucht neben seiner vierstündigen Arbeit genug Zeit, sich zu regenerieren. Und auch für seine Knieverletzung Krankengymnastik zu betreiben.

Wie sieht Ihr Tag aus?
Scholz: Heutzutage geht das schon etwas entspannter ab als zu der Zeit, als ich das Buch geschrieben habe. Es ist schon besser geworden, weil schlimmer es schon fast gar nicht mehr geht. Er nimmt heute Aufgaben wahr, wie die Brote für die Kinder machen. Früher wäre er dazu gar nicht in der Lage gewesen. Das ist ein großer Fortschritt, dass er seinen Bereich hat, sich wohlfühlt und genug Selbstbewusstsein trotz seiner Belastungsstörung hat, das auch zu machen. Es gab Zeiten, da hat er sich völlig verleugnet.

Heißt das, dass vor allem Sie den Tag organisieren, um ihn herum? Was ist besonders schwierig?
Scholz: Mit den Kindern einkaufen zu gehen wird schon schwierig, weil er dann zu viele Personen unter Kontrolle haben müsste. Er kann ja solche Menschen, die in ihm ungute Gefühle auslösen, schon riechen. Er nimmt seine Umgebung sehr, sehr sensibel wahr, da ahnen manche noch nicht, dass jemand um die Ecke kommt, da weiß er das schon. Auch mal ausgehen in eine Gaststätte geht mittlerweile. Bei der Sitzplatzwahl prüft er manchmal, ob er mit dem Rücken zu den Gästen sitzen kann. Kinder abholen geht auch mal. Aber wir haben auch eine Babysitterin, die zweimal in der Woche die Kinder betreut, wenn ich zum Sport gehe. Ich brauche den Sport für mein persönliches Wohlergehen, und ich will ihn nicht ständig unter Druck setzen, dass er für die Kinder da sein muss, weil ich mir nicht sicher sein kann, dass er sich jeden Tag gleich wohl fühlt. Der ganze Tag ist eine Herausforderung.

Was löst bei ihrem Mann besonders schnell Erinnerungen an den Krieg und seine Einsätze aus?
Scholz: Das Schreiverhalten der Kinder wie auch Kriegsnachrichten im Radio oder Fernsehen, gewisse Fremdsprachen. Deswegen bin ich sehr froh, dass beide Kinder jetzt sprechen können. Dass sie sich äußern können. Aber auch, wenn die Kinder teilweise Tiger spielen und fauchend durch die Gegend rennen, erinnert ihn das an unschöne Situationen, wo er Kameraden verloren hat und dann kann es sein, dass er plötzlich anfängt zu zittern oder Tränen in den Augen hat. Oder wenn ein Kind mit Essen spielt am Tisch, dann kommen auch harte Worte von ihm, oder er verlässt den Raum, wenn er meinen Blick sieht, um sich außerhalb der Situation zu beruhigen.

Warum reagiert er darauf so stark?
Scholz: Weil er viele Kinder an fehlender Nahrung hat sterben sehen. (sehr leise fügt sie an) .. er hat alles gesehen … ja.

Woran ist Ihnen letztlich aufgefallen, dass Ihr Mann anders geworden ist, als Sie ihn kennenlernten 2002?
Scholz: Sein Zittern, seine fehlende Körperwahrnehmung auf Schmerz, Kälte, Hitze, seine Hypersensibilität auf Geräusche oder auch Bewegungen. Aber auch dieser immer gleiche Wochen-Rhythmus. Montag ging es ihm gut, Dienstag wurde es schon so komisch hinterfragt, wo ich bin und am Mittwoch die regelmäßigen Ausraster und Donnerstag diese langsame Wogen glätten und Freitag wieder Sonnenschein. Diese Ausgewechseltheit, auch von Mimik, das man einen lebendigen Gesichtsausdruck hat und dann wieder eine totalen starren, faltig, grau, das war schon eigenartig. Und dann denkt man, das ist ein anderer Mensch.
Dieses Muster kam ja dadurch zustande, dass er montags in die Kaserne gefahren ist, und dann diese Wegsein von Zuhause, dieses Wegsein von der Sicherheit, das alles noch so ist wie zuvor, dass keiner ihn hintergeht- was das auch manchmal auch immer heißen mag. Er nimmt aufgrund seiner Erkrankung Situationen in schlechten Phasen anders wahr als ein Nichterkrankter.

Ihr Mann kommt vom Auslandseinsatz zurück, sieht grau aus im Gesicht, faltig, übermüdet, völlig fertig. Haben Sie ihn gefragt, wo er war, was er erlebt hat?
Scholz: Eigentlich habe ich da gar nicht so gefragt. Weil ich von ihm wusste, er ist ja Soldat und das ist mit Geheimniskrämerei verbunden. Also ich habe ihn eher beobachtet und dann darauf gewartet, dass er was sagt. Das muss von ihm kommen, sonst fühlt er sich ja wieder ausgefragt oder hintergangen oder vielleicht hätte er mich ja als Informant gesehen. Er ist ja darauf trainiert, skeptisch zu sein, alle Menschen mit Vorsicht entgegenzutreten. Sicherheit geht vor und wir lassen keinen zurück. Er hat ja bestimmte Satzfloskeln. Wenn man ihn mal gefragt hat, wo bist Du gewesen, da hat er gesagt: Habe ich vergessen. So. Da kann man sich den Rest denken.

Ihr Mann gesteht sich 2007 schließlich ein, dass er psychologische Hilfe braucht. Es folgen mehrere stationäre Therapieaufenthalte im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg. Sie wurden aber nicht eingebunden…
Scholz: Von dem ersten Psychologen hatte ich ja noch die eine direkte Durchwahl. Das hat mir Sicherheit gegeben, dass er ihn auch als schwierigen Patienten sah. Von der zweiten Psychologin hatte ich gar nichts, nur eine Nummer des Geschäftszimmers. Und sie hat meiner Meinung nach nicht wirklich die Realität gesehen. Sie hat immer wieder auf dieser einen Situation herumgehackt, mit Kindergeschrei, und wir hatten ein Baby! Das hat ihn so destabilisiert. Kranke mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kann es passieren, dass sie Situationen ganz anders wahr nehmen als gesunde Menschen, die geben das auch ganz anders wieder. Gerade dort hätte eine Zusammenarbeit mit der Ehefrau erfolgen müssen, einfach mal Rücksprache halten, oder einfach mal dran bleiben am Patienten, um ihn dazu zu bewegen, eine Zusammenarbeit mit seinem Partner, der Familie, dem Hauptlebenspunkt zuzustimmen. Einfach mal sagen: Wir hören uns beide Parteien an und dann kann die Ehefrau meinetwegen wieder rausgehen aus der Therapie. Aber das grundsätzlich abzuwiegeln finde ich bei diesem Krankheitsbild fehlerhaft.

Was werfen Sie der Bundeswehr vor?
Scholz: Einerseits stimmt es ja, PTBS-Kranke suchen sich ja selbst solchen höheren Intensitätslevel, damit sie nicht in die Entspannungsphase kommen, sonst fangen sie ja das Zittern und Stottern an. Es muss mehr hinterfragt werden, der Mensch gesehen werden und nicht der funktionierende Soldat. Und gerade in solchen Kampfeinheiten, wo nur die „wahren“ Männer zählen, gerade bei diesen „wahren“ Männern gibt es viele Versteckte, die sich helfen lassen sollten.

Beim Lesen Ihres Buches habe ich mich immer wieder mal gefragt, was hat Sie bei ihm gehalten?
Scholz: Am Anfang habe ich das ja als persönliche Eigenheiten abgetan. Aber dann strengte sich ja immer mehr so die Frage nach seinen Verhaltensveränderungen und seinen teilweisen Phantasien an. Irgendwann fragt der normale Menschenverstand dann, ob so etwas möglich ist. Und man erinnert sich an den Menschen, den man kennt und in der Zweisamkeit kennt und das hilft einem beim Durchhalten. Ich war sicherlich zweimal an dem Scheideweg, und so wie ich ihn kennengelernt habe und ihn einschätze, weiß ich ja, dass er auch vieles möglich gemacht hat, was unmöglich schien und dass er eine große Opferbereitschaft hat gegenüber anderen Menschen. Er ist ein sehr hilfsbereiter Mensch, ist aber durch die Verluste in seinem Leben gekennzeichnet. Mein Trainer hat immer wieder den Satz gebracht: Das Umfeld prägt den Menschen. Deswegen habe ich mir immer wieder gesagt: Marita, wenn du so und so bist, dann wird sich das auch irgendwann in die Richtung bewegen. Du musst nur lang genug den Atem haben. Aber ich glaube, ich war manchmal zu lieb; ich hätte ihm eher Grenzen setzen müssen. Die Krankheit ist ja so, dass die Menschen es gar nicht merken, dass sie anders sind. Und daran habe ich immer festgehalten. Weil ich wusste, dass er krank ist.

Mit dem Buch werden sehr private Dinge publik. Warum trauen Sie sich das?
Scholz: Das hat mich so an meine Grenzen gebracht, dass ich mich gefragt habe: Wie wird es anderen gehen? Ich hatte einen guten Vorlauf in meinem Leben, um das Ganze zu verkraften. Ich musste mich selbst über die Krankheit informieren und bin auch deshalb selbst zur Psychologin gegangen, um etwas über die Krankheit zu hören. Ich glaube auch, dass selbst Psychologen nicht ahnen, was in so einer Familie abgehen kann! Weil die sehen ihre Patienten eine Stunde die Woche – und das finde ich so was von wenig. Ich habe das Buch für Angehörige geschrieben, für selbst Erkrankte, weil woher sollen die mal eine Geschichte von A bis Z lesen, wo sie vielleicht mal ihre Ehefrauen und Ehemänner in einem anderen Licht sehen und vielleicht auch den Menschen die Angst zu nehmen, das anzusprechen … Die Bundeswehr muss gucken, dass sie ein System schnellstmöglich erarbeitet, das allen Betroffenen hilft, auffängt und sie erst einmal ortet.

Gibt es für Sie und Ihren Mann eine Zukunft?
Scholz: Hätten wir die Liebe jemals verloren, dann wären wir heute nicht soweit, wie wir jetzt sind. Die Liebe ist noch da. Deswegen machen wir weiter und hoffen, dass das Vertrauen weiter wächst.


Die Bundeswehr ist nach §31 des Soldatengesetzes auch Angehörigen von Soldaten gegenüber zur Fürsorge verpflichtet, auch nach der aktiven Zeit als Soldat. Die Bundeswehr kommt dieser Fürsorge allerdings nur zögerlich nach. Auf ihre Anfragen beim Bundesverteidigungsmisterium per E-Mail, wie die Bundeswehr die Fürsorge sicherstellt, erhält Dani Parthum keine Antwort.


Nachtrag April 2012:
Marita Scholz berichtet nach ihrer Buchveröffentlichung allerdings Positives. Sie hat sich direkt an das Bundesverteidigungsministerium gewandt und auch mit dem im November 2011 erstmals ernannten PTBS-Beauftragten, General Munzlinger gesprochen. Die Mühlen beginnen langsam zu mahlen, schreibt Marita Scholz an sakida.de. Es müsse aber noch deutlicher zu spüren sein, dass sich die Bundeswehr kümmert, auch von allein Hilfen anbietet. Die Hauptlast liege immer noch bei den Soldaten und deren Angehörigen.

 

Nachtrag September 2012:
 
Rene ist noch bei der Bundeswehr als Zeitsoldat tätig, sein Vertrag läuft allerdings bald aus. Er hatte deshalb einen Antrag auf eine dauerhafte Beschäftigung als Berufssoldat gestellt. Für „einsatzgeschädigte“ Soldaten sieht das Einsatzversorgungsgesetz ausdrücklich diese Möglichkeit vor — als eine Art der Fürsorge.

Voraussetzung dafür ist die erneute Anerkennung der Posttraumatischen Belastungsstörung, noch bevor Renes Zeitvertrag ausläuft. Dabei ist seine einsatzbedingte Krankheit 2007 gutachterlich bestätigt und von der Bundeswehr anerkannt worden.

Das Bundesverteidigungsministerium hat dennoch seinen Antrag abgelehnt, wie Marita Scholz SAKIDA schreibt. Außerdem sei in der Wehrbereichsverwaltung das Gutachten über Renes Gesundheitszustand verschwunden, was das Ministerium gegenüber der Familie Scholz aber nicht erkläre. Dabei ist dieses Gutachten für Rene wichtig, um seine Chancen zu wahren.

Ein Angestellter des Verteidigungsministeriums hat Rene inoffiziell geraten, seinen Anspruch auf Verbleib in der Bundeswehr auf dem Gerichtsweg durchzusetzen und ihm einen Anwalt in Hamburg empfohlen. Er weiß aber nicht, wie er das durchstehen soll.

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Die Perückenfrau.

Sie schminkte die „7 Zwerge“ und Harvey Keitel. Ann-Kathrin Guballa verließ dennoch das Filmgeschäft. Jetzt macht sie krebskranke Frauen zu Königinnen.

Die Maskenbildnerin gründete eine Haarwerkstatt. Dort schenkt sie Chemo-Patientinnen neues Haar-Glück und Selbstbewusstsein. Keine Frage: Ann-Kathrin Guballa fühlt sich beruflich angekommen.

 

Ann-Kathrin Guballa liebt Haare in allen Variationen.
Ann-Kathrin Guballa liebt Haare in allen Variationen.

 

Wer sich eine Frisur von Ann-Kathrin Guballa wünscht, dem sind in punkto Länge und Farbe eigentlich keine Grenzen gesetzt. Sechs Schaufensterköpfe präsentieren im gemütlichen Hamburger Souterrain Laden „Die Königinnen“ angesagte Lang- und Kurzhaarfrisuren. Denn Frauen, die die „Königinnen“ Haarwerkstatt besuchen, wollen nicht die Spitzen geschnitten bekommen oder eine neue Tönung. Frauen, die hierher kommen, haben meist keine Haare mehr. Oder sie sind gerade dabei, alle zu verlieren.

Meist beginnt es mit einem Kopfhautjucken nach der ersten Chemotherapie, erzählt die Haarkünstlerin. An diesem Punkt erfahren die Brustkrebspatientinnen im nahen Jerusalem-Krankenhaus von sogenannten Breastcare Nurses, die Kranke unter anderem psychisch betreuen, dass sie nicht zwingend auf vorgefertigte Kunsthaarperücken zurückgreifen müssen, sondern auch individuell angefertigte Frisuren bei den „Königinnen“ bekommen können.

Ann-Kathrins Haarwerkstatt in Hamburg: Die Königinnen
Ann-Kathrins Haarwerkstatt in Hamburg: Die Königinnen

 

Perückenparty

Ann-Kathrin Guballa arbeitet eng mit den Nurses zusammen. Mit einem Werbekoffer voller Perücken an Krankenbetten aufzutauchen sei nicht ihr Ding, sagt sie. So aber arbeiteten viele Perückenhäuser. Die Maskenbildnerin setzt lieber auf die Mund zu Mund Propaganda der Nurses, mehr Werbung braucht sie als Ein-Frau-Betrieb ohnehin nicht.

Kommt eine Kundin zu den „Königinnen“, besteht der erste Akt meist im Scheren des Kopfes – im Beisein der ganzen Familie. Auch Kinder und Ehemann dürfen zum Rasierer greifen, um die Situation zu entspannen. Im Anschluss heißt es oft Perückenparty, zu diesem Zweck können sich Kinder und Erwachsene alte Perücken überstülpen und Spaß haben. Oft sind diese Augenblicke aber auch so emotionsgeladen, dass sich Ann-Kathrin Guballa diskret zurückzieht.

Ob blond, ob braun, ob kurz, ob lang. ... Bei Zweitfrisuren ist alles möglich.
Ob blond, ob braun, ob kurz, ob lang. … Bei Zweitfrisuren ist alles möglich.

 

Nichts daran erinnert die zierliche Haarkünstlerin mit dem braunen Pagenkopf dann an alte Theatertage, hat sie doch 12 Jahre unter anderem für das Hamburger Schauspielhaus frisiert und geschminkt. Es folgten zehn Jahre beim Film, die sie in viele Länder führte und mit Stars wie Harvey Keitel, Birgit Minichmayer und Otto bekannt machte. Ganz klar sehr schöne Jahre, sagt sie, die schon immer eine Affinität zu Haaren hatte. Doch alles änderte sich als vor acht Jahren ihr Sohn zur Welt kam.

Wer kann mit kleinem Kind schon wochenlang auf Dreh gehen? Ann-Kathrin Guballa entschied sich für kurze Werbedrehs, erschuf haarige Monster und Gestalten für Nutella und Dacia. Doch so recht glücklich mit ihrer beruflichen Situation wurde die Filmfrau nicht. Bis zu dem Tag, an dem sie eine Mutter in der Kita ansprach. Sie wusste von Ann-Kathrins Haarkünsten. Die Mutter berichtete von ihrer überstandenen Brustkrebs Erkrankung, und wie schwierig es gewesen sei, die ausgefallenen Haare zu verdecken.

Ein Haarteil zu fertigen dauert etwa 30 Stunden.
Ein Haarteil zu fertigen dauert etwa 30 Stunden.

 

Haare aus Asien und Osteuropa

Das brachte die Haarexpertin ins Grübeln. Und sie recherchierte. Ergebnis: Im Raum Hamburg gab es wenige Perückenhäuser, die Haarteile selbst fertigten. Das war im Oktober 2009. Drei Monate später bezog Ann-Kathrin Guballa ihre Haarwerkstatt im Eppendorfer Weg. Die Startkosten waren überschaubar, besaß sie doch aus Film- und Werbetagen die meisten Knüpf-Instrumente.

Statt trubeligen Dreharbeitern steht die gelernte Friseurin nun alleine in ihrem Studio und knüpft und knüpft: Toupets, Perücken und sogenannte „Anfertigungen“. Eine Geduldsarbeit, für ein Toupet braucht sie rund 30 Stunden. Kein Wunder also, dass die Haarteile sehr teuer sind. Eine Echthaarperücke in Neuanfertigung kostet zwischen 2500 und 3000 Euro – zu viel für die meisten Patientinnen, die entweder noch sehr jung sind oder krankheitsbedingt nicht arbeiten können. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel nur 250 Euro. Darum läuft es bei den meisten Kundinnen meist auf Teiländerungen hinaus. Ann-Kathrin nutzt als Grundlage Rohlinge mit halblangen Kunsthaaren, die sie dann nach Wunsch umarbeitet. Oft „pimpt“ sie das Kunsthaar mit Echthaar auf.

Dieses kommt aus Asien, Indien sowie Osteuropa und ist säuberlich in Schubladen aufgeteilt. Viele Haarspenden erhielt die umtriebige Haarfachfrau darüber hinaus im September bei dem von ihr initiierten Haarspendetag, bei dem fast 30 Frauen über 20 cm von ihrem Haar ließen. Ältere Frauen brachten alte Zöpfe mit, die sie sich zur Konfirmation hatten abschneiden lassen, und viele Geschichten zum Thema Haare.

 

Kosmetische Tricks

Kommt eine Kundin in Ann-Kathrin Guballas Haarwerkstatt, legt die Maskenbildnerin großen Wert auf Diskretion. Keine Kundin wird einer anderen über den Weg laufen. Oft weiß nicht einmal der Kollegen- oder weitere Freundeskreis von der Erkrankung der Frau. Umso wichtiger sei den Meisten, so Ann-Kathrin, dass die Frisur nicht auffalle. Die gelernte Maskenbildnerin erschafft aber nicht nur eine neue Frisur. Sie bringt Frauen auch kosmetische Kniffe bei, wie Wimpern kleben und Augenbrauen nachstricheln.

Die meisten Echt-Haare kommen aus Asien und Ost-Europa.
Die meisten Echt-Haare kommen aus Asien und Ost-Europa.

 

Trotz des Leids der Kundinnen ist Ann-Kathrin Guballa sehr glücklich mit ihrem neuen Job: „Es ist eine so superdankbare Aufgabe Menschen wieder schön zu machen! Natürlich denke ich oft, wie unfair, wenn ganz junge Frauen oder Müttern mit kleinen Kindern Brustkrebs haben.“ Umso dankbarer ist die zweifache Mutter, die selbst ihren Vater früh durch Krebs verloren hat, eine gesunde Familie und ein „schönes Leben“ zu haben.

 

Perücken Spende

Natürlich könnte die Perücken-Macherin expandieren. Der Bedarf wäre groß. Doch Ann-Kathrin möchte nicht:  „Der direkte Kontakt zu den Kundinnen ist mir wichtiger als Geld, wir kommen auch so über die Runden.“ Punkt 16.00 Uhr schließt sie den Königinnen Salon um ihre Kinder abzuholen. Bis dahin knüpft sie Haare und führt lange Gespräche mit ihren Kundinnen. Beides möchte sie nie mehr missen – für keinen Filmdreh der Welt.

Sind die Haare nachgewachsen, kommen viele der Kundinnen wieder. Dieses Mal zum Schneiden ihrer eigenen Haare. Oft spenden sie ihre Kunsthaare. Denn sie wissen wie es ist, keine Haare und nicht genug Geld für eine schöne Perücke zu haben.

 

Sandra Coy, 20. Februar 2012
Fotos: Sandra Coy

 

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Körpersprache.

Kleine Schritte, Beine verschränkt, Arme vor der Brust. Jede Frau kennt das und bewegt sich oft unbewusst so. Wirkung dieser Körpersprache? Meist unsicher. Aber das lasse sich ändern, sagt Jan Sentürk, Ex-Schauspieler, Sozialpädagoge und Dozent.

Sentürk beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Sprache des Körpers. Mit ihm haben wir eine kurze Analyse weiblicher Körpersprache gedreht und uns von ihm ein paar Tipps abgeholt, wie sich ein aufdringlicher Kollege auf Abstand halten lässt und Frau stärker wirkt.

von Dani Parthum, 2. April 2012



Körpersprache sagt ja schon, wir kommunizieren auch nonverbal. Wie haben wir diese „Sprache“ denn gelernt?

Sentürk: Wir lernen sie intuitiv. So, wie wir aufwachsen, nehmen wir Dinge aus unserer Umwelt an, deswegen gibt es hier und da kulturelle Unterschiede. Beispiel die Distanzzonen: Die Araber sind sich, auch wenn sie in geschäftlichen Zusammenhängen sprechen, so nah, dass sie gegenseitig ihren Atem riechen können. Das stellen wir uns in Deutschland eher unangenehm vor. Wir Nordeuropäer brauchen relativ viel Platz, etwa 60 Zentimeter, im Schnitt eine Armeslänge Intimdistanz, um uns wohlzufühlen. Wir machen viele Dinge intuitiv, von Natur aus, weil unsere Körpersprache von unserem limbischen System gesteuert wird und das ist Jahrtausende alt.

Wie unterscheiden sich denn männliche und weibliche Körpersprache.

Sentürk: Es gibt eine ganz grobe Kategorisierung. Das ist einmal: Frauen sind von ihrer gesamten Art her sozialer, sie lassen anderen mehr Raum und Entfaltung und nehmen auch weniger Raum in Anspruch. Männer breiten sich vielmehr aus. Das heißt, ein Mann, der selbstbewusst vor einer Gruppe steht, der wird die Füße generell breiter auseinander haben, etwa schulterbreit. Und eine Frau, die ebenso selbstbewusst ist, hat ihre Füße erfahrungsgemäß deutlich näher beieinander, etwa hüftbreit. Wenn ein Mann die Hand reicht, dann macht er das häufig aus dem Schultergelenk heraus, d.h. die Bewegung nimmt mehr Raum ein, wohingegen der weibliche Arm mit dem Ellbogen näher beim Körper bleibt. Auch hier sehen wir wieder: Frauen nehmen weniger Raum ein. Frauen sind sozialere Wesen. Sie bringen Kinder zur Welt, das muss ja auch einen Einfluss haben darauf, wie sie mit anderen Menschen umgehen.

Körpersprache: Sich ruhig mal ein bißchen ausbreiten, wenn der Kollege sich aufplustert.

Der Kollege steht zu nah und erzählt mal wieder großspurig? Arme an die Hüften, so demonstrieren Sie: Ich lasse mich nicht verdrängen!

Im Job gereicht Frauen diese rücksichtsvollere Körpersprache aber öfter zum Nachteil!

Sentürk: Das ist sicher so. Ich spreche, und das möchte ich betonten, pauschal – aber wir reden in der Körpersprache niemals von 100% aber deutlich von Mehrheiten. Also: Frauen sind harmoniebedürftiger, weil sie sozialer sind, auch rücksichtsvoller, wollen nicht verletzen, möchten verstanden werden, und das äußert sich auch in der Körpersprache. Und wenn ich dann immer darauf bedacht bin, verstanden zu werden, Männer aber eben gar nicht so sind! Die sagen: entweder es ist so, wie es ist, und so wird es gemacht, wie es gesagt wird, oder man verhält sich entsprechend, dann kann ich sie oder ihn respektieren oder eben nicht. Und dieses Harmoniebedürftige, alles bereden wollen, um zu einem guten Schluss zu kommen, was Frauen gerne wollen, und was viel besser wäre, akzeptieren Männer nicht und wollen das auch oft nicht. Und insofern ist es für die Frau nicht immer leicht im Berufsleben.

Heißt das, als Frau ist es strategisch besser, die Männer da abzuholen? Eher männlicher bewegen?

Sentürk: Nein, keine männliche Körpersprache für Frauen. Stellen Sie sich vor, eine Frau steht breitbeinig vor einer Gruppe. Das sieht albern aus. Aber es gibt schon einige Dinge, auf die eine Frau achten sollte, wenn sie in einem männlich dominierten Umfeld bestehen möchte und das muss sie tun, ob ihr das gefällt oder nicht. Das rat ich auch, das zu trainieren. Weil sich Männer schlicht und einfach nicht darum scheren, ob Frauen das gut finden oder nicht.

Wäre es dann aber nicht an den Männern, mal darüber nachzudenken und ihre Körpersprache zu ändern, weil ihre Körpersprache ja zum Teil ziemlich albern ist, zB. das Dasitzen mit weit offenen Beinen …

Sentürk: Das wäre fair, aber das Leben ist nicht immer fair!

Aber Männer haben Nachholbedarf, was Körpersprache betrifft!

Sentürk: Ja! Ich nenn‘ mal ein Beispiel, von dem ich weiß, dass viele Frauen das nicht mögen, ich nenne das den Sofafläzer. Der Mann, der sich insbesondere zuhause ins Sofa schmeißt, ins Sofa fläzt, breitbeinig hinlümmelt, und seine Frau im Raum ist, dann habe ich schon von vielen Frauen gehört, die sagen, ich mag das nicht. Das ist so eine Genitalpräsentation, dazu neigen Männer, und Frauen stehen meist überhaupt nicht drauf, weil es eine Respektlosigkeit ist. Und dieselbe Position würde der Mann bei seinem Chef im Büro auch nicht anwenden, eben weil es respektlos ist. Warum ist es das bei seiner Frau aber nicht! Zumindest wenn es sie stört.

Körpersprache: Wird jemand zu aufdringlich, Fuß nach vorn, das hält Distanz.

Wird jemand zu aufdringlich und kommt zu nah, Fuß nach vorn, das hält auf Distanz.

Was mache ich dann, wenn mein Chef so dasitzt, wenn ich mit ihm spreche, oder ein Mitarbeiter, wenn ich seine Vorgesetzte bin?

Sentürk: Das sind zwei unterschiedliche Situationen. Wenn Sie diejenige sind im hierarchisch untergeordneten Status, dann sollten Sie üblicherweise nichts dagegen tun. Er kann sich so hinsetzen, wie er will. Er ist Ihr Chef. Und es ist nicht an Ihnen zu sagen, wie er sich in seinem Büro hinzusetzen hat. Wenn es Ihr Mitarbeiter ist oder Ihr Untergebener, dann sollten Sie – wie auch immer – bedenken: Sie sollten nicht versuchen, mit ihm darüber zu reden. Er ist schon längst am agieren, auf der körpersprachlichen Ebene. Und während der Mann schon längst agiert, versucht die Frau noch zu erklären und zu reden. Das kann man einmal versuchen. Es kann aber so sein, dass Sie dann die Mimose sind, die Zicke, die sich anstellt. Wenn, müssen Sie auch körpersprachlich agieren und das ist abhängig von der Situation.

Ein Tipp, was tun?

Sentürk: Mein Tipp ist, stellen Sie sich hinter ihn. Entweder wird er das begreifen, oder er ist noch aufsässiger, und das ist ein unmissverständliches Zeichen von fehlendem Respekt. Dann müssen Sie sowieso reagieren. Oder er steht auf, und stellt sich Ihnen gegenüber mit breitbeiniger Position. Dann spontane Idee, stellen Sie sich sehr nahe gegenüber, verletzen Sie jedwede Intimdistanz, schauen Sie ihm in die Augen, und sagen Sie ihm, was er zu tun hat und setzen Sie das durch und halten Sie diese Anordnung und halten Sie den Blick. Denn wenn Sie das nicht tun, verlieren Sie schon wieder.

Körpersprache: Dieses Lächeln wirkt nett aber nicht durchsetzungsstark.

Dieses Lächeln wirkt nett aber nicht durchsetzungsstark.

 

Körpersprache: Wer dagegen so guckt, wirkt selbstbewußt und dennoch höflich.

Wer dagegen so guckt, wirkt selbstbewußt und dennoch höflich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Körpersprache ist also kein überschätztes Thema?

Sentürk: Nein, definitiv nicht. Weil – wir haben sie immer bei uns, sie sendet immer Signale, und wir haben auch keine Alltags- und keine private Körpersprache. Wenn wir z.B. jemand sind, der sich durchzusetzen weiß, dann wird sich das auch in unserer Körpersprache zeigen, egal ob wir privat unterwegs sind oder beruflich. Wir können natürlich gewissen Signale bewusst im beruflichen und wichtigem Umfeld einsetzen, wo wir vielleicht privat sagen, darauf kann ich verzichten, das ist nicht wichtig. Aber wir haben nur eine Körpersprache und die haben wir immer. Und deshalb ist sie immens wichtig. Und nach allen Untersuchungen ist es so, dass die Körpersprache zu einem Großteil zu unserer Wirkung beiträgt. Das sehen sie schon daran, wenn ich Ihnen mit einem aufgeschlossenen Blick und einem zur Seite geneigten Kopf sage, dass ich Sie sympathisch finde, oder ich sage Ihnen das Gleiche, in dem ich Sie starr angucke und den Mund danach schließe: „Ich finde Sie sympathisch.“ Sofort geht mit meiner veränderten Körpersprache meine Stimme in eine ganz andere Lage und Sie wissen, dass ich das eine so meine, das andere nicht.

Ist das Bewusstwerden der eigenen Körpersprache mehr eine Sache für Frauen in Führungspositionen oder ist das auch für die Verkäuferin wichtig, sich Gedanken zu machen, wie sie wirkt?

Sentürk: Grundsätzlich halte ich das für jeden wichtig, weil jeder eine hat. Und der Körper immer spricht. Natürlich ist es so, dass eine Frau, die in eine Führungsposition gelangen will, sich mehr Gedanken darüber machen muss als eine Frau, die Verkäufer ist und es auch bleiben will. Wenn aber die Verkäuferin sagt, ich will zur Marktleiterin aufsteigen, dann wird auch sie sich anders verhalten müssen und wird es automatisch tun, wenn sie generell den Ehrgeiz hat, sich weiterzuentwickeln. Und man kann definitiv seine Wirkung immer verändern, wenn man seine Körpersprache verändert. Aber das muss man trainieren. Und das ist auch nicht damit getan, dass ich einfach nur mal sage, ich nehme diese Geste ein, weil ich gehört habe, die wirkt so und so.

Wirkt die Persönlichkeit eher auf die Körpersprache oder die Körpersprache auf die Persönlichkeit?

Sentürk: Sowohl als auch. In der Wissenschaft spricht man von „Body Feedback“. Genauso, wie der Körper darstellt, was sie innerlich fühlen, so können sie durch die Einnahme einer äußeren Position auch die innere Haltung erzeugen. Es ist nicht ganz einfach. Aber es funktioniert definitiv! Das machen auch alle Schauspieler so.

Das heißt, es ist möglich, sich eine gewisse Körpersprache anzutrainieren, sodass ich sie strategisch einsetzen kann, wie eine Fremdsprache?

Sentürk: Das würde funktionieren, aber das ist Arbeit. Zum einen muss ich auch so offen sein, um zu sagen, die Körpersprache macht’s nicht nur, ich muss auch ein entsprechendes Outfit haben, auch meine Kompetenzen. Mit der Körpersprache können wir aber an uns arbeiten. Wenn wir zielgerichteter werden wollen, wenn wir gewisse Dinge körpersprachlich transportieren wollen, wenn wir eine Selbstsicherheit ausstrahlen wollen, dann tun wir das immer und zwangsläufig mit unserem Körper. Und wenn wir das verstärken wollen und verbessern wollen, dann können wir mit unserem Körper arbeiten und das heißt aber auch, wir müssen bestimmte Dinge üben, trainieren, und wenn wir unsere Körpersprache ändern, dann wird sich auch die innere Haltung verändern. Aber das ist nicht von heute auf morgen getan. Und ich empfehle auch jeden, das nicht in einer öffentlichen Situation auszuprobieren, sondern das zu trainieren, da, wo es nichts schadet.

Eine Situation, die viele Frauen mit Bürojob kennen: Frau kommt in den Konferenzraum, es ist freie Platzwahl. Wo setze ich mich hin, um eine strategisch günstige Position zu haben, wenn ich etwas zu sagen habe?

Sentürk: Als Position, die als selbstbewusst gilt, und für die man ein gewisses Standing zeigen kann, und wo man auch bereit ist, konfrontativ zu sein, ist z.B. die gegenüber des Redners. Oder vorne, wo die Musik spielt, bei Reihen hintereinander. Da bin ich direkt dran. Ich suche mir möglichst eine Position, wo ich möglichst wenig Barrieren zwischen mir und meinem Gesprächspartner oder Gegenüber habe.

 

Das Interview führte Dani Parthum am 29. März 2012

Wer mehr von Jan Sentürk lesen will: Er hat ein Buch zum Thema geschrieben. Titel: „Schulterblick und Stöckelschuh“, erschienen bei Springer Gabler.

 

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Sein Krieg im Kopf!

Dass Marita Scholz eine Kämpferin ist, hat sie früh bewiesen: Sie war Leistungssportlerin, wurde 2002 Ruder-Weltmeisterin im Doppelvierer. Im selben Jahr lernt sie ihren späteren Mann kennen, einen Zeitsoldaten. Was sie sofort an ihm mag, ist die Sicherheit, die er ausstrahlt, seine warme Stimme, seine weichen Hände. Heute ist er ein seelisch gebrochener Mann, ängstlich, schreckhaft, zum Teil aggressiv. Marita Scholz kämpft um ihn und ihre Kinder — und dass sie eine normale Familie werden.

 

Ihr Mann ist durch zahlreiche Auslandseinsätze der Bundeswehr höchst traumatisiert, weil Kameraden an seiner Seite starben, er Selbstmordanschläge und gegnerischen Beschuss nur knapp überlebt und verstümmelte, hungernde, sterbende Kinder gesehen hat. Diagnose nach zahlreichen Auslandseinsätzen: Posttraumatische Belastungsstörung. Was seine Seele zerstört hat, darüber redet er kaum; darf er nicht reden. Er gehört einer Spezialeinheit der Bundeswehr an. Höchste Geheimhaltung.

ein Bundeswehr-Soldat in Afghanistan    Bundeswehr/Wayman2010

ein Bundeswehr-Soldat in Afghanistan

Er trägt den Krieg in seine Familie hinein, kontrolliert seine Frau, erdrückt sie fast mit seiner Eifersucht, tobt, haut tagelang ab. Weg ist die Sicherheit. Stattdessen Furcht, Ohnmacht, Schweigen, Schuldgefühle, Isolation. Marita Scholz wird im Kampf um ihren Mann depressiv.

Sie hat ihren Schmerz in einem Buch niedergeschrieben. Sie erzählt darin, wie sich ihr Mann verändert, was diese Veränderung mit ihr macht — und später auch den Kindern, wie brutal die Familie mitleidet, und dass sie um jede Hilfe kämpfen muss. Die Bundeswehr bietet ihr keine an, sie wird auch in die Therapien ihres Mannes nicht einbezogen. Sie klagt mit ihrem Buch auch die Bundeswehr an:  Ich kann doch kein Problem privatisieren, das nicht im Privaten angefangen hat! Und sie fordert: Bietet Angehörigen und betroffenen Soldaten mehr Hilfe an!

schwerer Abschied - Soldat geht in den Einsatz               Foto Bundeswehr/Herolt

schwerer Abschied - Soldat geht in den Einsatz

„Heimatfront: Mein Leben mit einem Kriegsheimkehrer“ ist ein Buch mit Sprengkraft. Es zeichnet das Bild einer Bundeswehr, die ihre Soldaten, die seit 1992 immer öfter im Ausland ihren Kopf für Deutschland hinhalten, zu oft nicht fürsorglich behandelt und ihre Familien mit dem Kriegs-Trauma ihrer Partner zu lange allein gelassen hat.

 

Dani Parthum, 28. Februar 2012
Fotos:  Bundeswehr/ Wayman2010 und /Herolt2010

 

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Un-Gleichberechtigung

Schweden ist Vorbild für Vieles, besonders wenn es um die Gleichberechtigung der Geschlechter geht. Und ganz richtig, das Verhältnis der Geschlechter ist anders, weniger hierarchisch, weniger kämpferisch, es wirkt freundschaftlicher.  Und es wird öffentlich darüber diskutiert.

von Dr. phil. Susanna Stempfle Albrecht

In welchem Land gibt es schon einen Premierminister, der sich selbst als Feminist bezeichnet? So wie es  Göran Persson tat, zu seiner Zeit als schwedisches Staatsoberhaupt 1996-2006. Hier zu Lande scheint es hingegen mittlerweile so, als lehne frau sich wieder zurück, in der Gewissheit, dass in Sachen Gleichberechtigung bereits – wenn zwar noch nicht alles, dann doch vieles – gesagt und getan worden ist. Frau Schwarzer, unsere einzige Ikone in der deutschen Frauenbewegung, scheint ja auch nicht mehr so auf der geistigen Höhe zu sein, kooperiert sie inzwischen offen und unverblümt mit der BILD und sagt auch in so mancher Talk-Show wunderliche Dinge. Dennoch verdient Alice Schwarzer höchste Anerkennung für das, was sie für die Emanzipation getan hat. Und sie ist weiterhin wichtiges und leider einziges Gesicht der Frauenbewegung. Ihre schrille und erfrischend aufmüpfige Art hat dafür gesorgt, dass Frauenfragen überhaupt öffentlich diskutiert wurden. Dies alles scheint bedauerlicherweise in Vergessenheit zu geraten, eine Vergessenheit, die für die weitere Frauenemanzipation nicht hilfreich ist. Denn wir sind den Weg noch nicht zu Ende gegangen.

Die „Bitterfotze“ und das positive Image Schwedens
Blicken wir nach Schweden, dann sehen wir, dass dort laut und unablässig darüber diskutiert wird, dass es noch viel zu tun gibt, bis die Frau endlich die gleichen Rechte hat wie der Mann und die Gleichberechtigung auch im Alltag gelebt und gedacht wird. Sei es in den Medien, in der Literatur oder in der Wissenschaft: Der schwedische Feminismus lebt, sogar in der jüngeren Generation. Als jüngstes Beispiel lässt sich hier Maria Svelands „Bitterfotze“ nennen, 2009 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Darin beschreibt Sveland das harte Los einer jungen, verheirateten Mutter, die im Grunde alleinerziehend ist. Ihr Ehegatte kommt nicht so gut dabei weg. Er verfolgt zielstrebig seine Karriere und glänzt am meisten durch Abwesenheit. In einem Interview mit Brigitte.de betont die Autorin Sveland, dass in Schweden Frauen und Männer zwar emanzipierter als woanders leben, aber dass Frauen im Vergleich nur 80 Prozent eines Männergehaltes verdienen, den Großteil der unbezahlten, undankbaren Hausarbeit machen und aus dem Beruf entweder aussteigen oder zu lange pausieren, wenn ein Kind kommt. Maria Sveland meint, der Trick schwedischer Politik allgemein sei, bewusst dieses positive schwedische Image zu fördern, um sagen zu können: Man sei im internationalen Vergleich doch schon sehr viel weiter. So kann Kritik schnell und einfach mundtot gemacht werden.

Das Manifest: 100.000 Kronen auf den Grill und deutsche Tristesse
Es scheint also nicht zu genügen, dass Politikerinnen wie Gudrun Schyman einen symbolischen Akt begehen, indem sie 100.000 Schwedische Kronen – ungefähr 10.000 Euro – im nördlichen Ådalen öffentlich verbrennt.

Feministin Gudrun Schyman

Feministin Gudrun Schyman

Die Summe symbolisiert den Lohnunterschied zwischen Mann und Frau und ist, wie Schyman sagt, ein „Manifest gegen die Ungerechtigkeit“. Wie wichtig solche Zeichen dennoch sind, zeigt die große mediale Aufmerksamkeit dieser Kampagne. Schyman ist die Gründerin der feministischen Partei (FI=Feministische Initiative) in Schweden, die 2009 im Europaparlament und 2010 bei den schwedischen Reichstagswahlen zur Wahl stand. Sie will mit ihrer Partei in den schwedischen Reichstag einziehen. Einer der berühmtesten Unterstützer der FI ist kein Geringerer als ABBA-Ikone Benny Andersson, der satte 1 Millionen Kronen spendete.

Es geht aber um so viel mehr als um Geld. Es geht auch um eine Lebenseinstellung, um die Frage, wie unsere Gesellschaft aussehen soll. Es geht um eine Aufwertung des Weiblichen, nicht darum, dass die Frau es dem Mann gleich tut und sich anpasst. Und es geht um die Aufwertung von Kindern, deren Erziehung Elternsache ist, nicht Frauensache sein sollte. Das deutsche Wertesystem ist in dieser Hinsicht sehr verschieden von dem Skandinavischen, um nicht zu sagen: mittelalterlich, trist und rollenfixiert.

Im Norden ist nicht alles besser und nicht so unkompliziert wie es scheint. Die Praxis sieht – wie so oft – leider anders aus. Und auch in Schweden ist man mit dem Erreichten noch lange nicht zufrieden. Aber eines können wir uns hier in Deutschland vom gelobten Land Schweden wirklich abgucken: Die gemeinsame Bereitschaft, endlich wahre Gleichberechtigung zu erhalten und den unermüdlichen Willen, diese Fragen auf allen Kanälen immer wieder zu thematisieren. Frau und Mann gemeinsam. Diesen Willen gibt es in Schweden, da muss man nur einmal das öffentlich-rechtliche Radio einschalten oder die Zeitung aufschlagen. Überall und jederzeit wird diskutiert. Toll!

Hamburg, 19. Februar 2012

 

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Hinter den Kulissen von Inas Nacht.

Die Entertainerin Ina Müller ist ein Knaller. Von vielen geliebt, von einigen für zu laut befunden, ist ihre Sendung Inas Nacht ein Quotenhit in der ARD geworden, ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis. Ich hatte jetzt das Glück, bei der Aufzeichnung der ersten neuen Sendestaffel in der ältesten Seemanns-Kneipe Hamburgs dabei sein zu können. Ein Late-Talk-Bericht.

Dani Parthum, 9. September 2012 

 

Eintritt zu Inas Nacht

 

Prolog.

Es dauert. Die Assistentin hatte per Mail gemahnt: Viertel vor neun sollen wir bitte da sein! 21:30 Uhr stehen wir immer noch vor der Kneipe, dem Schellfischposten, mein Mann und ich, zusammen mit 12 anderen Gästen. Wir 14 dürfen heute mit von der Partie sein in der winzigen  Seemannskneipe im Hamburger Hafen – als trinkende und klatschende Kulisse für Ina Müller. Und auch die heutigen Gäste bei Inas Nacht lungern vor’m Cafe gegenüber herum: Kai Pflaume im Freizeitlook, Jessica Schwarz gepflegt ungepflegt und Tim Bendzko entspannt, weil er heute mal nicht die Welt retten muss.

Dann endlich Sitzprobe für uns Gäste an den zwei Kneipen-Tischen, dazu die forsche Ansage des Regie-Assistenten: „Tisch eins! Ihr Drei fahrt mit Ina im Bus mit.“ Wir sind gemeint. Schön! Wirtin Ulla Müller (Ina und Frau Müller.) fragt noch schnell, was jeder während der Aufzeichnung trinken möchte (denn dieses Getränk bleibt immer das Gleiche). Und dann geht es raus in den hergerichteten, hellblauen VW-Kleinbus.

Inas kultiger VW-Bus

Wir schwitzen. Es ist August und weit über 25 Grad warm. Dann kommt Ina: kurz vor 22 Uhr steigt sie unter großem Hallo der umstehenden Neugierigen in den kultigen VW-Bus – aufgedreht, angespannt und verdammt hübsch. 

Äktschn.

Kleine Ehrenrunde um den Block. Ina legt gleich los mit Fragen, ob wir gut drauf seien und was wir singen wollen. Sie stimmt dann lauthals „All you need is love“ an und bittet uns, kräftig mitzusingen. Und das tun wir auch gern. Ich fühle mich wie auf einem Schulausflug. All-you-need-is-love-schmetternd fährt Ina vor den Schellfischposten, hält die Türen auf; wir steigen aus, gehen rein in die Kneipe, setzen uns hin, Bierchen hoch, anstoßen. Ina wird singend und moderierend von den Schaulustigen, die sich vor den offenen Fenstern drängeln, in die Kneipe geklatscht. Und dann wird mir klar, warum sie ausgerechnet den Beatles Gassenhauer als Eröffnungssong ihrer heutigen Inas Nacht Show gewählt hat. 

Kai.

Denn als ersten Gesprächsgast begrüßt Ina Kai Pflaume, der ja die Fernsehsendung „Nur die Liebe zählt“ moderierte. Superschlank, in Ringelpulli und Freizeithose, springt Kai von draußen in die Kneipe. „Hallo!“ Sonst trägt Pflaume Anzug. Heute Nacht nicht. Ina bestellt Bier, Kai Alsterwasser. Das bringt ihm sofort einen Spruch ein: „Du bestellst ja Mädchenbier!“ „Ich bin eben ’ne gute Freundin.“, kontert Kai. Der Shanti-Chor schmettert den ersten Tusch. Hohohohoho. Hey! Geht gut los.

Ina spricht mit Kai Pflaume

Ina plaudert mit Kai über Boxershorts, Frauen und seinen Titel „Mr. Informatik“

Zuerst will Ina alles über Kais Anzüge wissen. Dabei erfahren wir: Kai trägt gern Boss, weil er „optisch niemanden zur Last fallen“ möchte, kauft seiner Frau mehr Klamotten als sich selbst und hat in der DDR Boxershorts entworfen, seine Schwägerin hat sie genäht und Kai für 15 DDR-Mark das Stück verkauft. Damit machte er im Monat etwa 1.000 DDR-Mark (das war mehr als ein Ingenieur in der DDR verdient hat!) Und Kai verrät, dass er mit 18 während seines Informatikstudiums zum „Mister Informatik“ gewählt wurde. Das gefällt Ina – und dem Shanti-Chor. Tusch. Hohohohoho. Hey! 

Ablaufplan der Sendung für Ina, befestigt über der Klotür

Ablaufplan der Sendung über der Klotür

So geht es weiter: Ina fragt, macht Witze auf Kais Kosten. Der antwortet clever, sodass Ina manchmal die Spucke wegbleibt. Sie kommen ins Plaudern, das Bier wird warm. Unvermittelt ruft Ina: „Stop!“ Das Kommando für die Visagistin. Ein Schweißtuch der Inas Nacht Crew wandert auf Inas glänzendes Gesicht und ein kalter Waschlappen in ihren Nacken. „Fünf Minuten Pause!“, weist der Regisseur an. Während zwei Visagistinnen Inas Make-up richten, können die Kameramänner durchatmen. 

Schweiß und Enge.

Drei Kameras zeichnen die Sendung Inas Nacht im Schellfischposten auf, der etwa so groß ist wie ein Wohnzimmer. Eine Kamera hält auf Ina, eine filmt den Gesprächsgast und die dritte den Raum, Shanti-Chor und Kneipen-Gäste, also uns (bloß nicht in die Kamera sehen!!!). Überhaupt ist die bei Inas Nacht Kneipe gerammelt voll: Ein Regisseur, ein Assistent, der Ina Texttafeln hochhält, zwei Techniker, ein Producer, ein Fotograf, dazu die dreiköpfige Band. Und wir natürlich! 14 Gäste an zwei Tischen, Schenkel an Schenkel. Ellenbogen rein und nicht zappeln, heißt hier die Arbeits- und Sitzdevise, und Bauch einziehen! 

Während die Visagistin Ina trockentupft und sie mal durchatmet, bringt Wirtin Frau Müller die nächste Runde an den Tisch. Herrlich so ein kühles Bier! Prost und weiter geht’s. Jetzt will Ina mit Kai singen. Dazu stemmt sie sich auf den Kneipentisch, rutscht rüber, balanciert sich auf ihren 16-Zentimeter-Heels (!) aus und stopft fix die Bluse ordnend in den Rock, als wäre sie zuhause. Das Team grinst. Kai auch. Wir grinsen mit. Und Kai singt gar nicht mal übel.

Der Assistent hält für Ina den Liedtext hoch

Spickzettel. Der Assistent hält für Ina den Liedtext

Nach eineinhalb Stunden sabbeln und singen mit Kai strömt der Schweiß wieder. Pause! Drei Minuten. Die Visagistin rennt. Ina ordert bei Frau Müller „ … noch ’n frisch Gezapftes, bitte!“, und trinkt es auf ex. Dazu eine Zigarette und ein Gespräch mit dem Regisseur. Sind die Kameras aus, wird Ina ernst, konzentriert sich. Mit einem flotten Spruch zu Kai geht es weiter. Die Bierdeckelchen sind jetzt dran.

Der Assistent reicht Stifte und Bierdeckel herum, wir sollen uns Fragen an Kai ausdenken. Dazu serviert Frau Müller das nächste kalte Bierchen, Nr. 3. Prost in die Runde. Schon leicht angeschickert dichtet mein Mann dann so etwas wie: „Kai, gehst Du immer noch an den FKK-Strand?“ (war in der DDR üblich, nackig auf Rügen und Usedom zu liegen). Und … mir fällt nicht wirklich was witziges um kurz vor Mitternacht ein. Ich kapituliere. Der Assistent sammelt die Deckelchen ein – und steckt sie zu unserer Überraschung hinter andere Deckel, die er schon in der Hand hält. Diese nimmt Ina zuerst: Bierdeckelchen mit vorbereiteten Fragen? Also doch nicht alles so spontan hier in Inas Nacht? 

Bierdeckelchen für Kai

Wer spontan ist, ist Kai! Zwar gibt er sich wie immer als netter Kerl von nebenan, aber erstaunt mit seiner Schlagfertigkeit wohl auch gelegentlich Ina. Sie lacht dazu herzlich und der Shanti-Chor tuscht. Hohohohoho. Hey!

Dann kurz Hektik. Auftritt Tim Bendzko. Das ist der junge Musiker, der mit dem Titel „Muss nur noch kurz die Welt retten“ einen Sensationshit gelandet hat. Er bringt seinen Klavierspieler mit. Kai filmt mit dem  Smartphone Tims fünf-Minuten-Auftritt; er singt „Ich laufe“, Ina wippt mit dem Fuß mit und bevor ich mich in der Kuschelrockstimmung einrichten kann, ist Tim auch schon wieder weg. Das vierte Bier schwebt heran. Langsam wird das anstrengend … hier bei Inas Nacht. Ich vertrag ja nichts.

Jessica.

Ina legt nochmal einen Zahn zu und kündigt singend die Schauspielerin Jessica Schwarz an. Großes Hallo in der Runde für die schöne Frau in roter Bluse und dunklem Rock und ich freue mich auf Einblicke in das Schwarz’sche Schauspieler- und damit hoffentlich auch Seelenleben. Aber es kommt anders. (Jessica Schwarz hat Romy Schneider gespielt, sie war u.a. in den „Buddenbrooks“ zu sehen und in „Das Parfum“.)

Schwarz drückt Ina eine Flasche Kräuterlikör in die Hand, mit lieben Grüßen von ihrem Vater. Der sitzt wie „zufällig“ auch im Publikum, am Nachbartisch, dort, wo es besonders eng ist. Ina fängt mit ihm ein Gespräch an, Jessica steht daneben. Und über was redet Ina mit Vater Schwarz? Über seinen Kräuterlikör, den er herstellt und vertreibt und der schlappe 40 Euro kostet. Das ist nicht mehr nur Schleichwerbung, sondern ganz offensive Werbung. Und das um halb ein Uhr früh und bei der ARD?!?!?! Ob das gesendet wird? Jessica, um die es ja eigentlich gehen soll, ist dafür Stichwortgeberin. Und Ina hört gar nicht wieder auf, Vater Schwarz in das Gast-Gespräch einzubeziehen. Seltsamer Plot. 

Irgendwann lässt Ina dann doch vom Schwarz-Papa und wendet sich ihrem Gast Jessica zu und beginnt die Plauderei mit deren Kindheit – schon wieder geht es dabei um „Vati“ (so nennt Jessica ihren Vater), dass er einen Kiosk hatte und die kleine Jessica dort alle Zeitschriften ansehen durfte. Und dass sie schon als Kind immer vor der Kamera ihres Vatis posiert hat und er die geschossenen Fotos stolz herumzeigte. 

Ina und Jessica plaudern mit Papa Schwarz

Ina und Jessica plaudern mit Papa Schwarz

Mich überkommt Müdigkeit. Ist doch schon arg spät. Vom Posen für Vati fragt sich Ina zum Posen in New York für Modemagazine durch (Jessica Schwarz hat eine zeitlang als Fotomodell gearbeitet). Es geht um Magersucht, schlechte Bezahlung, WG-Erfahrungen und um ihr Hotel in Michelstadt. Die Frauen fabulieren. Wo bleibt das Schauspielerleben der wunderbaren Jessica Schwarz, frage ich mich? Ina scheinen die Fragen auszugehen, und auch die Schlagfertigkeit. Der Shanti-Chor steht sich die Beine in den Bauch (seit drei Stunden!) und findet keinen Anlass mehr, an dem er einen Tusch dazwischen schmettern könnte. Ich denke: „Hey!“ 

Es dauert.

Endlich geht es um Schwarz‘ neue Rolle als krebskranke Frau in dem Film „Heiter bis wolkig“. Für diese Rolle habe sie arg hungern müssen, erzählt sie. Unterstützt hat sie dabei ein Arzt und eine Art Hormontherapie. Irgendwie verstehe ich den Zusammenhang nicht. Bin ich kurz eingenickt? Ich bin wirklich müde. Na jedenfalls durfte die Schauspielerin schon gleich nach dieser anstrengenden Rolle wieder reinhauen, Pasta satt essen, weil sie für eine andere Filmfigur viel zu dünn geworden war. Wie anstrengend! 

So faszinierend Jessica Schwarz auf der Leinwand ist, so wenig Esprit versprüht sie heute bei Inas Nacht, jedenfalls für mich, jetzt so gegen 1 Uhr. Aber wer ist um diese Nachtzeit schon noch frisch! Der Dialog zwischen den beiden driftet teilweise ins Banale ab. Ina schwächelt. Der Assistent gähnt. Ich auch. 

Wirtin Müller bringt Bier-Runde fünf. Noch eins vertrage ich nicht, denke ich belustigt. Das Publikum vor der Tür hat sich auch ausgedünnt. Nur noch die ganz Wackeren halten durch. Dann singt Ina noch fix ein Lied mit Jessica, die eine erstaunliche Stimme hat. Kai hat Spaß und filmt mit seinem Handy. Die Bierdeckelchenrunde hält Ina kurz. Sie kann offenbar nicht mehr. Denn als der Regisseur sie fragt, ob sie noch die Abschlussband interviewen möchte, wiegelt sie ab: „Ich hab keine Fragen mehr!“ Also Pause.

Ina raucht und lauscht gespannt ihrem Regisseur

Ina raucht und lauscht gespannt ihrem Regisseur

Die Abschlussband baut auf. Ina raucht. Guckt ernst. Dann Ansage, die Band spielt auf; Ina, Jessica und Kai tanzen und dann ist Schluss.  

Nach drei Stunden sabbeln, saufen und singen hat es Ina Müller geschafft. Es ist 1:30 Uhr. Sie hat alles gegeben, mindestens sechs Bier getrunken, dazu am Schnaps genippt, einige Zigaretten geraucht und den Laden gerockt. Das alles durchzuhalten? Auch noch vier Tage hintereinander? Respekt!

 

Drei weitere Aufzeichnungen folgen in den nächsten Tagen; dann sind die ersten neuen Sendungen von Inas Nacht im Kasten. Im Oktober startet die neue Staffel von Inas Nacht. Aus den viereinhalb Stunden Aufzeichnung bleibt am Ende eine Stunde übrig.    

 

Inas Nacht in Hamburgs ältester Seemannskneipe Schellfischposten

Inas Nacht in Hamburgs ältester Seemannskneipe Schellfischposten

 

 

Ein Interview mit der Wirtin und Eigentümerin des Schellfischposten Ulla Müller über Ina, ihre Rolle bei Inas Nacht, lärmende Gäste und frische Brötchen könnten Sie hier lesen: Ina und Frau Müller.

Fotos:  Dani Parthum

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Trendidee: Baby-Klamotten natürlich ausleihen

Ökologisches Klamottensuchen leicht gemacht! Das ist die Geschäftsidee von Severine Naeve, einer früheren Journalistin. Sie bietet Eltern mit Babys an, ihnen für die ersten Monate ökologische Kleidung bereit zu stellen, zu leihen. Cottonbudbaby nennt sich Idee und Website.

Davon haben vor allem die Babys etwas – sie tragen keine Chemie und Ausbeutung auf der Haut, die Eltern – sie schonen die Umwelt, ihren Geldbeutel und ihr Gewissen, und schließlich wir alle – weil wir solidarischer mit den Menschen dieser Welt sind. 

Die Idee braucht aber noch etwas Geld, um zum Geschäft zu wachsen. Sie können dabei mithelfen. Severine stellt sich und ihre Idee in diesem Video vor:      

Und hier können Sie spenden für die Geschäftsidee: https://www.indiegogo.com/projects/www-cottonbudbaby-com/x/9404203

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Liebe Leserinnen und Leser von Sakida.de

Wir Sakidas schaffen es nicht mehr, regelmäßig Neues auf das Blog zu stellen. Die Interviews mit den spannenden Frauen möchten wir für Sie dennoch zugänglich lassen, deshalb nehmen wir das Blog nicht vom Netz.

Der letzte Stand ist 2014.

Dani Parthum

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Machen Sie mit! Retten Sie unsere Hebammen.

Der Hebammenberuf ist ernsthaft in Gefahr. Die freiberuflich arbeitenden Geburtshelferinnen brauchen dringend politische Unterstützung und unsere Solidarität.  Wer den Hebammen den Rücken stärken will, kann diese Online-Petition an Bundesgesundheitsminister Gröhe unterzeichnen. Werden Sie aktiv.

Ich jedenfalls war heilfroh, dass ich die Wahl hatte, in einem Geburtshaus mein Kind zu entbinden und nicht in einem Krankenhaus. In der DDR, wo ich aufgewachsen bin, hätte ich in ein Krankenhaus gegen MÜSSEN. Für mich wäre das der Horror gewesen, denn ich mag Krankenhäuser nur, wenn ich krank bin. Und dann aber gleich wieder gehen kann.

Werden Sie aktiv! Es geht hier um viel. Mit dieser Online-Petition können Sie sich für die Hebammen einsetzen:  

Online-Petition:        Rettet unsere Hebammen! 

 

 

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Wenn ein Mann wie eine Frau lebt. Der Kurzfilm „Oppressed Majority“

Die französische Filmemacherin Elèonore Pourriat lässt in einem Kurzfilm einen Mann perspektivisch wie eine Frau leben. Sie hält unserer modernen Gesellschaft einen Spiegel vor. Pourriat übertreibt nicht bei dem, was sie zeigt. Sie untertreibt noch.

Der Filme „Oppressed Majority“ wurde bei youtube mehr als 7 Millionen Mal angeklickt.

Sehr sehenswert.

[youtube]http://youtu.be/V4UWxlVvT1A[/youtube]

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Link-Tipps im Dezember

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 3. Dezember  TV-Dokumentation: Indien führt Krieg gegen seine Frauen

Arte hat eine erschütternde, sehenswerte Reportage gezeigt: „Indiens verlorene Töchter“. Sie berichtet vom Elend der weiblichen Bevölkerung in der größten Demokratie der Welt.  Die FAZ hat dazu im Feuilleton eine Zusammenfassung geschrieben.

 

16. Dezember  Indiens Frauen warten auf Gerechtigkeit

Vor einem Jahr löste die Gruppen-Vergewaltigung einer Studentin, die daran starb, einen Aufschrei aus, der ganz Indien erschütterte. Strengere Gesetze folgten. Aber immer noch haben es viele Frauen schwer, Täter vor Gericht zu bringen. Video vom Tagesspiegel. 

 

 7. Dezember Frauen gehen öfter in die Knie – beim Skifahren!

Ein Forscherteam in Österreich hat die Skiunfälle des Jahres 2012 untersucht und herausgefunden: es passierten um die Hälfte weniger Skiunfälle als vor zehn Jahren. Obwohl Frauen seltener stürzen, verletzen sie sich doppelt so oft wie Männer am Knie.

 

11. Dezember Körbchengröße beeinflusst das Brustkrebsrisiko

Joggen und Walken können das Brustkrebsrisiko senken. Welche Dosis Bewegung aber wie gut wirkt, wissen Forscher noch nicht. Eine aktuelle Studie entlarvt einen weiteren Risikofaktor: Bei sportlichen Frauen spielt die Größe der Brust eine entscheidende Rolle. Interessante Spiegel-Online-These. 

 

17. Dezember  Frauen im Wirrwarr von Nutzen und Risiken

Mammografie-Screening und andere Früherkennungsmaßnahmen können Leben retten – sie bergen aber auch Risiken, die häufig unerwähnt bleiben. Langsam ändert sich etwas an dieser Praxis, sodass informierte Entscheidungen möglich werden, schreibt die Ärztezeitung.

 

17. Dezember  Sexismus am Arbeitsplatz nervt Französinnen

Frankreichs Machos können es einfach nicht lassen, auch nicht am Arbeitsplatz: Laut einer Umfrage unter leitenden Angestellten ist es für Frauen keine Seltenheit, als „Süße“ angesprochen zu werden.   

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„Ich bin starke Frauen gewohnt.“

Peter Beck ist eigentlich Unternehmensberater. Seit diesem Jahr aber darf er sich auch Krimi-Autor nennen, denn er hat einen überraschend rasanten Wirtschaftsthriller vorgelegt — „Söldner des Geldes“ — der schon vielversprechend beginnt:

Ein Hubschrauber zerschellt in den Schweizer Bergen. An Bord: ein schwerreicher Scheich, als Bodyguard die umsichtige Ex-Polizistin Anna und der Pilot. Anna hatte kurzfristig den Auftrag erhalten, den Scheich heil zu einem geheimen Ort zu bringen. Dabei war sie eigentlich mit ihrem Chef Tom Winter zu einem Liebeswochenende verabredet, Winter leitet die Sicherheitsabteilung einer Schweizer Privatbank. Auf Seite 2 des Buches stirbt Anna an der Seite eines in Flammen stehenden Scheichs. 

Winter ist getroffen und ahnt schnell: auf den Scheich wurde ein Anschlag verübt und ausgerechnet Anna, die ihn beschützen sollte, hat die Minibrandbombe mit an Bord des Fluggeräts gebracht. Winter zieht los, um die Morde aufzuklären und gerät dabei auf die Spur eines international gewebten Interessengeflechts aus Ölmilliarden, Infrastrukturprojekten, skrupellosen Fonds Managern und Korruption. (Hier lesen Sie meine Rezension zum Buch „Söldner des Geldes“) 

Ein Interview mit Peter Beck.

Peter Beck, Auto "Söldner des Geldes"

Herr Beck, Sie blättern in Ihrem Krimi „Söldner des Geldes“ einen internationalen Plot auf, mit komplizierten Verflechtungen zwischen den handelnden Personen. Wie haben Sie sich den Plot ausgedacht? 
Peter Beck: Ausgangspunkt der Geschichte ist die Hauptfigur Tom Winter, Sicherheitschef einer Bank. Ich habe zuallererst ihn entwickelt. Ich wollte einen neuen, modernen Helden. Keinen Kettenraucher, keinen versoffenen Privatdetektiv, aber auch keinen Superhelden. Meine Vorbilder sind George Smiley aus John Le Carré’s Agentenromanen und Jack Reacher, Lee Child’s ehemaliger Militärpolizist. Ich habe mir überlegt, was sie erfolgreich macht und daraus Tom Winter geformt.

Dann brauchte es eine Atmosphäre. Le Carré hat vor dem Hintergrund des Kalten Krieges geschrieben. Ich überlegte mir: Was ist heute wichtig? Das war 2008 während der Finanzkrise. Also habe ich mich entschieden, diese Welt des Geldes als Leinwand zu nehmen. Figur und Hintergrund waren damit festgelegt und den roten Faden hatte ich ohnehin im Kopf.

Ich habe dann Fälle aus der Presse, Erzählungen von Kollegen, eigene Erfahrungen und ein bisschen Fantasie sinnbildlich gesprochen in einen Mixer getan, geschüttelt und herausgekommen ist ein Plot, der von allem ein bisschen hat.

 

Heißt Ihre Hauptfigur deshalb Winter, als Anspielung auf den kalten Krieg und als Hommage an Le Carrè?
Nein. Ich wollte einen Namen, der international gängig ist. Denn mein Traum ist, dass „Söldner des Geldes“ auf Englisch veröffentlicht wird. Ich habe lange nach einem Namen gesucht und Winter hat dann irgendwie gepasst. Winter ist cool.

 

Tom Winter ist wortkarg, draufgängerisch, athletisch, mag exotische Frauen – damit hat er viel von James Bond. Absichtlich?
Ich habe nicht an James Bond gedacht, als ich den Thriller geschrieben habe. Der Verlag hatte irgendwann die Idee, Winter als den „Alpen-James Bond“ zu vermarkten. Aber natürlich habe ich alle Bond Filme gesehen, und die haben mich schon geprägt.

 

Wie viel von Ihnen steckt in Tom Winter?
Ich bin sicher nicht wie Tom Winter. Der Thriller trägt keine autobiografischen Züge. Allerdings habe auch ich lange Judo gemacht, deshalb ist auch Tom Winter ein Judoka. Im sportlichen sind wir uns zumindest nicht unähnlich. Im Gegensatz zu Winter bin ich aber eher introvertiert und vorsichtig.

 

Wollten Sie schon immer einen Krimi schreiben?
Ich selbst lese sehr gerne Thrillers, meistens auf Englisch. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, das hätte ich auch gekonnt – vor allem, wenn die Geschichte nicht hundertprozentig überzeugend war. Und irgendwann hat das Timing dann gepasst: Am Anfang meiner Selbständigkeit als Unternehmensberater hatte ich noch mehr Zeit, noch nicht so viele Aufträge, und da habe ich angefangen zu schreiben.

 

Die beiden Frauen in Ihrem Krimi sind nicht blond und langbeinig. Anne ist gradlinig und professionell, Fatima lebensklug und Topmanagerin. Sind das Ihre Erfahrungen mit Frauen?
Ich bin von Haus aus Organisationspsychologe; das heißt, die ersten fünf Jahres meiner Erwachsenensozialisation war ich als Mann in der Minderheit. Im Studium waren 70 bis 80 Prozent Frauen. Ich bin es also schlicht gewohnt, starke Frauen um mich zu haben.

Im Gegensatz zu Bond wollte ich keine Barbie als Nebenfigur, keine Blondine. Ich wollte aber auch nicht wie bei Stieg Larsson und seiner Salander-Trilogie eine weibliche Hauptfigur, die schmächtig ist und immer Schwarz trägt. Ich wollte eine exotische Frau, eine geschäftlich erfolgreiche, mit einem anderen kulturellen Hintergrund. Ich habe zwei Jahre in England den MBA gemacht und dort Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt, aus Indien und Afrika. Wegen der kulturellen Unterschiede war es manchmal schwierig, diese wirklich zu verstehen. Und ich habe für die Hauptfigur Winter jemanden gesucht, mit dem er sprechen kann, außer mit seinen Kumpels. Und das ist Fatima.

 

Anne stirbt auf Seite 2, Fatima überlebt, trotz lebensgefährlicher Situationen, in die sie und Winter sich bringen. Ihr Buch hat im eigentliche Sinne kein Ende. Planen Sie eine Fortsetzung?
Das Ende ist tatsächlich so aufgebaut, dass die Beziehung zwischen Winter und Fatima offen bleibt. An sich würde ich gerne einen zweiten Tom Winter schreiben. Aber ich habe mich noch nicht entschieden. Ich muss ja auch mein Geld verdienen und will mir jetzt erst mal ein halbes Jahr Zeit lassen.

 

 

„Söldner des Geldes“  ist im emons-Verlag erschienen und kostet 10,90 Euro.

 

 

Foto: www.peter-beck.net

 

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Gedanken einer Mutter

von Stephanie Lavoie, 13.November 2013 

Haben Sie Kinder? Haben Sie auch ständig das Gefühl, schon wieder eine Kerze mehr anzuzünden? Auf der selbstgebackenen Geburtstagstorte meine ich. Noch ein Jahr. Und noch ein Jahr… Menschenskinder, wie die Zeit rennt!

Schon oft habe ich mir Dinge vorgenommen, die ich mit meinen Sprösslingen unternehmen wollte. Und dann – ratzfatz — versickerten diese Vorhaben im schnelllebig-trubeligen Alltag. Geht Ihnen bisweilen sicher auch so.

Ich habe da so etwas, das nenne ich „meine Mama-Vorsätze„. Und diese mögen bitte niemals verloren gehen, denn sie liegen mir ganz besonders am Herzen!

19 Dinge, die ich niemals bereuen werde mit meinen Mäusen zu tun: 

 

  1. Ihnen beim Schlafen zuschauen. Es gibt kaum etwas Friedlicheres als ein selig schlummerndes Kind. Selbst mein zuweilen tagsüber teuflisch aufgelegter Sohnemann hat spät abends — zwischen Tigern und Teddybären ruhend — ein geradezu engelhaftes Antlitz. Ich könnte stundenlang an seinem Hochbett verweilen, seinem rhythmischen Atmen lauschen und in sein sanftmütiges Gesichtchen blicken. Diese Szene erdet mich, mehr als Yoga und jede Massage. Om. 
     
  2. Ihnen täglich sagen, dass ich sie liebe. Und sie das auch spüren lassen. “Ich liebe Dich” ist ein kraftvoller Satz; er kann Stimmungen verändern und Wunden heilen. Ein Kind kann diesen nicht oft genug hören. Und der glückselige Gesichtsausdruck, den ich damit ernte, ist unbezahlbar.
     
  3. Gemeinsam fortbilden. “Können Schmetterlinge pupsen?”, fragte mich Dreikäsehoch Yannic mit seinen damals drei Jahren. Meine erste Reaktion: „Wie bitte? Wie kommst Du denn auf diese Frage?“ Meine zweite: „Das googeln wir!“ Meine Monster stellen mir Fragen — so viele Sterne bietet der Nachthimmel nicht! „Gibt es unter den Affen auch Linkshänder?“, „Warum heißt Haar eigentlich Haar?“ oder: „Wer hat das Klopapier erfunden?” Sie glauben gar nicht, was ich kraft der Wissbegier meiner beiden Süßen schon alles erfahren habe. Ich liebe ihre Fragen. Und ich liebe meine Google-Apps. Dank beider bin ich heute deutlich klüger.

     

  4. Ihnen die Welt / unsere Umwelt öffnen. Dass wir uns bei unserem Venedig-Trip nur mit Booten fortbewegten, fand meine Tochter “weltklasse”. Dass uns am Dubai-Airport ausschließlich verschleierte Frauen empfingen, empfand sie als furchteinflößend. Irgendwann in naher Zukunft möchte ich mit meinen Kiddos einen Trip zum Addo Elephant Park nach Südafrika machen. Vor ein paar Jahren meinte mal jemand: “Wie kannst Du mit zwei kleinen Kindern durch die Weltgeschichte fliegen? Ich würde ja lieber zuhause bleiben.” Ganz ehrlich, die kostbarsten gemeinsamen Erinnerungen entstammen unseren Trips. Dem verregneten Zelt-Wochenende in Gudow, genauso wie dem Winter-Wunderland-Aufenthalt im verschneiten Vorarlberg. Und wenn wir nicht reisen, dann erkunden wir unseren Planeten auf andere Art und Weise. Wir gucken in die Sterne etwa, oder gehen ins Museum. Und das Beste daran ist: Wir teilen unsere Eindrücke und Erfahrungen.

     

  5. Nicht an einer Ansammlung von Verfehlungen festhalten. Auch wenn ich meiner werten Tochter zwei Stunden zuvor noch hätte den Hals umdrehen wollen, weil sie ihr Zimmer mal wieder dem Chaos überlassen und das Gartentor nicht verschlossen hatte (unseren Vierbeiner namens Charlie Brown musste ich einfangen, zum 55. Mal in den vergangenen Wochen). Das ist kein Grund missmutig “Gute Nacht” zu sagen. Es gibt strikte Regeln, und — logo — Konsequenzen für deren Nichteinhaltung. Vor allem aber herrschen in unserem Haus Liebe und Wärme. Und den eigenen Sprössling mit den Worten „ich habe Dich lieb“ in die Decke zu lullen, verschafft ihm eine deutlich entspanntere Nacht, als mit dem Gefühl „Mami ist böse“ einzuschlafen.

     

  6. Ihnen in die Augen schauen. Aufmerksamkeit schenken! Nichts zeigt deutlicher: “Es bedeutet mir etwas, wenn Du mit mir sprichst.” Ich möchte, dass meine Lütten später Momente erinnern, in denen ich ihnen in die Augen geschaut und sie angelächelt habe. Auch wenn das für mich bedeutet: Ipad ausstellen, Telefon weg- oder die To-do-Liste aus der Hand legen! Interesse zollen heißt auch, das Wertgefühl des Gegenübers zu stärken.

     

  7. Ihre Hilfe annehmen, auch wenn das bedeutet, dass es doppelt so lange dauert. Kochen ist meine Leidenschaft. Die meiner Tochter neuerdings auch. Klar, wenn Fräulein Paulina die Zutaten für den Snickers-Cheesecake abmisst und zu einem Torten-Wunderwerk verarbeitet, dauert es ein bisschen länger. Schließlich lernt sie ja erst. Das Gleiche gilt für: Fenster putzen, Wäsche falten, Küchenboden feudeln…. Allesamt Lebenskompetenzen! Mal im Ernst — ich würde ihr einen Bärendienst erweisen, wenn ich ihr diese nicht beibringen würde.

     

  8. Ihren Erzählungen lauschen. Gemeinhin dokumentieren die Stories meiner Kinder das, was sie massiv bewegt. Es ist ein Geschenk und eine Chance, ihre Freuden, Sorgen und Ängste mit ihnen teilen zu dürfen. Tatsächlich bilde ich mir ein, dass ich auf diese Weise auch vorbeugen kann, und sie mittels Gesprächen vor etwaigen Gefahren beschützen kann.
     
  9. “Ja” sagen, obwohl es einfacher wäre “nein” zu sagen. “Mami, wollen wir Uno spielen?” “Ach weißt Du, Engelchen, ich muss noch die Betten beziehen und an der Steuererklärung arbeiten.“ Irgendwie hält der Alltag in der Regel andere Pläne für mich bereit. Dabei bringt Uno spielen, Toffifee futtern und dabei gemeinsam lachen doch viel mehr Spaß! Manchmal müssen Betten und Steuererklärung eben warten. Auch wenn das bedeutet, dass ich abends später ins Bett komme. Beim Einschlafen erfreue ich mich dafür an der Erinnerung an unsere Mußestunde.
     
  10. “Nein” sagen, auch wenn es einfacher scheint “ja” zu sagen. “Moritz hat aber auch “Transformers” gesehen….” Solche Sprüche kennen Sie sicher. “Sorry, kleiner Mann, und wenn Deine gesamte Klasse Transformers gesehen und dazu obendrein noch Bier getrunken hat, aber der Film ist nichts für Dich, jedenfalls noch nicht.” Wie einfach wäre es jetzt “ja” zu sagen – schließlich haben ja ausnahmslos alle Siebenjährigen im Umkreis meines Sohnes den begehrten Science-Fiction-Streifen (Altersfreigabe FSK12!) geschaut. Manchmal muss die Antwort “nein” lauten, auch wenn jeder andere “ja” zu antworten scheint.

     

  11. Gemeinsam den Horizont erweitern. Mitunter liegen wir drei bäuchlings auf dem Boden und schmökern im Welt-Atlas. Wir träumen von fernen Ländern, erzählen von fremden Kulturen und lernen Geschichtliches. Dass ich dabei war, als die Mauer fiel, ist für meine Mäuse “ganz großes Kino”. Und dass ihr Uropi im zweiten Weltkrieg zu Fuß von Breslau nach Potsdam gelangt ist, ist für meine Vielflieger-Kids einfach nur “mirakulös”.

     

  12. Sie ermutigen Kind zu sein. Die große Eiche im Park hinter unserem Haus – wie gern bin ich als Kind da raufgeklettert! Wenn heute mein Engelchen den mittlerweile wohl doppelt so dicken Stamm erklimmt, möchte ich sie am liebsten daran hindern. Sie könnte ja abrutschen und sich ein Bein, oder gar das Genick brechen. Natürlich ändert sich die Perspektive, wenn man erwachsen ist und die Verantwortung für jemanden trägt. Aber Kinder müssen ausprobieren und erforschen dürfen. Und — auch wenn ich mich als Mama so manches Mal über Grasflecken und den riesen Haufen dreckige Wäsche ärgere — als neugieriges kleines Menschenkind habe ich mich auch durchs Gebüsch geschlagen und im Matsch gespielt.

     

  13. Ihnen die Wirksamkeit der Worte “bitte” und “danke” lehren. Erklärung überflüssig! Höflichkeit ist Trumpf. Und ich bin begeistert, wenn ein Kind in seinem Sprachrepertoire über diese so kraftvollen Worte verfügt. In einigen Familien scheinen gute Manieren aus der Mode gekommen zu sein. Dabei kann man mit kulantem Ausdrucksstil doch so viel erreichen.

     

  14. “Verzeihung!” sagen. Bin ich unfehlbar? Nein! Ich vermassele Dinge und mache Fehler. Wie jeder andere Mensch. Gestern habe ich meinen kleinen Schlendrian angeblökt, weil wieder mal seine dreckigen Stutzen mitten im Zimmer lagen. Dabei stellte sich heraus: Die müffelnden Teile hatte unser Hund aus dem Wäschekorb geklaut. Der hat nämlich ein Faible für stinkende Wäsche. Eltern müssen in der Lage sein, „Entschuldigung“ zu sagen. Nur so erlernen Kinder die wertvolle Fähigkeit sich entschuldigen zu können.

     

  15. Ihnen beibringen, respektvoll mit anderen umzugehen. Ein Klassenkamerad meines Sohnes ist ungewöhnlich schmächtig für sein Alter und hat zudem eine auffällige Flechte. Fussball spielen kann er auch nicht – eine, Sie können es sich denken, immens wichtige Eigenschaft in den Augen der Buffer-begeisterten Siebenjährigen. Wie schnell wird solch ein kleines Menschenkind gehänselt, von Gleichaltrigen, die es nicht besser wissen. Es ist mir wichtig, dass meine Lütten verstehen, was Achtung und Akzeptanz bedeuten. Und dass sie lernen, dass “anders” sein nicht gleichbedeutend ist mit “weniger wert”. Wir sind selbst andersartig, denn wir leben als Deutsche in den USA, ergo in einer differenten Kultur. Und natürlich wünschen wir uns, dass man uns und unseren Traditionen und Vorstellungen mit Toleranz und Würde begegnet.

     

  16. Den Wert von Arbeit spüren lassen. Der November ist unser Geburtstagsmonat, in den kommenden Wochen dürfen wir alle vier unseren Ehrentag feiern. Folglich ist das Hauptthema in unserem Haus momentan: Geschenke! Vor ein paar Tagen kommt mein Sohnemann zu mir: “Mami, ich möchte Paulina das neue Percy Jackson Buch schenken. Aber in meiner Sparbüchse sind nur sieben Dollar.” Meine Süßen erhalten kein Taschengeld, aber sie können sich durch kleinere Jobs ein paar Münzen verdienen. Genau das hat er getan, indem er den Kamin sauber gemacht hat. Mit seinem Verdienst und dem Geld aus der Sparbüchse hat er — mit stolz geschwellter Brust — seiner Schwester ein Geschenk gekauft. Ich möchte, dass meine Kinder wissen, dass Arbeiten im Leben von Bedeutung ist und dass ein gutes Arbeitsethos (zupacken ohne zu klagen) eine ausgezeichnete Qualifikation darstellt.

     

  17. “Wohltätigkeit” und “Nächstenliebe” praktizieren. Ich wünsche mir, dass meine Beiden die Welt jenseits von uns und ihrem behüteten Zuhause sehen. Dass sie lernen zurückzugeben und sich um andere zu kümmern. Und dass sie den Drang verspüren, die Welt, in der sie leben, zu verbessern. Dass sie sie im positiven Sinne verändern möchten. Um dessen fähig zu sein, und um andere Menschen akzeptieren und lieben zu können, müssen sie natürlich erst Mal sich selbst achten, und sich gut leiden können. Ich versuche ihnen ein gutes Vorbild zu sein. Auch wenn ich nicht mit allen meiner Features glücklich bin und mich selbst gerne unter Wert verkaufe, so versuche ich doch meinen Monstern zu vermitteln, dass ich mit mir im Reinen bin, und dass ich es wert bin, geliebt zu werden — wie jeder andere Mensch auch.

     

  18. Sie bestärken auch mal risikobereit zu sein. Gelegentlich stellt Furcht ein großes Hindernis dar. Angst kann eine schier unüberwindbare Hürde sein. Zum Beispiel bei meiner Tochter, die es nicht mag, im Mittelpunkt zu stehen. Referate halten, Theater spielen…. ist ihr ein Graus! Das geht so weit, dass sie an ihrem Geburtstag nicht in die Schule gehen mag, weil ihre Klassenkameraden dann für sie singen. Bisweilen sollten Kinder nicht umhin können, sich Ängsten, Befangenheit und Scheu zu stellen. Und, ganz wichtig: Diese Mauer der Furcht zu durchbrechen wagen.

     

  19. Akzeptieren, dass sie erwachsen werden. Seufz! Ich erinnere noch genau, als ich meinen Hemdenmatz zum ersten Mal im Kindergarten zurückgelassen hatte. Ich hockte in meinem Auto und habe geschluchzt. Wie oft schon gab es dieses erste Mal — das erste Mal allein zur Freundin marschiert, die erste Klassenreise mit Übernachtung, und und und. Bei jedem ersten Mal hatte ich mindestens einen fetten Kloß im Hals, schon des Öfteren habe ich Tränen vergossen. „Ach, wenn sie doch immer so klein und vorurteilsfrei blieben!“, geht es mir gelegentlich durch den Kopf. Letzten Endes aber finde ich es natürlich mega spannend zu sehen, wie sich meine Zwerge zu emanzipierten jungen Menschen entwickeln, die eines Tages flügge werden. Und in ferner Zukunft habe ich dann hoffentlich einen Anlass, mir über „Oma-Vorsätze“ Gedanken zu machen.

Gedanken einer Mutter. Auch Ihre Gedanken?   

PS: Ob Schmetterlinge tatsächlich pupsen können, wissen wir bis heute nicht sicher. Da sie ein Verdauungssystem besitzen, ist es aber anzunehmen, dass sie auch in der Lage sind, einen fahren zu lassen.

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Link-Tipps im Oktober

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12. Oktober  Frauen motivieren Männer zum Terrorismus

Immer häufiger treten Frauen in terroristischen Organisationen auf und vollziehen   Anschläge. Jüngstes Beispiel: der Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Nairobi. Die Politologin Mia Bloom hat mit dem derStandard über die Vor- und Nachteile der  weibliche Beteiligung für Jihadisten gesprochen und wieso besonders westliche Konvertitinnen sich radikalisieren.

 

dazu passt diese unrühmliche Meldung aus Deutschland:

6. Oktober  Neue NPD-Frauengruppe gegründet

Der „Ring Nationaler Frauen“ der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands NPD ist seit Anfang Oktober mit einem Landesverband auch in Thüringen vertreten. An der Spitze stehen zwei Funktionärinnen der männerdominierten NPD im Freistaat.

 

1. Oktober  Pflegejobs ohne Perspektive

In Deutschland herrscht in der Alten- und Krankenpflege ein hierarchisches System aus Fachkräften und Hilfskräften mit entsprechend unterschiedlicher Bezahlung. Dass es auch anders geht, macht uns Schweden vor. –> Böckler Impulse

 

17. Oktober  Frauen legen Geld besser an

Bei der Geldanlage wollen es Frauen ganz genau wissen und nichts übereilen. Neugier und Gelassenheit zahlen sich aus, so schreibt das Handelsblatt.

 

15. Oktober  22 Prozent Frauenanteil in den Aufsichtsräten

Die Zahl der weiblichen  Aufsichtsräte in deutschen Dax-Unternehmen ist im vergangenen Jahr gestiegen. Nach einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sind 101 der insgesamt 488 Firmen-Kontrolleure Frauen.  Damit liegt ihr Anteil bei fast 22 Prozent, im Vorjahr waren es 20 Prozent. Es wird also laaaaaangsam.

 

13. Oktober  „Frauen wollen einen zärtlichen Macker“

Der Schauspieler Uwe Ochsenknecht ist kein Adonis als Alan Delon. Aber er hat sich mit Filmen wie „Männer“ in die Öffentlichkeit gespielt. Der Online-Ausgabe der Zeitung Welt hat er ein launiges Interview gegeben über seinen Vater, die Frauen und sein Verständnis  als Mann.

 

6. Oktober  Japans rüstige Muscheltaucherinnen  

Ama sind Frauen, die ohne Atemgerät nach Muscheln tauchen. Weil in Japan der  Nachwuchs fehlt, arbeiten in den felsigen Küstengewässern viele Frauen, die das 70. Lebensjahr längst weit überschritten haben. Schreibt die FAZ.              

 

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Der andere Mädelsabend: Porno-Party

Gucken Sie auch regelmäßig? Nein, ich spreche nicht von der neuesten amerikanischen TV-Serie! Sondern von Sexfilmen.

Jede zehnte deutsche Frau sieht einer Umfrage zufolge mehr als einmal pro Woche einen Erotikstreifen. Die meisten von ihnen online, manche auf DVD oder anderswo. Nur 18 Prozent der weiblichen Schauenden teilen dieses Erlebnis mit ihrem Partner. Das hat das Online-Frauenmagazin “gofeminin.de” herausgefunden. Und was machen die restlichen 82 Prozent der Porno-Konsumentinnen? Die gucken allein oder erfreuen sich an der Darstellung menschlicher Sexualität gemeinsam mit ihren Mädels.

„PP“ sagt die aufgeklärte Frau da nur  

Meine Freundin Sue hat mich letztens zu einer “PP” eingeladen. Genau: einer Porno-Party! “Im kleinen Kreis”, das hieß: Wir waren zu viert. Also mal im Ernst. Ich bin nicht gerade prüde und habe auch schon den einen oder anderen Softporno gesehen – zusammen mit meinem Partner. Aber diese Einladung zu einer Porno-Party sorgte bei mir dann doch für eine temporäre Erregung der etwas anderen Art. 

Flugs drängte sich mir die Frage auf: “Will ich wirklich zugucken, wie es Fremde miteinander treiben, während neben mir auf der Couch drei Geschlechtsgenossinnen einen Mojito schlürfen und sich an dem Prachtstück des männlichen Hauptdarstellers ergötzen?” Unweigerlich musste ich an die Fernsehserie “Sex and the city” denken, die in den 90er Jahren hartnäckige Klischees der Geschlechter-Rollen auf’s Korn nahm. Diese vier jungen Frauen, die im wahrsten Sinne des Wortes alles miteinander teilten: Erfahrung, Männer, Kleidung, et cetera.

Sex and the Ladys

Die meisten Deutschen ließen ihre Freunde lieber einen Blick auf ihre Gehaltsabrechnung werfen, als ihnen einzugestehen, dass sie Pornos gucken. Sexfilmchen anschauen ist zwar kein Tabu mehr, trotzdem haftet ihnen nach wie vor ein verruchter Touch an. Und kaum eine Frau gibt den Konsum dessen zu. 

50shades of grey -- für porno-party?Die Trilogie “Shades of Grey” hat sich in diesem Land mehr als 5,7 Millionen Mal verkauft. Und war in (fast) aller Munde. Der Großteil der Leser: aller Voraussicht nach weiblich! Fragt sich, was ist daran eigentlich so anders? Die Lektüre dessen, was Studentin Anastasia und ihr millionenschwerer BDSM-Partner Christian Grey praktizieren. Respektive auf einem Bildschirm zu verfolgen, wie sich zwei oder mehrere Partner sexuell miteinander vergnügen. Tatsächlich liegt für mich persönlich beides ziemlich nah beieinander.

Kinocharts voll davon

Auch der Roman und dessen Verfilmung “Feuchtgebiete”, letztere derzeit ziemlich weit oben in den deutschen Kinocharts, ist nicht wirklich fern von dem einen oder anderen Softporno, den es im Internet zu bestaunen gibt.

Logischerweise spreche ich hier nicht von Hardcore-Porno. Sexfilme, die Extreme fördern und sinnlose Gewalt verherrlichen, sind für die durchschnittliche Erotikfilm-Konsumentin inakzeptabel. Ich zähle mich dazu.

Schon mal Gesextinged? 

“Sexting” hingegen, das Versenden erotischen Bildmaterials des eigenen Körpers via Mobiltelefon, ist ausgesprochen populär. 46 Prozent der Befragten hat schon mal ein Foto von sich im Evakostüm verschickt, die eine oder andere Dame ein selbst gedrehtes Filmchen versendet. Und dabei hoffentlich das Risiko dieser Handlung bedacht! Was wenn der Adressat mal nicht mehr der Partner ist? … Schon so mancher Ex hat sich mit dem Veröffentlichen nackter Tatsachen für ein verletztes Ego gerächt. Nicht jede Frau findet es reizvoll, im Stile einer Paris Hilton, sprich durch eigenhändig produzierte Nackedei-Clips, Berühmtheit zu erlangen.

Interessant, was andere so treiben

Etwa die Hälfte der befragten Damen nennt Neugierde als Motivation Nummer eins, warum sie einen Porno ansehen. Nach dem Motto: “Interessant, was die da so treiben. Vielleicht kann ich mir ja was abgucken.“ Der Sexfilm als Inspirationsquelle. Gegen die Monotonie im eigenen Bett. Oder Auto. Oder Garten. Wo auch immer.

Meine damalige Studienfreundin Bettina hat irgendwann beschlossen, sie müsste mal einen Dreier ausprobieren. In einem Erotikfilm hatte das, ihrer Ansicht nach, so erregend ausgesehen. Außerdem fand sie es extrem reizvoll in diese “männliche Domäne” einzudringen. Denn auf Sex mit gleich zwei Partnern hatten – meinte zumindest Bettina – prinzipiell nur die Herren der Schöpfung zu stehen.

Immerhin ein Drittel der pro-Porno-Frauen bedient sich dieser exklusiven Sparte des Mediums Film, um sich selbst in Stimmung zu bringen: feucht im Schritt und freudig erregten Gemütes dem Partner an die Wäsche gehen – als Resultat von Erotikfilm-Konsum.

„PP“ … nochmal!

In dem Zusammenhang entsinne ich mich eines Artikels von “Emma”-Herausgeberin Alice Schwarzer. “Diese winselnde Hündin? – Zu der Sorte Mensch soll ich gehören?”, fragte Frau Schwarzer in einem ihrer zahllosen Plädoyers gegen die “Misogynie von Frauen in Erotikfilmen” (Stichwort “PorNO!”-Kampagne). Mit Verlaub, in den Streifen auf Sues Porno-Party erinnerte auch so manches an Hunde. Gewinselt haben dort aber vornehmlich die Kerle. 

Und soll ich Ihnen was verraten: Wir vier Mädels hatten eine solche Gaudi bei dieser Porno-Party, dass wir demnächst wieder zusammenkommen. Zur Porno-Party Teil 2.

von Stephanie Lavoie, 16. September 2013 

 

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Wasserfrau Diana Nyad schafft es doch!

von Dani Parthum, 2. September 2013

Es ist der WAHNSINN.

Die 64jährige Marathon-Schwimmerin Diana Nyad hat sich ihren Lebenstraum doch noch erfüllt und die Elemente besiegt. Nyad schwamm tatsächlich von Kuba nach Florida Keys 177 Kilometer über das offene Meer, ohne Haikäfig und nur im Badeanzug und „nur“ in 53 Stunden. Gerechnet hatte sie damit, ungefähr 80 Stunden für die Distanz zu brauchen. In Kuba war sie mit dem Wort „Mut!“ ins türkisfarbene Wasser gesprungen.

Es war für sie das fünfte Mal, dass sie die Monster-Strecke in Angriff nahm. Zweimal kam sie an — 1978 und jetzt 2013!!!

 

Extrem-Schwimmerin Diana Nyad

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SAKIDA gratuliert und freut sich mit der charismatischen Frau, die nicht aufgibt!

Nach ihrer Ankunft in Florida sagte sie:  Gebt niemals auf!

Im Sommer 2012 hatte Diana Nyad es schon einmal versucht, ihren Rekord von 1978 zu wiederholen. Ein Sturm zwang sie aber zur Aufgabe. Auch Quallen hatten Diana Nyad stark zugesetzt. Sakida hat darüber berichtet. Und wir haben sie auch in dem Porträt „Die Wasserfrau“ vorgestellt.

Wer sich die Strecke ansehen will, Diana Nyad hat eine eigene Website. 

CNN berichtet umfassend, mit Bildern und Videos „Never, ever give up!“

Hier ein Eindruck von dem Trubel und der Erschöpftheit der verrückten Lady.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über ihren erneuten Weltrekord. 

 

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Link-Tipps im September

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28. August  Lebensversicherungen nicht zur Altersvorsorge geeignet

Ein Vergleich zeigt: Die Verträge bieten schwache Renditen bei hohen Kosten. In fast allen Fällen sollen sogar Bundesanleihen bessere Erträge erbracht haben als Lebensversicherungen. Die Tester stellen die Grundsatzfrage. Nachzulesen im Handelsblatt Online.  Dazu passt: Test.de – Lebensversicherungen in der Klemme

 

26. August  Frauen machen höhere Gewinne als Männer

Eine Analyse von fast 600.000 Anlegerdepots zeigt: Frauen erwirtschaften eine um mehr als 50 Prozent höhere Rendite als männliche Sparer. Besonders, wenn sie alt sind und aus Dresden kommen, so die Direktbankt ING Diba. :)

 

25. August  Mut zum strategischen Denken

Frauen planen ihre finanzielle Zukunft weniger risikobereit als Männer. Die Gefahr, später in die Altersarmut abzurutschen, sei groß, sagt Sabine Walter: „Wir Frauen denken weniger strategisch“. Aber das lässt sich ändern. Ein sehr interessantes Interview.

 

23. August  Immer mehr Frauen werden Pilotinnen

Am 23. August 1988 trat die erste Frau ihren Dienst als Pilotin bei der Lufthansa an. Heute haben Frauen freien Zutritt zur einstigen Männerdomäne – und sind im Cockpit doch noch immer eine Minderheit, schreibt die Deutsche Welle. 

 

 6. August  Einfluss von Frauen in Neonazi-Szene wächst

Rechtsextremismus gilt vielen als Männerdomäne. Der Dreiklang „rechts, männlich und gewaltbereit“ hält sich hartnäckig, dabei haben Frauen längst auf zahlreichen Ebenen mit aktiven Gesinnungsgenossen gleichgezogen. Kennerinnen der rechten Szene sind überzeugt: Der Einfluss von Frauen im rechtsradikalen Spektrum ist weitaus größer als landläufig gedacht. 

Der NDR hat dazu auch ein Interview mit der Politikwissenschaftlerin Andrea Röpke veröffentlicht. Auch frau-tv hat sich dem Thema gewidmet. 

 

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Link-Tipps im Juni

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9. Juni  Junge Türkinnen erleben Gewalt, weil sie protestieren

Die Protestwelle in der Türkei, besonders in Istanbul, reißt nicht ab. Fünf junge Türkinnen haben dem Tagesspiegel erzählt, wie sie die Gewalt erleben, denn sie sind mittendrin, weil auch sie eine andere Türkei wollen. 

 

8. Juni  Merkel: Berauscht vom Bonus der Macht 

Kanzlerin Merkel hat am Ende der Legislaturperiode kaum etwas in Sachen Frauenpolitik vorzuweisen, noch nicht einmal eine verbindliche Frauenquote hat sie durchgesetzt, dafür dem Betreuungsgeld zugestimmt. Dennoch bejubeln sie in München mehr als 1.500 Frauen. Im Zwiegespräch verdeutlichen Merkel und CSU-Chef Seehofer frotzelnd und etwas arrogant, warum all die Affären der Union im Moment so wenig anhaben können.

 

7. Juni  Wenn Frauen „oben ohne“ protestieren … 

… greift auch in Deutschland die Staatsmacht sofort ein und „löst“ den Protest auf. Es ist doch schon SEHR erstaunlich, wie die Polizei auf drei Frauen der russischen Protestbewegung Femen reagiert, die mit blankem Busen vor dem Kanzleramt in Berlin auf das Schicksal ihrer vier inhaftierten Mitstreiterinnen in Tunesien aufmerksam machten.

Die Polizei griff durch und prüfe jetzt, ob die Frauen gegen das Versammlungsrecht verstoßen haben. Welche Angst haben die Regierenden, dass schon DREI FRAUEN, die ihren Unmut öffentlich äußern, gegen das Versammlungsrecht verstoßen. Vielleicht sollten mehr Frauen häufiger barbusig für Rechte eintreten. Was da los wäre!         

 

7. Juni  Vom Schlachthof auf die Weltmeere

Die Hamburgerin Maria Marquardt gehört zu den wenigen Frauen, die im Hamburger Hafen mit ihrem Geschäft Geld verdienen — noch dazu als Chefin. Sie verschifft Autos nach Afrika. Die Zeitschrift Emotion hat sie für ihr Unternehmertum gerade geehrt, mit dem Emotion Awards 2013.

 

7. Juni  Fröhlichen Frauen wird Führung kaum zugetraut

Jeder wünscht sich doch einen offenen Chef, eine offene Chefin, die auch gute Laune austrahlt. Und dann das! Je fröhlicher sich eine Frau im Büro verhält, desto ungeeigneter erscheint sie als Chefin. Das zeigt eine Studie der Technischen Uni München. Es sind aber nicht unbedingt Männer, die den Frauen wenig zutrauen.  

 

2. Juni  Die Herrin des Programms: Bettina Reiz 

Seit einem Jahr ist die  50-jährige Bettina Reiz Programmdirektorin des Bayerischen Rundfunks (BR). Sie waltet über mehr als tausend Mitarbeiter und ein Jahresbudget von mehr als 400  Millionen Euro. In der Hierarchie über ihr steht nur noch der Intendant Ulrich Wilhelm. Reitz bestimmt, welche Sendungen wann im BR laufen, welche hinzukommen oder gestrichen werden.  

 

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Modernes Schweden: „hen“ statt er oder sie


von Susanna Stempfle Albrecht,  Mai 2013 

Mädchen und Junge in freundschaftlicher Umarmung.

Die Schweden diskutieren einmal mehr etwas ganz revolutionäres, um Frauen und Männer gesellschaftlich gleich zu stellen. Kein Wunder, dass dieses Land die Frauenquote gar nicht erst braucht.

Jetzt gehen die Schweden wieder einen großen Schritt weiter und widmen sich der Macht der Sprache. Denn die Nordeuropäer wissen, wie stark Sprache unsere Meinungen und Wertevorstellungen lenkt und beherrscht. Und deshalb reden sie sich zurzeit gerade die Köpfe über ein neues Personalpronomen heiß. Sie wissen schon: er, sie oder es. 

 

Die Schweden wollen künftig nicht mehr „er“ oder „sie“ sagen

Zum Beispiel in Sätzen wie „Er spielt mit Autos.“ oder „Sie spielt mit ihrer Puppe.“. Die Schweden wollen statt dessen diesen Teil der Sprache frei von geschlechtlicher Stereotypisierung, Ungleichbehandlung und Stigmatisierung halten. Dafür haben sie das „hen“ erfunden, angelehnt an das geschlechtsneutrale finnische Personalpronomen „hän“ und im Schwedischen zusammengesetzt aus dem männlichen Pronomen „han“ (er) und dem weiblichen „hon“ (sie). Unter Umständen spielt dann ER auch nicht mit dem Auto, sondern „hen“ spielt mit Puppen.

Alles klar?

Kindergärten, Schulen – und zum Teil auch Parteien und Medien – haben von diesem neuen Wort bereits Gebrauch gemacht und es in Kinder- und Schulbücher übernommen. Auch bei der Gesellschaft für schwedische Sprache (Svenska språkrådet) und Wikipedia hat sich „hen“ seinen Platz erobert.

 

„hen“ auch in Deutschland denkbar

Übertrüge man dieses Ansinnen ins Deutsche, käme etwas Ähnliches heraus wie „sur“ (sie-und-er) oder „eus“ (er-und-sie) oder „eos“ (er oder sie). Der Satz: „Sie geht in die Vorschule Egalia.“ würde dann neudeutsch heißen: Eos geht in die Vorschule Egalia.

Im Schwedischen klingt dieses geschlechtsneutrale Pronomen geschmeidiger und weniger fremdartig, weil „hon“ und „han“ im Klang wesentlich näher beieinander liegen als im Deutschen das „sie“ und „er“.

 

Nicht alle Schweden begeistert 

Nun ist es aber nicht so, dass dieses neue Pronomen „hen“ bei allen Schweden gleich gut ankommt. Es hagelt Proteste und Diskussionsforen mussten wegen der zu hohen Datenfrequenz geschlossen werden. Besonders stark hat man sich an der schwedischen Lehrerin und Schulrektorin Lotta Rajalin abgearbeitet.

Rajalin war es, die 1998 die per Schulgesetz beschlossene geschlechtliche Gleichstellung in Schulen und Kindergärten ernst genommen und 2010 die Vorschule mit dem vielsagenden Namen „Egalia“ gegründet hat. Inzwischen leitet Rajalin sieben Vorschulen.

Eingangstor der Vorschule Egalie nahe Stockholm

 

 

 

 

 

 

Kritiker werfen ihr vor, sie sei mit ihrem politischen Konzept der Gleichstellung, sprich mit der offiziellen Einführung des Wortes „hen“ und der totalen genderpädagogischen Ausrichtung an schwedischen Schulen, zu weit gegangen. Die künstliche Neutralisierung der Geschlechter in Form des „hen“ würde Kinder verwirren und den Umgang mit Geschlecht und Sexualität sowie ihre eigene Identitätsfindung erschweren. Die Anfeindungen gingen so weit, dass Rajalin Drohbriefe erhielt, auch an ihre private Adresse.

 

Die Macht der Sprache – bekannt aber nur Wenigen bewußt

Dass Bilder und Sprache prägen und polarisieren ist längst bewiesen. Und wie wichtig es für die Entwicklung einer Gesellschaft ist, Stereotype und Klischees immer wieder zu überprüfen und aufzubrechen, ebenso. Das haben auch wir Deutschen zuletzt eindrucksvoll an den sexistischen Bemerkungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle gegenüber einer Journalistin gesehen. Die öffentliche Kontroverse in Schweden über das kleine Wörtchen „hen“ zeigt, wie schwer sich selbst so eine moderne und offene Gesellschaft wie Schweden mit so einem sprachlichen Novum tut.

Sicherlich hat sich die neue Pädagogik keinen Gefallen getan, im Nachhinein auch alte Lieder und Sagen umzuschreiben, eine Unart, der auch unsere Familienministerin Kristina Schröder verfallen ist. Und sicherlich ist es anfangs nicht ganz leicht, sich artikulatorisch und phonetisch umzugewöhnen, kommt „hen“ doch zunächst eher sperrig und uncharmant daher.

Wer diskutiert in Schweden vehement gegen die kleine, revolutionäre Neuerung? Es sind Politiker und Beamten. Die Eltern jedenfalls scheinen nichts Negatives an dem neutralen „hen“ zu haben. Denn die von Rajalin 2010 gegründete Vorschule in Stockholm ist unter schwedischen Eltern so sehr beliebt, dass es lange Wartelisten gibt.

 

Test auf Alltagstauglichkeit – einfach mal probieren

Und doch bewegen solche breit geführten, kontroversen Debatten unsere Gesellschaft. Denn immer noch unterschätzt die Mehrheit der Menschen nach wie vor die Macht der Sprache im Alltag.

Deshalb zum Schluss ein paar gänzlich unideologische Tipps, warum so ein neues Pronomen auch bei uns in Deutschland hilfreich sein könnte:

  1. Es ist bequem (Verkürzung der Formulierung er und/oder sie)

  2. Es ist unverfänglich (Wahrung der Geschlechterneutralität)

  3. Es macht aufmerksam (Hingucker, „Hey hen ist total Hipp!“)

 

Jetzt brauchen wir nur noch ein deutsches Pendant. Wie wäre es mit „eos“ = er-oder-sie:  „Eos möge jetzt eosen Kommentar zu diesem Artikel schreiben! “, um damit auch in Deutschland eine heiße Debatte anzustoßen! Bitte sehr! Die Kommentarfunktion finden Sie unten rechts … 

 

Foto: Heike Berse via pixelio.de 

 

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Regisseurin darf Film über Tänzer nicht zeigen.

Bettina Pohlmann wollte immer einen Film über Tänzer des Hamburg Balletts drehen. Das hat sie auch. Sie darf ihn aber nicht im Kino zeigen. Dabei feiert das Hamburg Ballett dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Warum Bettina Pohlmanns einzigartige Filmdokumentation „Born for Ballet“ nicht in den Kinos zu sehen sein wird, erzählt sie exklusiv im Interview mit Dani Parthum.   

 

Bettina Pohlmann

 

Bettina, Du hast 3 Jahre lang die Tänzer des Hamburg Balletts mit der Kamera begleitet, bist sogar mit auf Tournee nach China gegangen. Warum hat Dich das so interessiert?

Weil ich schon früher als Kind am Bühnenausgang stand und auf die Tänzer gewartet hatte. Ich war fast die einzige, die da gestanden hat, weil ich immer wissen wollte: Was macht ein Tänzer nach dem Auftritt, was macht er, wenn er frei hat. Da wusste ich noch nicht, das Tänzer nie freihaben. Und dieses ganze Leben drumherum hat mich von kleinauf fasziniert.

 

Der Kinofilm liegt seit 2011 als Rohfassung vor. Der fertige Film sollte 2012 / 2013 in die Kinos kommen. Wieso darf er nicht gezeigt werden? (Unter diesem Link können Sie den Trailer zum Film sehen.)

Die Kurzfassung ist die, dass wir John Neumeier, dem Choreografen und Intendanten des Hamburg Balletts, den Rohschnitt des Films von 100 Minuten gezeigt hatten, und er sich daraufhin entschied, den Film nicht mehr zu unterstützen.

Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen hatte er sich damals zum 40jährigen Jubiläum des Hamburg Balletts in diesem Jahr einen Film gewünscht, der seine Choreografien abbildet und ausschließlich diese gut ins Licht rückt, so wie bei „Pina“ von Wim Wenders. Zum anderen gefielt ihm überhaupt nicht, dass fast ausschließlich seine Tänzer so sehr im Fokus standen, vor allem ihr Privatleben. Dabei wollte ich aber genau das zeigen.

Ich wollte immer einen Film über die Tänzer machen und nicht über John Neumeier. Dazu stehe ich auch.

Ich wollte Tänzer zeigen, jenseits der Bühne, jenseits dessen, was die Zuschauer wahrnehmen, und was sie sonst nie sehen. Und was man außer in dem Film von Frederick Wiseman „La Danse: Das Ballett der Pariser Oper“ auch bisher noch nicht gesehen hat: Wie erarbeiten sich Tänzer ein Stück. Was für ein Privatleben haben sie? Ich wollte den Bogen spannen, von den Kleinen, die die ersten Schritte machen hinein ins Tänzerleben, über die Schüler kurz vor dem Abschluss, bis hin zu älteren Tänzern, die aufhören müssen.

 

Joelle vom Hamburg Ballett mit ihrem Mann.

Dreharbeiten in Nizza. Tänzerin Joelle besucht ihren Mann.

 

Und das ist Dir gelungen! Du hast einen ganz jungen Tänzer, eine jugendliche Tänzerin und eine Erste Solistin vom Hamburg Ballett, die aufhört … und auch ein Kind wird geboren!

Es ein ganz großes Filmglück, was man so selten erlebt. Wir hatten ursprünglich für das Fernsehen, für Arte und den NDR, gedreht, mit den selben Protagonisten. Eine von ihnen war eine der Ersten Solistinnen, die ganz großartig ist, die Französin Joelle Boulogne. Sie war am Anfang sehr schüchtern und zur Zeit unseres Filmdrehs die Älteste in der Compagnie, 41 Jahre alt; das ist für eine Tänzerin schon ziemlich alt. Und sie wusste, dass ihre Zeit begrenzt ist. Aber während des ersten Drehs für Arte stand nicht fest, dass sie aufhören würde. Sie sprach nur von dieser Angst, aufhören zu müssen.

Joelles Abschied vom Hamburg Ballett.

Eine Tänzerin verabschiedet Joelle nach ihrem letzten Auftritt.

Dann war der Film für das Fernsehen abgedreht, aber wir wollten immer auch einen Kinofilm machen. Und hatten dann weitergedreht, weil sich bei den Tänzern privat viel ereignet hatte.

Joelle zum Beispiel hörte dann auf, weil John Neumeier zu ihr gesagt hatte, dass er sie weniger einsetzen würde. Aufzuhören ist ihr wahnsinnig schwer gefallen und sie konnte anfangs gar nicht darüber reden. Zeitgleich ist eine andere Film-Protagonistin schwanger geworden, eine der ersten Solistinnen, Silvia Azzoni. Sie hatte sich immer gefragt, kann ich als Tänzerin überhaupt ein Kind behalten? Das war Zufall. Und diese Bandbreite an Leben wollten wir im Kino zeigen und haben weitergedreht – mit sehr wenig Geld.

 

Wie hatte John Neumeier seine Absage begründet?

Er war damals der Meinung, dass es die Zuschauer nicht interessiert, wenn man Tänzer in ihrem Privatleben sieht. Er fand es irrelevant, es wäre banal. Das liegt vermutlich daran, dass er als Choreografen die Tänzer als besondere Wesen ansieht und der Zuschauer die Tänzer nicht im Jogginganzug erleben soll. Tänzer sind ja wunderschön auf der Bühne und sehen im Privatleben eben doch anders aus, ähnlich wie Schauspieler. Vielleicht wollte er diese Welt nicht preisgeben. Er hat zudem gesagt: Ich hätte ihn beleidigt und verletzt.

 

Im Fernsehen lief aber vor zwei Jahren eine Fernseh-Fassung mit den selben Protagonisten und privaten Szenen?

Ja, aber da hatte ich von ihm keine Reaktion bekommen. Die Fassung hat er akzeptiert. Da kam er allerdings auch mit einem Interview vor. John Neumeier kommt in der Kinofasssung ausschließlich situativ vor. Wir haben ein langes Interview mit ihm geführt. Aber ich hatte mich dagegen entschieden, im Kinofilm Ausschnitte daraus zu zeigen, weil die Tänzer so stark waren und ich dachte, es würde die Zuschauer herausreißen. Das war offensichtlich falsch. Das hätte ich heute anders gemacht.

 

Mit welchem Recht konnte John Neumeier einfach „nein“ sagen und drei Jahre Arbeit von vielen Menschen wegwischen?

John Neumeier hat als Choreograf die Rechte an seinen Choreografien, das heißt, an jedem der Tanzschritte, die man im Film sah – auch während der Proben. Und wenn er sagt, ich gebe die Rechte nicht dafür her, dann fallen alle diese Szenen raus. Das heißt, wir hätten die Tänzer nur in ihrem privaten Räumen zeigen dürfen, beim spazieren gehen und Kinder kriegen. Ein Film über Tänzer, die nicht tanzen, wäre aber natürlich kein Ballett-Film gewesen.

Es war auch ein Fehler, keinen Vertrag mit ihm für das Kinoprojekt abzuschließen. Für die Fernseh-Fassung hatten wir einen mit dem Hamburg-Ballett ausgearbeitet. John Neumeier war über alle Drehs im Ballettzentrum informiert, also lag sein verbales Einverständnis vor. Keiner von uns hat mit dieser konsequenten Absage gerechnet.

 

Hattest Du versucht, nochmal mit ihm zu reden?

Es ist nicht so einfach, John Neumeier zu kontaktieren. Er hat keinen Computer, man kann ihm nicht einfach eine Mail schreiben. Alle, die mit ihm zusammen arbeiten, sagen, sie müssen einen günstigen Termin finden, um ihn überhaupt ansprechen zu können.

Wir hatten dann noch nach der Absage überlegt, wie wir uns stark machen können. Der Verleiher und ich haben ihm angeboten, den Rahmen des Films zu bilden, wie er es bei seinen Balletten auch macht: Prolog und Epilog. Aber er hatte nicht auf unseren Vorschlag reagiert.

Ich hatte ihm geschrieben. Aber ich wusste nicht, ob ihn die Briefe überhaupt erreicht hatten. Einige nicht, das weiß ich mittlerweile. Das führte sicherlich mit zum dem Aus. Er war z.B. nicht darüber informiert, dass es sich um einen Rohschnitt handelte, als er die Kinofassung gesehen hatte. Aber diese Infos hätten ihn erreichen müssen. Das waren ein ganz große Fehler seiner damaligen Berater.

Während des Dreh war es oft so, dass er vieles zunächst abgelehnt, in letzter Minute aber dann doch zugelassen hatte.

 

John Neumeier, Intendant Hamburg Ballett, auf der Pressekonferenz in Peking.

Pressekonferenz in China: Ballett-Indentant John Neumeier (im roten Rolli) stellt Tänzer und Programm vor.

 

Was bleibt Dir von den Dreharbeiten mit den Tänzern des Hamburg Ballett am stärksten in Erinnerung?

Es gab ganz viele intensive Momente. Für mich war es schon immer ein Traum, schon als Kind, im Proberaum mich in die Ecke setzen zu dürfen und Mäuschen zu spielen und zuzugucken, wie die Tänzer proben. Wie sie zusammenarbeiten. Das war das Allergrößte bei den Dreharbeiten.

Wir durften auch soviel Zeit im Ballettzentrum verbringen. Fast alle Tänzer kannten uns. Wir saßen in der Kantine, die Tänzer setzten sich zu uns, und so bauten wir Vertrauen auf. Das war sehr schön.

Und es waren diese Momente im Ballettsaal, in denen ich festgestellt hatte, dass Tänzer unglaublich höflich und zugewandt sind und einen großartigen Beruf ausüben. Man spürt, dass sie das mit Liebe machen. Es war für mich wie die Erfüllung eines Kindertraums. Und sie dann auch noch privat erleben zu dürfen ….

Alexandre Riabko beispielsweise, den alle Sascha nennen und der mit der Ersten Solistin Silvia Azzoni verheiratet ist, ist schüchtern, sehr zurückhaltend. Und dann rief er mich an, um mir zu sagen, das Silvia ihr Kind geboren hatte und dass wir mit der Kamera vorbeikommen dürfen. Das war nur einige wenige Stunden nach der Geburt. Das wäre am Anfang unseres Drehs undenkbar gewesen.

Mit den Tänzern über das Leben zu reden, über Träume und Ängste, das hat mich sehr berührt.

Ich habe selbst in dieser Zeit ein Kind bekommen, habe hochschwanger gedreht, bis 4 Tage vor der Geburt.

 

Sehr intim ist der Beginn Deines Films. Du nimmst die Zuschauer kurz vor Beginn der Vorstellung mit hinter die Bühne …

Das war einer der schönsten Momente. Bevor es losgeht, sind Tänzer unter allergrößter Anspannung, wie Schauspieler. Ich habe zum ersten Mal gesehen, wie die Tänzer selbst das Ballett sehen. Diese Ansicht von der Bühnenseite ist einfach phantastisch – und macht süchtig. Ich dachte immer, die Ersten Solisten tanzen und die andern gehen währenddessen ein Pausenbrot essen oder Rauchen. Das aber stimmt nicht. Sie sind alle versammelt und schauen zu, sind dabei, leiden mit, freuen sich mit. Das fand ich beindruckend. Keiner geht weg. Das ist ein Gemeinschaftserlebnis. Für diese vielen Momente bin ich dankbar.

 

Tänzer vom Hamburg Ballett: Carsten, Joelle, Thiago

Lächeln für Bettina: die Tänzer Carsten Jung, Joelle Boulogne, Thiago Bordin

 

Wie siehst Du rückblickend, ein Jahr nach John Neumeiers Absage an den Kinofilm, diese Arbeit?

Sagen wir so: Traurig über die Absage war ich nur am Anfang und geschockt natürlich. Aber ich bin während der drei Jahre, in denen ich mich mit dem Film beschäftigt hatte, durch so viele Tiefs und Hochs gegangen, es war eine Achterbahn der Gefühle, dass mich so schnell nichts mehr erschüttern konnte. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit den Tänzern verbringen durfte.

Und: Dieser Film hat mir sehr viele Türen geöffnet. Zur Filmförderung beispielsweise, die das Projekt immer unterstützt hat, aber auch zuKollegen aus der Filmbranche. Der Verleiher z.B. hatte nach der Absage von John Neumeier sogar einen langen persönlichen Brief an ihn geschrieben und ihn gebeten, nochmal über alles nachzudenken.

Im Nachhinein weiß ich: Vielleicht war dieser schwierige Film eine Art Lehrstück. Denn ich habe gesehen: Ich schaffe es, 100 Minuten zu drehen, die anscheinend emotional berühren, weil wir den Rohschnitt auf privaten Veranstaltungen im Kino gezeigt hatten und die Zuschauer sehr bewegt waren.

Den Tänzern des Hamburg Ballett hätte ich den roten Teppich gegönnt, dass sie von sich erzählen und sich zeigen können. Das war ihnen verwehrt worden und auch das finde ich sehr schade, dass John Neumeier ihnen diese Bühne nicht gab. 

 

Das machen einige der Protagonisten des Films heute:

Die Französin Joelle Boulogne hat im Juli 2011 aufgehört, beim Hamburg Ballett als Erste Solistin zu tanzen. Sie war ein Jahr auf Arbeitssuche und ist jetzt als Ballettmeisterin bei einer Tanz-Compagnie in Cannes, Frankreich, fest angestellt.

Die andere Erste Solistin beim Hamburg Ballett, Silvia Azzoni, hat einige Wochen nach der Geburt ihres Kindes wieder angefangen zu tanzen und ist wieder in allen Hautrollen beim Hamburg Ballett zu sehen. Ihr Mann Sascha, Alexandre Riabko, ebenso.

Filmautorin Bettina Pohlmann selbst arbeitet längst wieder an anderen Fernseh- und Filmprojekten.


veröffentlicht im Mai 2013
Dani Parthum hatte die seltene Gelegenheit, den Film in seiner Rohfassung zu sehen. Sie war bewegt und begeistert von den Bildern,
 den Worten der Tänzerinnen und Tänzer und der Atmosphäre dieser Dokumentation.
Dani und Bettina kennen sich über ihren Beruf.    

 

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Link-Tipps im Mai

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 1. Mai  Diskriminierung von Frauen und Mädchen: Indiens Stiefkinder

Was ist nur in diesem Land los? In Indien vergewaltigen Männer ein 5jähriges Mädchen und werfen es in ein Feld, hunderttausende weiblicher Föten werden pro Jahr abgetrieben und Frauen haben Angst um ihr Leben. Wie dramatisch sich die Lebensumstände für Mädchen und Frauen in einer Gesellschaft mit Männerüberschuss ändert, darum geht es in diesem Bericht auf n24.

 

26. April  Tausende Frauen melden sich bei Hilfetelefon

Mehr als 7500 Betroffene haben in den vergangenen Wochen das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ genutzt. Die Hotline besteht seit März und ist rund um die Uhr zu erreichen und kostenfrei.

 

23. April  Frauen in Führungspositionen tun allen Frauen gut

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg war für zwei Tage in Deutschland und die hat sie vollgepackt mit Gesprächen über Merkels Karriere, das Vorurteil, Mädchen könnten nicht führen – und die Frage, ob die Desperate Housewives etwas für den Feminismus tun können. Die Süddeutsche Zeitung hat mit der 43-jährigen ein facettenreiches Interview geführt. 

 

 8. April  „Frauen mussten anschmiegsam sein“ 

Das sagt Elisabeth Kopp in Erinnerung an die verstorbene Maggie Thatcher. Kopp ist eine liberale, Schweizer Politikerin, die es Ende der 80er Jahre als erste Frau in die Landesregierung der Schweiz schaffte und später Bundesvizepräsidentin wurde. Mit  Maggie Thatcher verbindet sie vieles. Interessantes Interview mit Schweizer Tagesanzeiger.

 

 1. April  Saudi-Arabien: Frauen dürfen jetzt Fahrrad fahren

Die Religionspolizei erlaubt den Frauen in Saudi-Arabien, Fahrrad fahren zu dürfen. Was für uns wie ein Aprilscherz klingt, ist für die Frauen in dem streng islamisch geführten Land Wirklichkeit. Auch Sportclubs solle es künftig für Frauen geben. Autofahren bleibt den Frauen wie bisher aber verwehrt.

 

22. April  Frauen in der Forschung

Die Chancen von Akademikerinnen auf eine Karriere sind noch immer deutlich kleiner als die ihrer männlichen Kollegen, insbesondere in den sogenannten MINT-Wissenschaften, also in Mathematik, Ingenieurswesen, Naturwissenschaften und Technik. Das gilt in Deutschland genauso wie in Südafrika. Ein aufschlussreiches Gespräch über die Erfahrungen von Wissenschaftlerinnen aus zwei sehr unterschiedlichen Ländern.

 

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Link-Tipps im März

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6. März  „Wenn Vater Vollzeit arbeitet, hat Mutter schon verloren„

Sabine R. ist Mathematikerin und Mutter zweier Kinder. Nach zehn Jahren Doppelbelastung gibt sie ihren Job auf. Sie kann nicht mehr. Ein heiß diskutierter Bericht im Schweizer Wochenanzeiger, der leider eine wichtige Frage offenlässt, und zwar die Frage nach der Verantwortung und der Haltung des Ehemannes von Sabine R. 

 

18. März  Für viele Frauen wird der Minijob zur Erwerbsfalle

Drei Viertel der Minijobber sind weiblich. Viele Frauen erhoffen sich von einem Minijob, von der Firma übernommen und angestellt zu werden. Aber diese Hoffnung erfüllt sich selten, wie eine neue Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zeigt.

Brigitte.de hat zu diesem Thema auch einen Bericht veröffentlicht: Altersvorsorge — die besten Strategien für Frauen.

Süddeutsche.de widmet sich in einem Gastkommentar den Gehaltsunterschieden von Frauen: „Geschmäht und vom Erfolg abgeschnitten“ Und wer profitiert davon? Die Männer.  

 

16. März  Gewalt gegen Frauen muss weltweit ein Ende haben

Die UN-Frauenkonferenz hat sich doch auf eine Erklärung einigen können. Staaten sollen in Zukunft die Rechte von Frauen genauso schützen wie die von Männern. Am heftigsten wehrten sich die Muslimbrüder aus Ägypten gegen das Papier, aber auch Russland und der Vatikan wollen laxere Formulierungen. 

 

14. März  Frauen sind anders krank als Männer

Bei Frauen werden Beispiel häufiger Depressionen diagnostiziert, Männer wiederum sind statistisch gesehen häufiger alkoholabhängig und begehen eher Suizid. Unterschiedlich krank sind Männer und Frauen aber vor allem, wenn es sich um die gleiche Krankheit handelt, so die Apotheken Rundschau.  

 

14. März  „Alle reden nur über die Frauen„

Das sagt Unternehmensberater Volker Baisch. Er hat die Unternehmensberatung Väter gGmbH gegründet. Denn auch für Männer ist es schwer, Beruf und Familie zu vereinbaren. Dabei könnte es ganz anders sein. 

 

21. März  Führungskultur wie in der Armee

Dass in den Banken mehrheitlich Frauen arbeiten, ist bekannt. Und auch, dass es kaum eine in die höheren Führungsetagen der Geldhäuser schafft. Das hat viele Gründe. Einer ist der Ton, der in Banken herrscht. Ein anderer, dass die Vorstände vor allem aus dem Investmentbanking kommen.

 

20. März  An Frauen denken Verkehrsplaner kaum

Ist der öffentliche Nahverkehr eine Männerdomäne? Drei Grünen-Politikerinnen sind gemeinsam durch Nürnberg gelaufen und haben dabei festgestellt: die Bedürfnisse von Frauen spielen bei den (fast ausschließlich männlichen) Verkehrsplanern offenbar keine allzu große Rolle. Diese Erkenntnis lässt sich mit großer Sicherheit auch auf alle anderen deutschen Städte übertragen.

 

21. März  Parteispenden in Deutschland sind intransparent

Wer finanziert die deutschen Parteien? Das müssen die Parteien eigentlich offenlegen. Tun sie aber nicht. Sie tricksen. Wie hat LobbyControl einmal mehr erklärt.

 

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Sie bringt Räume zum Leuchten.

Sabine Brandi liebt Tageslicht. Eine Kunstlichtquelle aber begeistert sie fast genauso: LED. Damit werden Lichtwirkungen möglich, die bisher undenkbar waren. Ein Gespräch mit der international erfolgreichen Hamburger Lichtplanerin.

Dani Parthum, 20. März 2013

 

Frau Brandi, LED Lampen revolutionieren das Licht, sagen Sie als Lichtplanerin. Was ist so revolutionär an dieser Technik?

Lichtplanerin Ulrike Brandi arbeitet gern mit LED Lampen.

Brandi: LED Lampen verändern die Atmosphäre und die Raumwirkung. Ich gehe davon aus, dass Lichtquellen künftig nicht mehr als Objekte wahrgenommen werden, sondern dass sie die Raumwahrnehmung verändern. Das geht vor allem über Reflexionen, also indirektes Licht. Dadurch fangen Räume an zu leuchten. Vor allem mit der OLED-Technik (=organic light emitting diode), der organischen Leuchtdiode, lässt sich das erreichen, weil die Lichtquelle flächig aufgetragen wird und nicht mehr als kleine Punkte. Dadurch leuchten ganze Fläche und damit die Räume.

Ein wichtiger Aspekt dieser Revolution ist, dass wir LED sehr gut steuern können. Licht-Steuerung über spezielle Schalter, beispielsweise zum Dimmen, gibt es zwar schon jetzt. LED aber ist eine viel geeignetere Technik, weil sich das Licht der Leuchtdioden sehr gut richten lässt und sich verschiedene Lichtfarben in einer Diode über Steuerungstechnik erzeugen lassen.

Und: LED Lampen verbrauchen sehr wenig Strom und haben eine Lebensdauer von Jahrzehnten.

 

Wird LED vor allem in Gewerbe- und Büroimmobilien das Licht verändern und bei öffentlichen Gebäuden oder auch bei uns Zuhause?

Brandi: Das ist auch etwas für Zuhause! Dort sind wir in den vergangenen Jahren mit der Energiesparlampe gebeutelt worden, die in meinen Augen furchtbar ist. Sie ist zwar energieeffizienter als die Glühlampe, aber sie gibt ein scheußliches Licht ab, und sie hat auch auch oft gar nicht die lange Lebensdauer, wie uns versprochen worden ist. Wir mussten uns alle von der 2-Euro-Glühlampe trennen und plötzlich die 15-Euro-Energiesparlampe kaufen und haben gleichzeitig einen unglaublichen Wust an Verbundmüll mit gekauft. Da ist die Leuchtdiode deutlich im Vorteil. Sie hat ein besseres, brillanteres, richtbareres Licht. Sie muss allerdings noch weiterentwickelt werden.

 

LED Lampen kann man bereits kaufen; die Leuchtdioden sehen Glühbirnen – zumindest in der Form – sehr ähnlich, sind aber viel, viel teuer …

Brandi: Ja, und da gibt es auch riesige Qualitätsunterschiede. Von den ganzen billigen LEDs kann ich nur abraten. Und ich kann dazu raten, wenn man eine Leuchtdiode kauft, dorthin zu gehen, wo einem in Mustern gezeigt wird, wie das Licht aussieht, also welche Farbe es hat. Dann kann ich hinter die Lichtquellen ein weißes Blatt Papier halten und die Farben vergleichen. Dadurch sieht man, ob die LED Lampe eine warme Lichtfarbe oder eine kühle ausstrahlt. Das warme Licht ist ja das, was wir Zuhause am liebsten haben und in den Abendstunden das angenehmste ist. Die kühlen LED-Lichtfarben kennen wir eher von billigen Außenprodukten.

 

Wird es durch LED ganz neue Lampentypen geben?

Brandi: Die glühende Wand zum Beispiel wird mit der OLED-Technologie kommen, noch ist das wahnsinnig teuer, aber das kommt. Dieses Austauschen von Glühlampen, was wir jetzt haben, Birne oder Energiesparlampe gegen LED, sehe ich als Übergangsphase. Das sind dann diese LEDs, die Retrofit genannt werden. Wir Lichtplaner hoffen sehr, dass künftig auch Leuchten entworfen werden, die die Möglichkeiten des neuen Leuchtmittels auch ausnutzen. Jetzt versucht man noch, die alte Technik der Glühlampe mit LED Lampen nachzuempfinden. Da muss sich noch einiges tun.

Ich wünsche mir aber, dass alte Lüster auch in Zukunft bei uns Zuhause hängen werden mit alten Lichtquellen. Für mich gehört das zusammen, es schafft eine schöne Atmosphäre. Glühlampen sind so schön zu dimmen und gehen ins Rötliche hinein. Das ist etwas, das wir vom Tageslicht kennen; dass es am Tag hell ist und am Abend wird das Licht rötlich. Das werden wir mit LEDs simulieren könnten – über die  Steuerungstechnik. Es wird neue Leuchtensysteme geben, die gemeinsam mit herkömmlichen Lampen benutzt werden.

Ich jedenfalls sehe nicht, dass LED die einzige Medizin gegen alle Lichtprobleme sein wird. Für mich kommt diese neue Technik hinzu. Und eröffnet ganz neue Designmöglichkeiten, auch für Zuhause.

 

An was denken Sie da?

Brandi: Zum Beispiel an indirektes Licht in kleinen, engen Fluren. Mit sehr kleinen Lichtlinien aus LED Lampen können Wände hell erleuchtet werden. Das geht dann auch ohne großen Energieaufwand. Das andere ist diese Steuerbarkeit der Leuchtdioden. Für das Wohnzimmer kann ich sagen, wenn es draußen neblig ist, will ich drinnen viel Licht haben, weißes Licht, und gegen Abend soll es wärmer und dunkler werden. Und das kann ich mit einem Steuerungsprogramm abrufen.

 

D.h. ich habe dann einen Reglerkasten an der Wand und nicht mehr nur einen Lichtschalter?

Brandi: Ja, mit Fernsteuerung zum Beispiel. Früher habe ich immer gesagt: Du brauchst viele verschiedene Lichtquellen zuhause. Das gerichtete Licht am Esstisch, die etwas niedrigere Leselampe neben dem Sessel und indirektes Licht zum Sauberzumachen oder Sport treiben. Sicher wird es auch mit LED verschiedene Lichtquellen in Wohnungen geben, aber die kann ich sowohl bei der Helligkeit als auch der Lichtfarbe je nach Laune anpassen.

 

Sie sind seit 26 Jahren Lichtplanerin. Als Sie angefangen haben, waren Sie doch sicher eine Exotin!?

Brandi: Ja, das war ich! Als ich Ende der 80er Jahre anfing, gab es drei Lichtplanungsbüros, die im deutschsprachigen Raum bekannt waren. Da hat sich inzwischen viel entwickelt. Als ich anfing, habe ich mir gedacht, ich muss meinen Beruf selber erfinden, denn es gab dafür keine Anleitung. Schon während des Studium habe ich damit angefangen. Ich habe Industrial Design an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert – bei Dieter Rams. Dabei habe ich verschiedene Produkte entworfen, darunter eine Leuchte. Und dabei ist mir aufgefallen, dass mich mehr interessiert, was mit dem Licht passiert, das aus der Leuchte kommt, als die Frage, wie die Leuchte aussehen soll.

Und genau das macht mir heute immer noch riesigen Spaß. Deshalb habe ich auch das Brandi-Institut for Light and Design gegründet. Dort will ich Leute mit Berufserfahrung fortbilden, die ihre Erfahrung mit Licht vertiefen wollen, auch, um ihr Wissen besser vermitteln zu können. Das ist ein Punkt, der mir wichtig scheint: Das man erklären kann, was man selber will, und es auch so erklärt, dass es die anderen überzeugt. Und dabei spielt Erfahrung eine große Rolle. Das ist ein Aspekt, etwas ausprobieren und gemeinsam Erfahrungen sammeln. Ich lade aber auch Teilnehmer aus aller Welt ein. Mein Institut soll eine internationale Plattform sein, wo jüngere Planer auf älteren treffen.

 

Eines Ihrer jüngsten Großprojekte ist das Lichtkonzept für die Elbphilharmonie. Was erwartet uns dort, wenn die Philharmonie fertig gebaut ist – wann immer das auch sein wird.

Brandi: Beim Lichtkonzept sind wir konsequent von der Nutzung des Gebäudes ausgegangen. Im Empfangsbereich der Elbphilharmonie bewegen sich die Gäste über eine Rolltreppe zum Konzertsaal. Dabei eröffnet sich ein toller Blick auf die Elbe und den Hafen. Das Licht haben wir deshalb etwas dunkler gelassen, um diesen Ausblick zu inszenieren.

Dann erreichen die Gäste die Plaza. Dort geht es uns darum, das Tageslicht zu unterstützen und abends zu ersetzen; wir haben hier eine leichte, luftige Situation geschaffen. In den Foyers, die um den Konzertsaal angeordnet sind, fließt wahnsinnig viel Tageslicht. Als Lichtplaner haben wir die Lichter so gesetzt, dass sich der Innenraum nicht in den Fenstern spiegelt und die Gäste nach draußen sehen können, um die tolle Lage mitten im Hafen zu genießen. Das Licht ist am Abend deswegen auch stärker gedimmt.

 

Sehen Sie sich Ihre Lichtentwürfe lieber an einem Modell oder am Computer an?

Brandi: Lieber am Modell. Den Computer brauchen wir zwar auch, um alles mathematisch zu berechnen. Das ist wichtig, um die Wirkung des Lichts zu zeigen. Um aber zu wissen, wie das Licht wirkt, mit den verschiedenen Materialien, halte ich eine Computersimulation für nicht geeignet, weil sie nicht das Sinnliche hat, was man braucht um beurteilen zu können, wie das Licht letztlich wirkt. Denn Licht wirkt ganz anders, wenn es beispielsweise auf eine leicht strukturierte Materialoberfläche an den Wänden fällt, als wenn es auf eine glatte Oberfläche trifft.


 

Die 56jährige Ulrike Brandi gehört zu den bekanntesten Lichtplanern Deutschlands. 1986 hat sie in Hamburg ihr Büro „Ulrike Brandi Licht“ gegründet. Sie arbeitet mit ihrem Team international und unterhält neben Hamburg ein Büro in München. Ulrike Brandi hat nach eigenen Angaben weltweit über 600 Lichtprojekte für Museen, Theater, Krankenhäuser, Bahnhöfe, Büros, Parks und Plätze umgesetzt. Zu ihren wichtigsten Arbeiten gehören Lichtkonzepte und Masterpläne für die Elbphilharmonie in Hamburg, das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart, für die Stadt Rotterdam und die Nationalbank von Kuala Lumur.

 

(LED steht für Light Emittin Diode. Die Leuchtdiode ist von der Glühbirne rund 130 Jahre Technikgeschichte entfernt. Bei der Leuchtdiode wird nicht, wie bei der Glühbirne, ein Stück Metallfaden zum Glühen gebracht. LED Lampen glühen nicht. Sie bestehen aus einem Halbleiterkristall. An diesen Kristall wird eine elektrische Spannung angelegt, wodurch  Photonen ausgesendet werden, die unser Auge als Licht wahrnimmt.)

Foto: Dani Parthum

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Colt am Gürtel: so lieben sich die Amerikaner.

Stellen Sie sich vor, Sie streifen durch das Einkaufszentrum und wie aus dem Nichts steht vor Ihnen eine Person mit einem Gewehr. Stephanie Lavoie hat diese Situation erfahren. Sie lebt seit neun Jahren in den USA, in Kalifornien, und damit in einem Land mit rund 270 Millionen Schusswaffen in Privatbesitz.

Obwohl rein rechnerisch neun von zehn Amerikaner über eine Waffe verfügen, war die Wahl-Kalifornierin mit dem Abzug-freudigen Naturell des amerikanischen Volkes bislang nicht in Berührung gekommen. Das sollte sich vergangene Woche ändern:

 

Tatort Walmart – das wohl amerikanischste aller Kaufhäuser!

Ich schlendere gedankenverloren durch das “Sports & Outdoor Department”, auf der Suche nach einem Schlafsack für meine Tochter. Auf einmal steht da ein Kerl mit einer Waffe! Die Namen Newtown, Aurora und Fort Hood schwirren mir durch den Kopf – nur drei von diversen Orten in den USA, in denen in den vergangenen Jahren geistig instabile Personen Massaker mit Schusswaffen anrichteten.

 

Panik steigt in mir auf.

Dabei, so wird mir – der naiven, deutschen Pazifistin – schnell klar, hat der korpulente Herr mit dem Gewehr gar nichts Böses im Sinn. Er schaut sich lediglich die Auswahl an Waffen an, die es bei Walmart zu kaufen gibt. So wie ich Töpfe oder Kindersocken inspiziere, bevor ich welche kaufe.

 

„Shopping for guns“ ist hier nichts Ungewöhnliches.

Spielzeugwaffe der US-Firma Nerv

Martialisches Plastikgerät: eine Nerf Gun

Während ich schon Unwohlsein verspüre, wenn meine Jungs daheim mit Nerf Guns – das sind Plastikgewehre eines US-Spielzeugherstellers – durch die Gegend ballern, kann sich der Otto-Normal-Amerikaner im Warenhaus mit echten Waffen eindecken: Jagdgewehre, kleinkalibrige Handwaffen und dergleichen, aber nicht mit Sturmgewehren und auch keinen vollautomatischen Waffen mit hoher Schussfrequenz. Die gibt es nur in „Gun Stores“ zu erwerben, also in Waffenläden. Diese existieren in den USA in nahezu jedem größeren Ort. Und seitdem sich Barack Obama emphatisch für strengere Waffengesetze stark macht, erleben die Waffenläden einen wahren Boom. Man muss ja schließlich vorsorgen – für den Fall, dass es legal demnächst keine Knarren mehr zu beschaffen gibt!

 

Amerika rüstet auf, zumindest was Faustfeuerwaffen in privaten Haushalten angeht.

Wenn Sie mich fragen: Waffen gehören in den Krieg, zur Jagd oder bei Bedarf in die Hände von Ordnungshütern. Definitiv nicht in das Haus eines Geisteskranken, respektive in die Nähe von Minderjährigen! Meiner Ansicht nach sollten Schusswaffen nicht mal in den Besitz von gewöhnlichen Bürgern gelangen. Viele Amerikaner haben eine komplett andere Denke: “Das ist eine Art Lebensversicherung. Wir legen uns ja auch eine Krankenversicherung zu und eine Autoversicherung, um uns vor eventuellen Schäden zu schützen. Wenn jemand in mein Haus einbricht, will ich in der Lage sein, meine Familie und mich zu verteidigen”, erklärt mir zum Beispiel Lindsay, eine Mom aus der Klasse meiner Tochter, die aussieht, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun. “Wenn ich 911 anrufe und warte, bis irgendwann die Polizei eintrifft, bin ich vielleicht schon tot”, unkt sie und fügt hinzu:

 

“Mein Mann trägt grundsätzlich eine Pistole mit sich, am Bein, egal wohin er geht.”

“Und wie ist’s mit Dir?”, hake ich nach. “Hast Du eine Knarre in der Handtasche, die Dich regelmäßig zum Shoppen oder ins Restaurant begleitet?” “Schusswaffen in der Öffentlichkeit mit sich führen darf in Kalofornien nur, wer einen Schein besitzt”, weist Lindsay mit ihrer Antwort auf die sehr unterschiedlichen Waffen-Gesetze der 50 US-Staaten hin. In Alaska beispielsweise darf der volljährige Bürger öffentlich und sichtbar Waffen mit sich tragen. “Open carry” nennt sich das. In Michigan ist das “open carry” beschränkt, in Fahrzeugen etwa verboten. Diverse US-Staaten erlauben ihren Bewohnern außerhalb der eigenen vier Wände nur das verdeckte Tragen von Waffen. Im District of Columbia braucht man gar einen Waffenschein, um in den Besitz einer Schusswaffe zu kommen.

“Aber wenn Du keinen Schein besitzt – kannst Du mit der Waffe denn überhaupt umgehen, mit der Du Euch zuhause gegen Einbrecher verteidigen willst?”, frage ich skeptisch. “Klar”, antwortet Lindsay. “Wir gehen gelegentlich in den Shooting Center in Rancho, manchmal nur wir Girls. Das bringt super viel Spaß!”, beteuert sie und lädt mich spontan zum nächsten Mädels-Abend ein:

 

“Du musst unbedingt mitkommen ins Shooting Center!”

Während ich noch versuche, mich mit dieser Aufforderung anzufreunden, überrascht mich Lindsay ihrerseits mit einer Frage: Ob wir in Deutschland denn keine Waffen zum Schutz in unseren Häusern hätten? Als ich verneine und ihr die deutschen Gesetze darlege, findet sie das schlicht und ergreifend “bizarr”.

 

Wer in den USA eine Waffe erwerben will, muss sich einem Background Check unterziehen.

Waffenladen in den USA

Waffengeschäft in Kalifornien

Dabei werden das Vorstrafenregister und die Kreditwürdigkeit untersucht. Ein ärztliches Attest als Nachweis psychischer Gesundheit braucht man aber nicht. Knapp 2,8 Millionen dieser Background Checks wurden allein im Dezember 2012 durchgeführt. In dem Monat also, in dem ein Geisteskranker in Connecticut 26 Menschen erschoss, bevor er sich selbst umbrachte. Im November waren es “nur” 2 Millionen Background Checks gewesen. Rapide steigende Verkaufszahlen nach einem Massaker wie dem in der Grundschule von Newtown – das erscheint aus deutscher Sicht schlichtweg grotesk.

 

Woher stammt der Fanatismus der Amerikaner für Waffen, und warum haben sie so freizügige Gesetze?

Das “second amendment”, also der zweite Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, besagt: “Da eine wohl organisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.” Wohlbemerkt: Dieses Gesetz stammt aus dem 18. Jahrhundert, also aus einer Zeit, in der das damals junge Amerika ein Volk von Milizionären brauchte, um sich für etwaige Angriffe der ehemaligen Kolonialherren zu rüsten. Natürlich ist dies längst passé. Gleichwohl halten die Amerikaner mit aller Macht an ihrem Anrecht fest, sich privat bewaffnen zu dürfen. Auch wenn dieses Recht mittlerweile föderalistisch unterschiedlich geregelt ist.

 

Der seinerzeit beispielhafte Mythos “Freiheit” dominiert immer noch das Denken und Handeln vieler US-Bürger.

“So wenig Staat wie möglich, so wenige Paragraphen wie möglich”, forderten im Wahlkampf vor allem die Republikaner. Und so überrascht es auch nicht, dass primär die rechten Wähler-Schichten vehement gegen schärfere Waffen-Gesetze wettern – gegen jene Reglements, die der demokratische Präsident durchzusetzen versucht.

Zweifellos sind nicht alle Amerikaner Waffen-geil. Aber bis dato ist die Mehrheit “pro guns”. “Für uns sind Waffen Gebrauchsgegenstände wie Smartphones. Man hat sie! Und am besten immer das Neueste vom Neuen”, erklärt mir meine Nachbarin Heather, deren weißer Lexus ein “Romney”-Sticker schmückt, ein Relikt aus dem Wahljahr 2012. “Wer an unserer Gesinnung etwas ändern will, der will unsere Kultur verändern. Der verändert letztlich unsere Seele, die Seele Amerikas.”

 

Als ich das höre, Waffen gehören zur Seele Amerikas, muss ich an den “Marlboro Man” denken.

War nicht auch er dereinst Bestandteil des „American way of life“? Und das Quarzen im Land der Cowboys schlichtweg gute Sitte? In den meisten US-Staaten ist der Tabakkonsum an öffentlichen Orten mittlerweile aber untersagt und die Zahl der Raucher drastisch gesunken – trotz der mächtigen Tabak-Lobby, die den Konsum mit aller Kraft promotet. Rauchen ist heutzutage verpönt. Private Schusswaffen sollten es auch sein, denn sie sind nicht weniger gesundheitsgefährdend als Glimmstengel! Einst waren die Amis Weltmeister im Raucher-Tod. Seit geraumer Zeit sind sie Weltmeister im Schusswaffen-Tod. Das ist wahrlich kein Titel, auf den Amerika stolz sein kann!

von Stephanie Lavoie, 1. März 2013

 

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One Billion Rising: Hamburg tanzt.

Es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen und auf die Straße zu gehen. Denn Gewalt in vielfältiger Form gehört auch bei uns in Deutschland zum Alltag von Frauen.

von Dani Parthum, Februar 2013

Das haben mir viele der Frauen bestätigt — ob jung oder älter–, die an diesem Donnerstag, dem 14. Februar, dem Aufruf von One Billion Rising gefolgt sind und vom Hansaplatz in St. Georg über den Jungfernstieg zur Reeperbahn gelaufen sind — und an den drei Plätzen ausgelassen getanzt haben. 

 

One Billion Rising: Auch sie waren mit dabei.Heitere Stimmung

Es war ein wunderbarer Tag. Sonnig. Klar. Kühl. Die Stimmung heiter, kämpferisch und voller Lebensfreude. Etwa 200 Frauen und auch einige Mädchen hatten sich um 15 Uhr am Hansaplatz versammelt. Eine kleine Gruppe angesichts der mehr als 900.000 Frauen, die in Hamburg leben. Aber das hat der Idee, sich gegen die Gewalt an Frauen zu wenden und dafür das eigene Gesicht zu zeigen, keinen Abbruch getan. Es war ein schönes  Verbundenheitsgefühl spürbar.

 

Demo durch Hamburg

Vom Hansaplatz ist die Frauengruppe über den Steindamm und die Adenaueralle durch die Mönckebergstraße gezogen, DIE Einkaufsmeile Hamburgs. Die Busse und Taxen, die gewöhnlich dort fahren, mußten warten, bis der protestierende und singende Frauenzug den Jungfernstieg erreicht hatte. Überall neugierige Gesichter von Passanten. Angekommen auf der Reeperbahn gegen 17 Uhr warteten dort bereits mehrere hundert andere Frauen auf die Gruppe vom Hansaplatz. Das war ein Halloooo!

 

Und dann bebte für einige Minuten der Spielbudenplatz von den Schritten und Sprüngen, Gesängen und dem Lachen mutiger Frauen und Mädchen. In mehr als 30 anderen deutschen Städten sind ebenfalls die Frauen auf die Straße gegangen und haben getanzt. Die Organisatorinnen zählten fast 200 Veranstaltungen. Weltweit erhoben sich in 207 Ländern Frauen, und auch Männer, gegen die tägliche Gewalt an Frauen. Die Initiatorinnen der Kampagne und die neuesten Nachrichten finden Sie hier.        

 

Viele Frauen haben Gewalt erlebt

Die Fotos und Kurz-Interviews, die während des One Billion Rising in Hamburg entstanden sind, habe ich in einem Video zusammengestellt — zum Nach- und Miterleben.

Auf ein Neues! Frauen, traut euch. Und kommentiert eifrig!

 

[youtube]http://youtu.be/7ASPXQF9Lyc?t=1s[/youtube]

 

Weitere Videos aus Deutschland stehen auf der deutschen Unterstützerinnenseite One Billion Rising.de 

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Gedanken gegen Sexismus.

Brüderle sei fast gedankt. Jetzt weiß Deutschland: Frauen setzen ihre Themen und fordern neue Regeln ein. Das sagt Antje Schrupp. Feministin, Bloggerin.  

 

Feministin Antje Schrupp mit Gedanken zum Sexismus


Frau Schrupp, sie setzen sich seit drei Jahren in Ihrem Blog mit der weiblichen Freiheit auseinander. Haben Sie sich über die Artikel im Spiegel und Stern gefreut, die die Sexismus-Debatte ausgelöst haben?
Ja, ich habe mich gefreut. Für mich ist es interessant zu erfahren, wie Politiker sich Frauen gegenüber verhalten, welche Vorstellung sie vom Geschlechterverhältnis haben. In der normalen Berichterstattung erfährt man darüber ja nicht viel. Aber ich hätte nicht gedacht, dass die beiden Artikel so eine Welle auslösen würden …

 

Was hat Sie an der anschließenden Diskussion um Alltags-Sexismus in Zeitungen, im Radio und Fernsehen am meisten überrascht?
Ich kann gar nicht sagen, dass mich diese Diskussion so überrascht hat. Erstaunlich fand ich vor allem, dass viele Männer sagten, das haben wir so nicht gewusst! Das kann ich mir auch gut vorstellen, dass man es nicht weiß, wenn man nicht so oft darüber spricht.

 

Manche KommentatorInnen haben genau diese Reaktion auch aufgegriffen, es aber eher als Feigenblatt-Argument gesehen und gemeint: Jetzt tun die Männer so, als wüssten sie nichts von Sexismus im täglichen Umgang …
Wissen und Wissen sind ja zwei Sachen! Einmal kann man etwas intellektuell erfasst haben, aber es muss nicht in Fleisch und Blut übergegangen sein. Wenn man eine Erfahrung nicht selber macht, ist das Wissen auch immer ein bisschen abstrakt.

Das Interessante an dieser Diskussion ist letztlich aber nicht, was Männer dazu gedacht und gesagt haben. Das eigentlich Interessante ist, dass Frauen offensichtlich jetzt dazu in der Lage sind, andere Regeln einzufordern. Was Männer machen oder nicht machen, ist deren Sache. Bisher aber war es so, dass Frauen nicht die Positionen hatten, ihre Sicht zu thematisieren oder in den Redaktion einzufordern.

Sternartikel: Der Herrenwitz

Sternartikel von Himmelreich

Annett Meiritz hat sich im Spiegel mit den Piraten einen Gegner ausgesucht, bei dem erst einmal alle applaudieren. Dieser Artikel aber war die Voraussetzung für den Artikel im Stern, weil sich die Autorin Laura Himmelreich  darauf beziehen konnte, nach dem Motto: Am Beispiel der Piraten wurde das ja auch schon beschrieben, jetzt schreibe ich es über Brüderle. Und dann hat sich gezeigt, dass sie ganz viel Unterstützung von Journalistinnen aus anderen Redaktionen bekam.

Das heißt für mich: Frauen haben in den Redaktionen – und übrigens auch sonst in der Gesellschaft – inzwischen bestimmte Positionen erreicht und einen gewissen Einfluss. Es gibt viele Frauen, die offensichtlich nicht mehr bereit sind, sich anzupassen, sondern die sagen: Wir setzen jetzt unsere Themen.

 

Hat die Debatte um Frauenquote, Führungspositionen und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Beruf und in der Gesellschaft, die wir im vergangenen Jahr intensiver als sonst geführt haben, dabei geholfen?

Ich glaube schon, dass das in dem Zusammenhang steht. Wir befinden uns meiner Meinung nach mitten in einem Umbruch. Bis vor einiger Zeit haben wir noch darüber gesprochen, wie Frauen gleichberechtigt sein und die gleichen Chancen haben können wie Männer. Jetzt reden wir darüber, wie Frauen Sachen anders machen wollen als es reine Männergruppen bisher gemacht haben. Das steckt auch hinter der Quote!

Und genau das ist die Diskussion, die wir brauchen. Das ist die neue Qualität dahinter. Es geht nicht mehr darum, dass Frauen auch das machen wollen, was Männer tun. Sondern es geht darum, wenn Frauen mitgestalten in Politik, Journalismus, Wirtschaft etc., dann werden sich auch die Spielregeln dort ändern. Dann kann es nicht so bleiben, wie es bisher war, nur dass jetzt auch Frauen mit dabei sind.

 

„Zurück in den Sack kriegt ihr das nicht mehr“ haben Sie in einem Ihrer Blogeinträge deshalb auch geschrieben. Was wird von den ausgetauschten Argumenten und Gedanken um weibliche Diskriminierung im (Berufs-)Alltag hängen bleiben? 
Ich denke mir, dass diese Referenz bleiben wird, dass es ausgesprochen wurde. Das Problem ist ja immer, wie verhalte ich mich als Frau in diesen kleinen, lästigen alltagssexistischen Situationen? Da steckt man immer in einem Dilemma, dass es einerseits übertrieben wirkt, sich darüber aufzuregen, weil es ja eigentlich nicht so furchtbar schlimm ist. Auf der anderen Seite ist es aber auch unbefriedigend, das einfach zu schlucken!

Jetzt hat man eine Referenz. Da kann man sagen: Hier Alltagssexismus! Stichwort Brüderle! Dann muss ich es nicht lang erklären, sondern alle wissen gleich, was gemeint ist. Die Diskussion, die jetzt geführt wird, hat Alltagssexismus sichtbar gemacht, und darauf können wir in Zukunft aufbauen.

 

„Aus Liebe zur Freiheit“ haben Sie Ihr Blog untertitelt, Frau Schrupp. Was treibt Sie an, sehr regelmäßig und ausführlich zu bloggen?
Ich bin Politikwissenschaftlerin und mache mir Gedanken über alles Mögliche. Und für mich ist es sinnvoll, diese Gedanken aufzuschreiben, damit ich sie nicht vergesse. Dafür habe ich das Blog. Die Aussicht, dass auch andere das lesen, es Diskussionen darüber gibt, dass die Gedanken weitergeführt werden, motiviert mich dazu noch mehr, als wenn ich alles einfach in ein Notizheft schreiben würde.

 

Missionarischer Eifer?
Ja, ich habe schon in gewisser Wiese einen missionarischen Eifer, weil ich eine bestimmte Vorstellung von Feminismus habe, die sich auf die Freiheit der Frauen bezieht und nicht auf ihr Unterdrücktsein oder ihre Stellung im Verhältnis zu den Männern. Von daher möchte ich gerne intervenieren, wenn in Feminismusdiskussionen meiner Meinung nach etwas schief läuft. Da möchte ich mitreden. Aber vor allen Dingen will ich meine eigenen Gedanken festhalten. Wenn ich sie nicht aufschreibe, sind sie irgendwann wieder weg.

 

Sie bezeichnen sich als Feministin, ein Begriff, der in der Öffentlichkeit eher einen negativen Anstrich hat und der auch in der öffentlichen Wahrnehmung nur noch selten auftaucht …
Feminismus war ja noch nie der Knüller! Auch zu Hochzeiten der Frauenbewegung war nur eine Minderheit von Frauen Feministinnen und die Mehrheit der Gesellschaft fand das falsch. Wenn man die jungen Frauen von heute mit den jungen Frauen der 70er Jahre vergleicht, dann glaube ich, dass die heutigen feministischer sind als die damaligen.

Ich nenne mich selber zwar Feministin, aber ich finde das Wort auch problematisch, weil es suggeriert, dass man damit eine bestimmte inhaltliche Position vertritt. Ich bin der Meinung, dass Feminismus keine bestimmte inhaltliche Position beschreibt, sondern eine Herangehensweise an kulturelle und gesellschaftliche Fragen, die die Geschlechterdifferenz ernst nimmt.

Also, eine Feministin ist für mich eine Frau, die sagt, wir müssen uns mit dem Verhältnis Männer und Frauen beschäftigen, weil es eben nicht egal ist. Aber WIE, dazu gibt es viele unterschiedliche feministische Ansichten.

Das Interview hat Dani Parthum am 8. Februar 2013 geführt.


Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, sich mit dem feministischen Blick auf die Gesellschaft näher zu beschäftigen, hat Antje Schrupp zwei Buchempfehlungen für Sie.
In eigener Sache …
Antje Schrupp „Was wäre wenn? Über das Begehren und die Bedingungen weiblicher Freiheit“
Und Ina Praetorius Abhandlung gefällt ihr: „Weit über Gleichberechtigung hinaus … Das Wissen der Frauenbewegung fruchtbar machen“

 

WebRep
 
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Trendforscherin über Job, Werte und Schokolade.

Weiß eine Trendforscherin besonders gut Bescheid? Kann sie nichts mehr überraschen? Was macht sie mit ihrer Glaskugel? Fragen an Corinna Mühlhausen. Trendcoach im Trendbüro von Professor Peter Wippermann. Ich sprach mit ihr über den Lebensstil von morgen, Spaß im Job und Schweinebraten!
 
von Sandra Coy, 17. Februar 2013
 
 
Trendforschung ist ihr Metier: Trendcoach Corinna MuehlhausenFrau Mühlhausen, Hamburg oder München?
 
Mühlhausen: Die Trendforschung passt perfekt nach Hamburg: Eine entspannte Stadt mit hoher Bereitschaft zum Wandel. Hier weht ein steter Wind der Veränderung.
 
Sie forschen über den Gesundheitsmarkt (Healthy Living) der Zukunft. Wie wird sich der Konsummarkt dahingegen verändern?
 
Mühlhausen: Die Konsummärkte spiegeln immer den Wertewandel der Menschen wider. Derzeit erleben wir, wie sich Lifestyle in persönlichen Healthstyle verwandelt. Wir alle geben unserer Sehnsucht nach Gesundheit und Wohlbefinden mehr Raum – und konsumieren entsprechend unseren persönlichen Vorlieben Gesundheitsprodukte aus den Bereichen Vorsorge, Sport, Ernährung, Entspannung, Kosmetik, Reisen usw.
 
Wie gesund leben Sie?
 
Mühlhausen: Ich esse schon seit sehr vielen Jahren sehr ungerne Fleisch, liebe aber Schokolade auf Brot. Darüber hinaus verfahre ich nach der Devise: Iss von allem aber nicht immer das Gleiche. Und kombiniere mit viel Frischem.
 
Leben Sie denn die Trends, die Sie ermitteln?
 
Mühlhausen: Als Trendforscherin, die sich schon seit beinahe zwei Jahrzehnten mit den Veränderungen in unserer Gesellschaft beschäftigt, wäre es schwer möglich, jeden Wandel mitzumachen. Zumal sich viele der Veränderungen auch durch Impulse von außen ergeben – beispielsweise soziale oder kulturelle Veränderungen, die ich natürlich nicht alle am eigenen Leib erfahre. Aber gerade die Themen, die einen selbst berühren, verfolgt man mit einer höheren Leidenschaft und Reflexionsfähigkeit.
 
Sie kennen die Zukunft vielleicht ein bisschen besser als wir. Alarmiert Sie das oder gibt das Wissen Grund zur Entspannung?
 
Mühlhausen: Die Beschäftigung mit den großen gesellschaftlichen Wertewandelentwicklungen, also Trends, ist grundsätzlich etwas, was die eigenen Ängste vor Veränderungen und der Zukunft abbauen hilft. Die Trendforschung  weiß, dass wir Menschen als Individuen sowie als Gesellschaft sehr gut in der Lage sind, uns auf Neues einzustellen. Trends sind deshalb immer auch Beschreibungen von Anpassungsstrategien – spannend und beruhigend zugleich.
 
Sie haben sich auch schon mit dem Thema „Spaß im Job“ beschäftigt. Ihre fünf wichtigsten Punkte dazu?
 
Mühlhausen: Die Arbeitsmarktforschung zeigt, dass es tatsächlich fünf Zutaten sind, die aus einem Job einen erfüllenden Beruf machen: Das Gefühl von Selbstwirksamkeit, Anerkennung, Abwechslung, Standortfaktoren, Entlohnung. Mit den Veränderungen in Ökonomie und Ökologie, in Technik und Kultur verändern sich natürlich auch die Anforderungen, die an den Einzelnen gestellt werden. Das geht nicht immer ohne Reibungsverluste ab. Und trotzdem kann jeder für sich selbst, in seinem Team und mit seinem Vorgesetzten versuchen, ein wenig von dem Sand zusammenzukehren, der so gerne ins Getriebe rutscht.
 
Gibt es aktuell Trends, die Sie und Ihre Kollegen überhaupt nicht vorhergesehen haben? Oder Vorhersagen von vielen Forschern, die bis heute nicht eingetroffen sind?
 
Mühlhausen: Mit der Jahrtausendwende und auch jetzt wieder nach dem prognostizierten aber ausgefallenen Weltuntergang vom 21.12.12 wurde auf breiter Front Bilanz gezogen: Welche Visionen der Futurologen beispielsweise aus den 1960 bis 1970er Jahren haben sich bewahrheitet, welches Gadget zur Erleichterung des Alltags – von selbstfahrenden Autos bis zu Bildtelefonen – wurde Realität? Und das Ergebnis zeigt eine erstaunlich hohe Trefferquote. Nur wenige Vorhersagen waren utopisch. Die moderne Trendforschung hat sogar eine noch höhere Trefferquote. Die Beschäftigung mit der Zukunft ist keine Glaskugel-Guckerei – obwohl ich sogar eine wunderschöne besitze. Es geht vielmehr darum, die Entwicklungen von Gegenwart und jüngerer Vergangenheit heranzuziehen, um daraus wahrscheinliche Zukünfte für die nächsten Jahre zu entwickeln. Und so Gesellschaft und Wirtschaft auf das vorzubereiten, was auf uns zukommt.
 
Von Ihnen stammt der schöne Begriff „Lattemacchiato Familie 2.0“ (Leben 2030). Was können wir uns denn darunter vorstellen?
 
Mühlhausen: Die typische Lattemacchiato Mutter wohnt im Prenzlauer Berg in Berlin und ist in letzter Zeit gehörig in Ungnade gefallen. Sie tut den ganzen Tag nichts als mit ihrem Kind in Cafés abzuhängen und ihre ländliche Heimat nun in der großen Stadt nachzuspielen. Der Zusatz des 2.0 soll aber andeuten, dass auch dieser Lebensstil schon wieder im Wandel begriffen ist: Die neuen Lattemacchiatos sind nicht mehr nur Mütter, sondern gleich ganze Familien. Sie pflegen eine starke Werteorientierung, sind dabei nicht per se unpolitische Hipster. Vielmehr haben sie sich zu modernen Familien weiterentwickelt, die sich um eine neue Geschlechterparität und ein ausgeglichenes Familien- und Berufsleben bemühen. Der Latte Macchiato bleibt als Getränk das Symbol für die Sehnsucht nach der Heimat im urbanen Raum, nach Weltoffenheit gepaart mit Traditionsbewusstsein.
 
So und nun, ganz wichtig: Was wird uns alle 2013 beschäftigen?
 
Mühlhausen: Wir werden in diesem und in den nächsten Jahren erleben, wie sich das Grundprinzip unserer Gesellschaft wandelt. Aus strengen Hierarchien werden flexible Netzwerke. Dieser Wandel ändert die Art, wie wir Innovationen generieren, wie wir kommunizieren, wie wir produzieren. Wir können uns jederzeit miteinander vernetzen, der Einzelne kann sich einmischen, weil er die Macht hat, mit einer Stimme unendlich viele Menschen zu erreichen. Im Ergebnis steht uns dadurch eine Umkehr der Kräfteverhältnisse bevor: Unternehmen erkennen, dass sie erst nach den Bedürfnissen der Menschen fragen müssen und dann produzieren und liefern sollten, das Individuum muss die Herausforderung ernst nehmen, sich selbst als Hauptverantwortlichen seines persönlichen Lebensglücks anzuerkennen. Das geht nicht ohne Reibungsverluste vergrößert aber das Spielfeld unserer Möglichkeiten. Resilienz, also die Anpassungsfähigkeit, wird zum Schlüssel zum Glück. Und dazu gehört auch, dass jeder Einzelne Strategien erlernen muss, seine eigenen Kräfte einzuteilen und beizeiten die Batterien wieder aufzuladen.
 
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Eva. Die Große.

 

Christoph klimperte mit dem Autoschlüssel – er wollte los. Jetzt oder nie, dachte ich mir. Ich nahm all meinen Mut zusammen. Ich wollte, ich musste ihr die Hand schütteln. Ich musste ihr sagen, wie sehr sie mich berührt hatte. Ich musste!

 

Zwischen unseren Tischen lagen nur zwei, drei große Schritte. Das sollte ja wohl zu schaffen sein! Das Herz klopfte mir bis zum Hals – wie bei einem Teenager, der gerade beschlossen hat, von Robbie Williams ein Autogramm zu ergattern. So was Blödes – dabei bin ich eine gestandene Frau von 52 Jahren. Und sie ist ungefähr im selben Alter. Sie unterhielt sich mit zwei Frauen, den Rücken mir zugewandt. Ich stand also entschlossen auf, überwand die räumliche Distanz von mir zu ihr.

 

„Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche.“ Alle drei sahen mich etwas verwundert, aber freundlich an. „Ich bin eine Kollegin von Christoph und eigentlich nur zufällig hier – aber, bevor ich gehe, muss ich Ihnen unbedingt sagen, wie sehr Sie mich beeindruckt haben, wie sehr Sie mich berührt haben. Dieser Abend war wunderbar! Diese Präsenz von Ihnen, soviel Leichtigkeit, soviel Spaß und Lebensfreude. Dieser Abend war eine unglaubliche Bereicherung. Es war einfach nur großartig. Ich habe jede Sekunde genossen und Ihnen so gerne zugehört. Und ich möchte Ihnen das unbedingt sagen, bevor ich gehe.“

 

Es sprudelte alles nur so aus mir heraus, nichts hatte ich mir vorher überlegt. Ich weiß inzwischen, dass ich oft besser spontan drauflosrede, anstatt vorher lange, komplizierte Sätze in meinem Kopf zu formulieren, die ich dann doch nicht mehr zusammenbekomme, wenn’s ernst wird. Atemlos machte ich eine Pause.

 

Wie würde sie reagieren?

 

Ich war mir nicht sicher, doch in ihren Augen konnte ich lesen, dass sie freudig überrascht war. Was jetzt passierte, war so spontan wie unglaublich, jedenfalls für mich.

 

Sie stand auf – sie ist etwa einen halben Kopf kleiner als ich – und legte mir ihren Arm um die Taille und drückte mich an sich. Ein kleiner, aber entschiedener inniger Druck übertrug sich von ihr zu mir. Ihr wunderbar weiblich proportionierter Körper fühlte sich weich und gleichzeitig fest an. Es waren nur Sekunden, aber selten habe ich einen Moment so bewusst erlebt wie diesen.

 

Sie ließ mich los und schaute mich sehr warm und herzlich an. Dann drehte sie sich um zu ihren Gesprächspartnerinnen, um sich sofort wieder mir zuzuwenden. “Das ist ja süß. Ach, das ist ja aber sehr nett. Wie schön, dass es Ihnen gefallen hat!“ So ehrlich, wie sie auf der Bühne gestanden hatte, so ehrlich und von Herzen antwortete sie mir und schaute mir in die Augen.

 

Ich drückte ihr nur noch einmal fest die Hand und schwebte hinter Christoph her zum Auto. Eva Mattes – eine ganz Große. 

Eva Mattes

 

von Britta Haarmann
geschrieben Februar 2011, veröffentlicht Februar 2013

 

Britta Haarmann hat sich auf SAKIDA auch schon Gedanken gemacht über: „Madam L’Oreal„

 

Und hier geht es zur Homepage von Eva Mattes 

 

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Link-Tipps im Februar

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7. Februar  „In meinen Filmen gewinnen immer die Frauen„

In der Jury der diesjährigen Berlinale sitzt die iranische Filmkünstlerin und Fotografin  Shirin Neshat. Im Interview mit in Berlin erscheinendem Tagesspiegel spricht sie über ihre Lieblingsregisseure, den arabischen Frühling und subversive Kunst.

 

2. Februar   Mit der Dominanz der Männer geht es zu Ende

Die amerikanische Journalistin und Autorin Hanna Rosin hat der Frankfurter Rundschau ein spannendes wie kontroverses Interview zu ihrem neuen Buch gegeben. Sie sagt unter anderem: Frauen brauchen Männer oft nicht mehr um zu überleben. Und das sei gut.  

 

31. Januar  Krieg in Afghanistan: Falsch bleibt falsch 

Die Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung schreibt: Die Bundestagsdebatte hat gezeigt, dass es der Bundesregierung nicht um eine Beendigung des Afghanistankriegs und um den Abzug der deutschen Truppen geht. Das neue Mandat, das heute beschlossen wurde, produziert stattdessen leere Versprechen, Lügen und Schönfärbereien. 

 

4. Februar  Gesetzesrelikt in Paris: Frauen dürfen Hosen tragen

Carla Bruni hat sich strafbar gemacht, Catherine Deneuve und Sophie Marceau – und mit ihnen Millionen anderer Frauen, die bis heute in Hosen durch Paris gingen. Denn bis zum 31. Januar galt die „Verordnung zur Bekleidung der Frauen“ vom 7. November 1800, nach der es Frauen verboten war, Hosen zu tragen. Erst jetzt hat die französische Ministerin für Frauenrechte den kuriosen Paragrafen widerrufen lassen. 

 

31. Januar  Frauenkonferenz in Libyen

Drei Tage lang haben 200 Vertreterinnen von fünf libyschen Frauenorganisationen die Regie im Hotel Rixos im Herzen von Tripolis übernommen. Knapp zwei Jahre nach Beginn der Revolution wollen die Aktivistinnen nun Zeichen setzen: für ihre Rechte in der neuen Verfassung und für die Sicherheit von Frauen auf den Straßen Libyens.    

 

25. Januar  Wie Lappalien relevant werden

Die Bloggerin Antje Schrupp hat sich die Debatte um den Sexismus in Deutschland zur Brust genommen. Und Erhellendes beizusteuern. 

 

19. Januar  Wie sieht eine frauenfreundliche Unternehmenskultur aus? 

Um diese Frage ging es beim ersten Themenabend der Digital Media Women Berlin. Am 15. Januar 2013 waren sie zu Gast bei Nokia. Mit dabei: zahlreiche Mitarbeiterinnen von Nokia, die über ihre Erfahrungen berichteten. 

 

Und zu guter Letzt:
Diese Lebensmittel sollen stressresistenter machen, schreibt die Huffington Post. Na dann, guten Appetit!

 

 

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Gesucht: Das gefährlichste Finanzprodukt.

CDO, ABS, ETF — hinter diesen Kürzeln stecken komplizierte Anlagepapiere, die Banken verkaufen. Immer noch, obwohl die Finanzkrise gezeigt hat, was diese konstruierten Geldanlagen anrichten können. Vor allem die CDOs waren die Brandbeschleuniger der Krise, an der Europa noch heute leidet.   

 

Sven Giegold

Da solche Papiere und viele andere, für die Volkswirtschaft unsinnige Finanzprodukte, weiterhin in ungezügeltem Maße ausgegeben und gehandelt werden, hat sich der Grünen-Abgeordnete im Europäischen Parlament Sven Giegold einen Wettbewerb ausgedacht:

Er sucht Europas gefährlichstes Finanzprodukt!

Und jeder ist aufgefordert, mitzumachen, nicht nur Fachleute sollen eifrig vorschlagen. Sondern auch Sie! 

 

 

Giegold hat dazu eigens ein  Portal ins Internet gestellt: www.gefaehrlichstes-finanzprodukt.eu 

Auf dem Portal können Sie auf diesem Formular Ihren Vorschlag einreichen.

„Gefährlich“ müssen dabei nicht nur die oben zitierten CDOs, die Kreditversicherungen, sein. Gefährlich für Anleger sind auch Produkte, die ihnen Berater regelrecht aufschwatzen, wie den Kauf eines Hauses, für den die Anleger dann hohe Kredite unterschreiben. Oder Unternehmensanleihen: Ein sinnvolles Instrument für Wirtschaft und Anleger. Bei Unternehmensanleihen geben Anleger einem Unternehmen quasi ein Darlehen, den es gut verzinst und am Ende der Laufzeit zurückzahlt. Aber auch hier tummeln sich viele dubiose Anbieter, die nur eines im Sinn haben: Unwissende und Gutgläubige abzuzocken. Z.B. mit einer „bombensicheren Anlage“ in eine Firma, die bei genauem Hinsehen erst kurz existiert und Teil eines undurchsichtigen Firmennetzes ist. Hier kann der Totalverlust drohen. Also auch gefährlich! 

Einsendeschluss für die Vorschläge ist der 15. Februar 2013.

Die Jury bewertet die Vorschläge dann bis zum 25. Februar und dann kann bis zum 3. März online darüber abgestimmt werden, welches Finanzprodukt das gefährlichste ist. 

Sven Giegold will sich anschließend dafür einsetzen, dass dieses Produkt vom Markt genommen wird.

Natürlich ist das symbolisch. Die Aktion aber hat Gesprächswert und weist auf einen sehr ernsten — und frustrierenden — Hintergrund hin: dass die Politiker Europas die Ursachen der Finanzkrise immer noch nicht angegangen sind und vor allem ausgemerzt haben — trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse, gerade auch von deutscher Seite, von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte nach Ausbruch der Krise versprochen: kein Markt, kein Produkt und kein Akteur soll mehr ohne Aufsicht bleiben. Das aber ist nicht passiert. 

 

 

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Aufreger Frauenquote.

Das Magazin Focus macht Stimmung gegen die Frauenquote – mit beruflich erfolgreichen Frauen auf dem Titelbild. Auffällig: Es sind vor allem privilegierte Frauen, junge oder ohne Kinder.

Viviane Reding, Justizkommissarin der EU, hat das am Anfang ihres Berufslebens genauso gesehen: Eine gesetzliche Quote, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen, braucht es nicht. Jetzt aber hat sie europaweit eine Frauenquote in den Aufsichtsräten der börsennotierten Konzerne durchgesetzt.

Ganz offiziell: Vivace Reding, EU-Justizkommissarin„ … und sie kommt doch, die Frauenquote.“, sagte Reding auf dem Frauenfinanzforum in Hamburg Ende November des vergangenen Jahres. (Hier können Sie die Rede nachlesen.)

Für Reding ist die Quote eine Krücke, um zwei Ziele zu erreichen: das Nutzen des weiblichen Talents und die gleiche Teilhabe von Frauen an gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Macht.

Auf dem Frauenfinanzforum erzählt Reding, dass ihr erst mit zunehmender Lebenserfahrung bewusst geworden sei: es gehe nicht ohne Quote.

Entscheidende Spieler in der Wirtschaft sind immer noch ausschließlich mit männlichen Vorständen besetzt, siehe Europäische Zentralbank oder Deutsche Bank. In 100 Banken und Sparkassen in Deutschland finden sich in den Führungsgremien gerade mal 3 Prozent Frauen, obwohl fast 60 Prozent der Angestellten im Finanzsektor weiblich sind!

Nur eine Bank hat zurzeit eine Vorstandschefin. die Nachfolgerin der Hypo Real Estate in München, die Deutsche Pfandbriefbank. Manuela Better allerdings rückte erst auf den Posten vor, als die männliche Führungsriege unter Vorstandchef Georg Funke den Immobilienfinanzierer 2008 so krachend in den Sand gesetzt hatte, dass die Regierung Merkel die Bank zwangsverstaatlichte, die Bank aufspaltete in die Pfandbriefbank und eine „Bad Bank“, und wir Steuerzahler seither für mehr als 180 Milliarden Euro haften.

Seit den 80er Jahren kämpfte Reding für die Gleichberechtigung von Frauen in Führungspositionen. Die EU hat auch auf Druck Redings Empfehlungen dazu gegeben und mit der Wirtschaft Selbstverpflichtungen ausgehandelt, den Anteil von Frauen in den Führungsgremien zu erhöhen. Gebracht hat das nichts, musste Reding nach Jahrzehnten ernüchternd feststellen.

Noch 2008 sicherten die männlichen Vorstände und Aufsichtsräte der 30 DAX-Konzerne per Unterschrift zu, sie werden mehr Frauen in ihre Führungsgremien bringen. Getan hat sich nichts.

Dabei haben die skandinavischen Länder längst eine gesetzliche Quoten und dort funktioniert die Frauenpartizipation. Auch das habe sie umdenken lassen, erzählt die energische Reding auf dem Frauenfinanzforum in Hamburg.

Und deshalb setzt sich die 62jährige so vehement für die Frauenquote ein.

2010 hat sie die Quote angekündigt und viel Häme dafür einstecken müssen. Jetzt aber kommt sie, betont Reding selbstbewußt. Sie hat gemeinsam mit den anderen EU-Kommissaren einstimmig eine entsprechende Richtlinie beschlossen. Allerdings ist diese deutlich anders als Reding das vorgeschlagen hatte. Das erwähnt Reding allerdings nicht auf dem Frauenfinanzforum, dabei zeigt es, mit welch harten Bandagen um die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft gekämpft wird.

„Das ist keine Frauensache, sondern eine gesellschaftliche Sache.“, sagt Reding. Damit liegt sie auf der gleichen Argumentationslinie der heute 80-jährigen Anwältin und früheren Justizsenatorin von Berlin und Hamburg, Lore Maria Peschel-Gutzeit, die SAKIDA im November dazu ein Interview gegeben hat. Sie kämpft seit ihrer frühesten Jugend für gleiche Chancen für Frauen.

Das Europaparlament und der Ministerrat müssen jetzt der Richtlinie noch zustimmen, bevor die EU-Länder sie in nationales Recht umsetzen. Vorab hat das EU-Parlament eine gemeinsame Erklärung für eine Quotenregelung abgegeben und damit klar Position gegen die Blockadehaltung einiger Mitgliedsländer bezogen, darunter auch Deutschland. Angela Merkel lehnt die Quote rundweg ab.

Was in der Richtlinie kurz gefasst steht?

Ab 2020 sollen alle europäischen, börsennotierten Konzerne und öffentliche Unternehmen ihre Aufsichtsräte bzw. nicht geschäftsführenden Direktoren zu 40 Prozent mit Frauen besetzt haben. Offizielle Sprachregel: mit dem „unterrepräsentierten Geschlecht“. Allerdings ist diese Quote nicht starr, so wie das Reding gefordert hatte. Ihren ersten Richtlinienentwurf haben die anderen Kommissare aufgeweicht. Herausgekommen ist doch wieder eine Art „freiwillige Quote“. Das sagt Reding aber nicht. Sie spricht von „intelligenter Quote“. (??)

Denn: Wird der 40-Prozent-Frauenanteil im Aufsichtsrat nicht erreicht, müssen die Konzerne lediglich begründen, warum das „überrepräsentierte“ Geschlecht, das dürften in der Regel Männer sein, qualifizierter sind als irgendeine Frau für den Posten. Was eine stichhaltige Begründung dafür ist, ist nicht festgelegt.

Außerdem sieht die EU-Richtlinie keine Sanktionen vor. Sanktionen sieht die Richtlinie der EU-Kommission nicht vor. Die sollen sich die Mitgliedsländer selbst ausdenken. Für Reding sähe eine Sanktion z.B. so aus, dass die Ernennung des Aufsichtsrates für nichtig erklärt wird und dass die Nichterfüllung der Quote publizieren werden muss. Das soll am Image des Unternehmens kratzen und seine Rückständigkeit sichtbar machen – hofft Reding.

Warum nicht auch eine Quote für die Vorstandsetage? Mit dieser Idee konnte sich Reding schon gar nicht durchsetzen, erzählt sie. Deshalb: Für Vorstände gibt es eine flexible Quote, über die die Firmen jährlich öffentlich zu berichten haben. Zum anderen werden die Vorstände von den Aufsichtsräten ernannt. Hier hofft Reding darauf, dass Frauen in den Aufsichtsräten für die Chancengleichheit im Vorstand sorgen werden.

Die Europäische Gesetzgebung zur Frauenquote muss – nach EU-Parlament und Ministerrat – im nächsten Schritt von den EU-Ländern in nationales Recht umgesetzt werden. Die jetzige Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel lehnt die Frauenquote aber strikt ab – obwohl sie keinen festen Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten vorschreibt und auch keine Sanktionen beinhaltet.

Merkel steht allerdings mit ihrer strikten Ablehnung dieser recht flexiblen Frauenquote konträr zu anderen ältere Frauen in Führungspositionen. Sie tendieren dazu, sich für eine Frauenquote einzusetzen.

Wie Adelheid Sailer-Schuster, die Chefin der Bundesbankfiliale in Hamburg. Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin der Bundesbank, sieht ebenfalls ungeduldig der Quote entgegen. Ohne Druck ändere sich nichts, das wisse sie aus eigener, leidiger Erfahrung, sagt Lautenschläger. Sie sei auch bereit, Anfeindungen deswegen auszuhalten, wie „Quotenfrau“, was manche als Schimpfwort gebrauchen, um den Kampf der Frauen um gleiche Chancen im Beruf zu misskreditieren.

Lautenschläger hätte auch gern eine Frauenquote in den Vorständen gehabt. Als Strafen favorisiert sie Verfahren, die wirklich den Firmen weh tun. Sie plädiert deswegen für eine öffentliche Liste, wenn die Quote nicht erfüllt wird.

Managementpositionen neu denken! Das fehle in vielen Firmen, kritisiert Bundesbankerin Sabine Lautenschläger ebenfalls auf dem Frauenfinanzforum in Hamburg. Zum Beispiel könnte eine Führungsposition mit zwei ManagerInnen besetzt werden, so, wie es die Münchner Hauptverwaltung der Bundesbank macht. Dort teilen sich zwei Frauen einen Vorstandsposten. Tandem-Vorstand heißt das und es funktioniere gut, erklärt Lautenschläger.

Aber auch Frauen selbst sollte stärker gesellschaftlichen Druck aufbauen. Das fordert Viviane Reding. Sie appelliert: Frauen sollten von Männern die Hälfte der Arbeit einfordern und sich laut melden, wenn es um die Besetzung von Positionen geht.

Dass viele Unternehmen über Fachkräftemangel klagen, aber kaum etwas tun, um das vorhandene Potential der Frauen zu heben, findet die EU-Justizkommissarin skandalös. Die Mehrheit der Firmen stelle Frauen, wenn sie Mütter werden, aufs Abstellgleis, geben ihnen mit Familie schlechte Posten. Die Männer dagegen werden für den Nachwuchs mit Aufstieg belohnt, obwohl Frauen nachweislich oft die besseren Schul-, Lehr- und Uniabschlüsse. Kein Wunder, dass so viel in der Wirtschaft und bei Banken schief laufe, sagt Viviane Reding zum Schluss ihrer Rede.

Hier finden  Sie Fragen und Antworten der EU zur Frauenquote.
Hier lesen Sie die Richtlinie.

 

 

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Unsere Link-Tipps im Januar

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17. Januar   Katholische Kliniken in Köln weisen vergewaltigte Frau ab

Einige Kliniken des Erzbistums Köln haben Frauen, die vergewaltigt wurden, eine  Untersuchung zum Sichern von Beweisen, weggeschickt. Begründung: Einer vergewaltigten Frau müssten sie dann auch die „Pille danach“ verschreiben, und das ist ein Tabu für die Kirche. Mitmenschlich ist das nicht.

 

12. Januar  Her mit den Müttern! 

Mütterquote statt Frauenquote? Diesen Gedanken wirft die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ auf. Sie stellt fest: Die Frauenquote nützt vor allem kinderlosen Frauen. Doch sie hilft  nicht Müttern – obwohl es von ihnen auf hohen Entscheidungsebenen besonders wenige gib. 

 

10. Januar  Unisex-Tarife: Kein Vorteil für Frauen

Ob Frau ob Mann: bei den privaten Krankenversicherungen gibt es nur noch geschlechtsunabhängige Tarife. Bisher lag der monatliche Versicherungsbeitrag für Frauen deutlich über dem von Männern. Mit der Neuregelung wird es aber für Frauen nicht billiger, sondern in einigen Fällen sogar teurer. Schreibt die FR. 

 

10. Januar  So viele Frauen!

Christian Hansen durchstöberte jahrelang Antiquariate, Flohmärkte und die Lager von  Nachlassverwaltern in ganz Deutschland — eigentlich, um nach Fotos von Modell-Eisenbahn-Zügen zu fahnden. Gefunden hat er dabei aber hunderte Frauenfotos. Das fand er spannender. Und diese Fotos stellt er jetzt in Berlin aus, in der Galerie im Turm. 

 

7. Januar  Kurven sind ihre Welt

Anna Scholz näht sich seit ihrer Jugend ihre Kleider selbst. Weil es keine schicken in ihrer Größe gab. Sie war schon immer pfundig. Aus dieser Verzweiflung hat sie eine Erfolgsgeschichte gemacht. Sie ist Designerin für Mode in Übergrößen, mit eigenem Mode-Studio in London.

 

4. Januar  Französinnen zeigen Pharmakonzerne an — wegen Antibabypille

30 Französinnen haben sich zu einer Klage entschlossen — gegen die Hersteller von Antibabypillen. Die Pillen sollen gesundheitlich sein. Es geht um Schlaganfälle, Lungenembolien, Thrombosen. Betroffen: Bayer, Pfizer und Co. 

 

 

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Seine Affäre.

 

Es traf mich völlig unvermittelt. „Ich liebe eine Andere“, sagte er. „Hier ist es ja nicht mehr gut, das hast Du ja auch schon gemerkt. Ich ziehe zu ihr.“

 

So ungefähr waren seine Worte an diesem Abend, die mich aus einem scheinbar sicheren (Ehe)leben hinauswarfen. Wenn ich daran denke, sehe ich ihn vor mir, als wäre es gestern gewesen. Ich hätte es kommen sehen müssen. Können? War ich blind? Dass er unzufrieden war, hatte ich ihm schon einige Monate lang angemerkt. Nur noch nörgelig war er, noch schweigsamer als sonst. Immer weniger schmusig. Dennoch kam immer wieder mal ein „Ich liebe Dich“. Ich hatte auf seine Warnungen und Bitten, die er nur vorsichtig, leise, auf seine Weise eben aussprach, nicht gehört. Du bist zu viel weg. Ich brauche Dich. Ich wünsche mir mehr Zärtlichkeit. Ich hatte das nicht so ernst genommen. Nun hatte ich den Salat selbst kräftig mit angerichtet, seine Affäre.

In diesem Moment brach für mich eine Welt zusammen.

Wir hatten uns doch so geliebt! Was war noch davon übrig? Bei ihm scheinbar nichts. Bei mir? Ich war nicht sicher. Wenn ich ehrlich bin, hatte aber auch ich in letzter Zeit unsere Beziehung in Frage gestellt. Oder, besser gesagt, ich war immer weniger gern nach Hause gekommen, weil die Stimmung dort eben mies war, ein missmutiger Ehemann, der dazu noch mit meiner Tochter, wie ich fand, nicht gut umging. Also lebte ich für meine Arbeit. Alle Leidenschaft steckte ich in neue Projekte anstatt in meine Ehe. Wenn ich spät nach Hause kam, ging ich nicht ins Bett, sondern schrieb noch e-mails. Sexualität schien nicht mehr wichtig für mich. Ich diskutierte mit Freundinnen, wie ich das Zuhause ändern könnte, was mir fehlte, was ich gern von ihm hätte. Anstatt Zeit mit ihm zu verbringen. Anstatt die Liebe zu leben, baute ich Phantasiegebäude und Wunschschlösser auf. Rosarote Wolkenbilder vom Prinzen, der mich auf Händen trägt und mir zu Füssen liegt. Ja, da hatte ich wohl einen schweren Fehler gemacht. Aber deshalb eine Andere zu suchen? Mich wochenlang zu hintergehen? Und jetzt so mir nichts dir nichts aus dem Staub machen? War das die Lösung? Ich konnte es mir nicht vorstellen.

Ich war mir seiner Liebe zu sicher gewesen.

Ich hatte unendliches Vertrauen gehabt. Nie im Leben gedacht, er könnte gehen, sich anderweitig umschauen, eine Affäre haben. Und jetzt das!

Nach etwa vier Stunden Diskussionen, Heulen und Zähneklappern ging er. Er war durch nichts aufzuhalten, wirkte wie unter Drogen. Völlig ruhig und abgeklärt beantwortet er mir meine Fragen mehr oder weniger, fast, wie man einen Einkaufszettel bespricht, und schaute seelenruhig zu, wie ich mich mehr oder weniger in Tränen der Verzweiflung auflöste. Das war nicht mehr der Mensch, dem ich all meine Liebe geschenkt hatte.

Das Auto hatte er schon gepackt mit den wichtigsten Sachen. Ich war ja den Tag über im Büro und beim Meeting mit meiner Freundin gewesen, und am Abend hatte ich noch eine Veranstaltung. Er hatte Zeit, seinen grausamen Plan in Ruhe vorzubereiten. Als ich mit dem Auto auf unsere Auffahrt fuhr und die Steine unter den Reifen das bekannte knirschende Geräusch machten, sah ich im Augenwinkel, dass es in seinem Wagen anders aussah – realisierte es aber nicht wirklich und machte mir keine Gedanken. Ich ging ins Haus, er begrüsste mich, fragte, ob ich etwas trinken wolle, ja, ich wollte auch etwas essen, merkte aber schon, es lag etwas in der Luft. Ich solle mich mal setzen. Und dann diese Worte: „Ich liebe eine Andere. Ich ziehe zu ihr.“

Nachdem er weg war, saß ich noch eine Weile mit meiner Tochter zusammen, fassungslos. Sie schmiedete schon Pläne. In die Stadt ziehen oder aus meinem Haus ein „Frauenpowerhaus“ machen. Ich stoppte sie. So weit war ich noch lange nicht!

Irgendwann gingen wir zu Bett. An Schlaf war aber nicht zu denken. Ich versuchte es immer wieder, aber mit dem leeren Bett neben mir? Unmöglich. Ich setze mich an (seinen) Computer und entwarf eine e-mail an ihn. Ich schickte sie nicht ab. Der Text war immer wieder weg, weil ich falsch klickte, er wurde immer länger und enthielt mehr Vorwürfe. Gut, dass ich ihn nicht absandte.

Ich ging dann doch wieder ins Bett. Am nächsten morgen, Samstag, machte ich eine Art Rundreise zu einigen Freundinnen. Jetzt bloß nicht Zuhause allein sein! Ich heulte mich überall aus. Alle nahmen sich Zeit, waren fassungslos, glaubten kaum, was ich erzählte. Zwischendurch lachte ich, weil alles so unwirklich war mit dieser Affäre. An diesem Tag erkannte ich, wie wertvoll meine Freundinnen sind und war unendlich dankbar. Von ihm hörte ich nichts. Doch, ganz kurz. Ich hatte ihm noch eine SMS hinterhergeschickt in der Nacht, nachdem er gegangen war. „Pass auf Dich auf. Ich liebe Dich.“ Er antwortet: „Pass auch auf Dich auf. Du bist mir nicht egal.“ Es war nicht das, was ich hören wollte …

Abends holte ich meine Tochter von der Arbeit ab, und wir fuhren gemeinsam nach Hause.

Eine zweite, fast schlaflose Nacht. Am Sonntag besuchte ich eine sehr gute Freundin weiter entfernt. Die Fahrt tat mir gut. Weg von zuhause. Nur nicht an seine Affäre denken. Reden. Nicht allein sein. Wir aßen gemeinsam und machten einen langen Spaziergang.

Als ich wieder zuhause in den leeren Kleiderschrank schaute, wurde mir ganz schlecht. Er hatte so gut wie alle Klamotten mitgenommen.

Es war also ernst?

Abends machte ich mir sogar Feuer im Ofen an und saß gemütlich im Wohnzimmer. Und telefonierte. Lange, bis nach Mitternacht. Keiner störte mich dabei. Gefühlsmässig schwankte ich zwischen Verzweiflung und meiner unendlichen Zuversicht, die mich schon bei der Geburt meiner Tochter über die Stunden voller Schmerzen getragen hatte. Es gab Momente, da glaubte ich fest daran, dass er zu mir zurückkommen würde, und dann wieder diese Angst, die Panik, er ist für immer gegangen.

Montag früh fuhr ich ins Büro.

Kaum im Auto, hatte ich einen unglaublichen Traurigkeitsanfall. Ich telefonierte mit einer Freundin. Sie unterstütze mich beim Formulieren einer e-mail an ihn. Aus langen Ausführungen und krausen Gedanken entstand ein Satz. „Ich habe viel nachgedacht und bitte Dich um ein Gespräch.“

So schickte ich es ab – und wartete bangend auf die Antwort. Ich erledigte meine Arbeit mehr oder weniger abwesend. Tatsächlich rief er am Vormittag an. Mir klopfte das Herz zum Zerspringen. Er war vollkommen kühl, distanziert. Unerträglich! Er wolle seinen Computer abholen von zuhause. Er könne auch meine Flyer weitermachen, wolle mich damit nicht hängen lassen, sagte er. Ach, Du verlässt mich, aber willst mich mit den Flyern nicht hängen lassen?

„Wie geht es Dir“, fragte er. „Wie es mir geht? Du verlässt mich, hast eine Affäre, und fragst mich zwei Tage später, wie es mir geht?“ Er schwieg. Ich wählte meine Worte bewusst und machte Pausen, ungewöhnlich für mich. Ich presste das Handy an mein linkes Ohr, um sein Gefühl zu hören, irgendetwas, was mir Hoffnung machen würde…

Meine e-mail hatte er noch nicht gelesen. Ich bat ihn um das besagte Gespräch. In diesem Moment veränderte sich die Stimmung. Ich spürte wieder Gefühl bei ihm, es war nahezu greifbar. Er wunderte sich wohl, glaube ich. Wieso will sie mit mir reden? Er sagte, er würde sich später nochmal melden. Ich war total aufgewühlt nach diesem Gespräch und mir zitterten die Knie. An Konzentration war nicht zu denken. Nachmittags klingelte mein Handy. Eine unbekannte Nummer. Es war ER.

Er fragte, ob ich übermorgen Zeit hätte. Hatte ich. Später verschoben wir den Termin schon auf den nächsten Abend. Ich schöpfte wieder Hoffnung und war sehr aufgeregt. War doch noch nicht alles verloren?

Meine Veranstaltung am Abend leitete ich mit gewohnter Routine und sie verlief sogar besonders gut. Erst danach rollten die Tränen. Ich saß noch mit zwei Frauen zusammen und wurde lieb getröstet.

Am nächsten Abend trafen wir uns dann; er holte mich ab und nahm mich gleich in den Arm. Mir stiegen die Tränen hoch. Wir gingen in ein griechisches Restaurant. Es war wie beim ersten Rendevouz. Woher nahm ich bloß meine Zuversicht? Es war noch lange nicht klar, wie es weiterging!

Ich hatte Briefe aus unserer ersten Zeit gefunden, die geprägt waren von zusammen sein und wieder verlassen werden. Eineinhalb Jahre hatte es gebraucht, bis er sich endlich für mich entschieden hatte, damals.

Das Gespräch begann langsam. „Wie geht es Dir“, fragte er. Pause. Wie soll es mir gehen? Ich zeigte ihm einen der Briefe, was ich erst für später geplant hatte, und er las ihn von vorn bis hinten durch. Er hatte damals geschrieben, wir müssten dafür sorgen, dass es nun auch gut ginge, auch ich! Da ich mich schon einmal getrennt hatte, befürchtete er wohl eine Wiederholung. Ha ha.

Der Brief bewegte ihn sichtlich. Wir nahmen uns schon wieder in den Arm, redeten, lachten, weinten. Später, zuhause, redeten wir weiter. Er sagte, er wolle wiederkommen. Wiederkommen? Zurückkommen!? Ich bin da sehr genau. „Bleib doch gleich hier“, bat ich. „Nein, das ginge nicht, er müsse da noch einmal hin.“

Als er weg war, war ich auch ein bisschen froh. Ich wusste auf einmal nicht mehr, ob ich ihn wirklich wiederhaben wollte. Was hatte er gesagt? Wenn ich ihn wiederhaben wolle, müsse ich mich um 180 Grad drehen! Das hatte er gesagt. Aber wollte ich das? Ich wollte ihn zurück haben, aber doch nicht, wenn ich mich dafür total verdrehen sollte. (Später wollte er davon nichts mehr wissen, es war alles nicht so gemeint, sagte er, ich solle es bitte vergessen… )

Ich war durcheinander, holte meine Tochter ab, telefonierte. Deshalb bekam sie erst eine halbe Stunde später mit, dass er wohl wieder kommen würde. Was??? „Das musst Du mir doch sofort sagen!!“, belehrt sie mich. Ich lachte. Obwohl sie oft nicht gut mit ihm auskam, war ihr nur wichtig, dass ich nicht mehr weinen musste.

Am nächsten Tag hatte ich frei und fuhr meine Tochter zur Arbeit. Wir frühstückten zusammen – in einem kleinen, portugiesischen Cafe, gegenüber ihres Ladens. Da klingelte mein Handy und mir blieb fast das Herz stehen. ER war dran. Mit einer tiefen, rauen Stimme sagte er: „Ich hab’s ihr gesagt, ich packe, ich komme nach Hause.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. „Bist du zuhause?“, fragt ich. „Nein. Aber in einer Stunde kann ich da sein.“

Völlig verheult stand er dann vor der Tür. Ich schnappte mir den Hund, der um den Block musste, um nicht mit ihm gemeinsam den Koffer auszupacken. Dann frühstückten wir, redeten und heulten. „Das war also mein Ausflug nach Q.“, sagte er. „Und nun bin ich wieder zuhause.“ Ich schlug vor, ans Meer zufahren. Und das taten wir auch. Und feierten abends unsere neu erwachte Liebe …

Warum er zurückgekommen ist?

Ich glaube, der Brief, sein eigener Brief, aus unserer Anfangszeit, hatte ihm zu denken gegeben. Und ihn an Gefühle erinnert. An seine Liebe zu mir. Die wohl immer da war. Genauso, wie bei mir. Durch den Alltag waren wichtige Bedürfnisse untergegangen, wir haben sie untergehen lassen. Nun gab es einen neuen Anfang für uns, eine neue Chance.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Ich sitze an meinem Schreibtisch und schreibe mit Gänsehaut diese Geschichte auf. Ich liebe ihn, meinen Mann. Und er liebt mich. Wir streiten hin und wieder, ja. Wir unternehmen viel miteinander. Wir schauen uns wieder in die Augen. Was für ein Glück!

 

Januar 2013

„Seine Affäre“ ist eine wahre Geschichte von einer SAKIDA-Leserin. Sie ist mittleren Alters, beruflich unabhängig und schreibt gern. Ihren Namen möchte sie nicht veröffentlichen.

Wenn auch Sie verlassen worden sind, oder verlassen haben, und andere Frauen an Ihren Gefühlen teilhaben lassen möchten, zögern Sie nicht, uns zu schreiben:  mail(at)sakida.de  

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Sie schenkt Glück.

Andere gücklich zu machen, ist ein guter Weg, selbst glücklich zu werden! Sagt Sabine Siehl. Sie hat deshalb das erste, wirklich soziale Netzwerk gegründet: wellYunit   

 

Glück verschenken. Sabine Siel

11.Januar 2013 
Deine Internet-Plattform „wellYunit“ ist seit November online. Wie bist Du auf die Idee dazu gekommen und was bedeutet der Name?

Ausgedacht habe ich mir den Namen zusammen mit einem Coach, einer Frau, die mich begleitet hat bei meiner Suche nach meiner wirklichen Berufung, also einer Aufgabe, die ich sozusagen aus tiefstem Herzen erfüllen möchte. Ich wollte etwas Sinnvolles, Sinnstiftendes für diese Welt tun. Mir geht es darum: Wie können wir besser zusammenleben, bewusster leben. Und das war Teil dieser Namensentwicklung.

Im Endeffekt drückt es aus, was die Plattform sein will. Es geht um das Wohl der Menschen – dafür steht das „well“. Und es geht darum, dass wir uns als Einheit begreifen. Wenn ich Dich beispielsweise glücklich mache, wirkt das auch auf Dein Umfeld und auch auf meines – dafür steht das „unit“. Und in die Mitte habe ich das Y gesetzt, das steht für „You“, d.h. das „Du“, denn ich bin überzeugt, jeder kann einen Beitrag für mehr Glück in unserer Gesellschaft leisten. 

 

Ist das der Grundgedanke der Plattform?

Ja, das ist meine Vision: Eine Plattform zu betreiben, mit der die Menschen etwas verändern können. Sie sollen spüren, es gibt Menschen, die ihnen helfen, die zu ihrem Glück beitragen, aber sie können es auch eben auch bei anderen – im Kleinen wie im Großen.

 

Und wie unterscheidet sich Deine Plattform von Tauschringen?

Bei wellYunit geht es nicht darum, ich gebe etwas und dafür bekomme ich auch etwas wie bei Tauschringen. Da muss man erstmal etwas ansammeln, um es einzulösen. Leistung – Gegenleistung ist dort das Prinzip. Das gibt es bei wellYunit nicht. Bei mir wird Glück verschenkt!

 

Glück schenken?! Wie sieht das aus?

Glück ist ja etwas völlig Individuelles. Für jeden bedeutet Glück etwas anderes, je nachdem auch, wo jemand steht. Bei mir kann Glück heute ganz anders aussehen als in einer Woche. Und das soll die Plattform abbilden. Alles ist möglich.

Ich glaube, dass zum Glück Vertrauen gehört, sich aufgehoben fühlen. Für mich gehört dazu, dass ich mich frei fühle, dass ich weiß, ich kann gestalten, ich habe mein Leben in der Hand, empfinde keine Ohnmacht. Und, dass man die schönen Dinge sehen kann, die Schönheit der Welt, und nicht nur sieht, was nicht so gut läuft …

 

Und wie erreichst Du das auf der Plattform – Glück zu verschenken?

In dem sich jemand registrierst, dann kann er oder sie in ihrem Profil Angebote und Gesuche einstellen, wie auf einem Marktplatz. Allerdings mit dem Unterschied, dass das, was jemand anbietet, ein Geschenk ist, ohne Bezahlung, ohne Tausch. Es bieten zum Beispiel Leute Bücher an, oder eine Reikimassage, oder jemand sucht Hilfe beim Streichen des Arbeitszimmers. Es können also Dinge sein, die zum Glück führen oder Taten. Es könnten auch gemeinnützige Organisationen auf wellYunit Leute suchen, die ehrenamtlich arbeiten möchten, oder sie können Rat und ihr Wissen weitergeben.

Die Angebote und Gesuche lassen sich filtern, z.B. nach Regionen, nach Art dessen, was verschenkt oder gesucht wird, wie Wissen über Geld, Taten oder Sachen. Aber auch nach Kategorien lassen sich die Angebote und Gesuche durchstöbern, nach Partnerschaft z.B. Gesundheit, Natur, Umwelt … etc.

 

Das Mitmachen auf Deiner Plattform ist nicht wie bei facebook gratis, sondern kostet etwas. Wieso?

Um die Seite richtig nutzen zu können, muss man registriert sein, am Anfang in einer Testmitgliedschaft, oder Schnuppermitgliedschaft. Ich wollte einen geschützten Bereich haben. Nach dem Registrieren kann das Angebot 30 Tage lang umsonst genutzt werden. Eine Jahresmitgliedschaft kostet dann 24 Euro. Automatisch verlängert sich die Testmitgliedschaft aber nicht. Ich erinnere per Mail daran, dass die Mitgliedschaft abläuft.

Mir ist wichtig, dass sich jeder aktiv entscheidet, auf der Plattform mit dabei zu sein. Ich finde das fairer, authentischer als eine automatische Verlängerung, die ich natürlich auch nach Ablauf der Schnuppermitgliedschaft und nach der Jahresfrist einrichten könnte.

Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dass es etwas kostet und ich das Portal werbefrei halte.

 

Sabine Siehl will die Welt glücklicher machen. Mit wellYunit

Sabine Siel hat Großes mit wellYunit vor: die Welt glücklicher zu machen.

Klingt für mich sehr idealistisch!

Ja, es gibt einige, die das so sehen und die gleich fragen, was habe ich davon? Wo ist der Nutzen und warum kostet das was? Aber es gibt auch Leute, die das interessant und wichtig finden. Man kann nicht jedem gefallen. Die Leute stehen ja auch an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben.

Ich glaube schon, dass viele Menschen den Wunsch nach Beziehungen haben, es gut miteinander meinen, sich aufgehoben fühlen wollen. Dass sie etwas suchen, das nicht egoistischer Natur ist, nicht materialistisch, nicht eigennützig. Denn das ist nicht das, was uns zufriedenstellt.

Am Ende wünschen sich die Meisten ein gutes Miteinander, Mitmenschlichkeit, weg von diesem Erwartungsdruck und – eben Glück! Und die, die so denken, spreche ich an. Weil es auch einfach Freude macht zu schenken!

 

Was habe ich denn für einen Anreiz, etwas über Deine Seiten zu verschenken, was ich im Grunde auch verkaufen könnte?

Im Endeffekt stellen die Leute ihre Sachen auf der Seite ein, weil sie nicht für alles Geld bekommen möchten. Das ist mein Ansatz, die Idee der Platform. Wir leben ja auch mit Leuten zusammen, Ehepartnern, Freunden, Kollegen und da fragen wir ja auch nicht ständig, was kriege ich dafür? Dinge herschenken, um anderen eine Freude zu bereiten. Das ist es.

 

Wie viele Mitglieder hast du schon?

Es sind jetzt über einhundert. Einige haben schon eine zahlende Mitgliedschaft abgeschlossen. Ich bin ganz zufrieden, wie es sich entwickelt, auch was die Leute reinstellen. Es sind erste Sachen verschenkt worden, wie eine Klangmassage oder Bücher.

 

Hast Du die Internet-Plattform, das Soziale-Netzwerk, gegründet, um davon leben zu können?

Ja, schon. Das Ziel geht aber über das Geldverdienen hinaus. Ich verstehe mich als Social Entrepreneur. Meine große Vision ist, das wir uns gegenseitig „Glück schenken“, von Person zu Person, in dem Sinne, dass – wenn ich jemanden etwas schenke, eine Tat oder Sache, ich mich selbst glücklich fühle, ich freue mich, und ich erfreue denjenigen, dem ich etwas geschenkt habe.

Darüber hinaus geht es mir darum, dass es, je mehr Mitglieder auf wellYunit sind, wir auch die Möglichkeit haben, Projekte zu unterstützten und sie mit zu finanzieren, sodass das eigene Glück auch zu mehr Zufriedenheit in unserer Gesellschaft führt.

In einem Aspekt ist das jetzt schon so. 20 Prozent der Mitgliedsbeiträge gehen an zwei gemeinnützige Projekte, die Stiftung Kinderjahre, die sich für gleiche Chancen für benachteiligte Kinder einsetzt. Die Stiftung hat z.B. auch an sechs Hamburger Schulen das Unterrichtsfach Glück eingerichtet. Und das andere Projekt ist das Jane Goodall Institut in München, Jane Goodall ist die Schimpansenforscherin und das Institut setzt sich für die Natur ein. Sie ist auch jemand, der dem Lebensmotto folgt: jeder kann etwas bewirken.

Darum geht es mir auch: das wir nicht immer sehen, wo sind Missstände, das wir anklagen, meckern, Schuldige suchen oder sagen, da können wir nichts tun, sondern wir sagen: wir können etwas tun! 

 


Was macht dich sicher, dass Du mit Deinem Sozialen Netzwerk Erfolg haben wirst?

Ich bin nicht sicher! Ich kann das schwer beschreiben. Als ich nach über 20 Jahre langer Marketing- und Kommunikationstätigkeit in internationalen Konzernen einer Umstrukturierung „zum Opfer“ gefallen bin, stellte sich für mich die Frage: Mache ich weiter so oder probiere ich etwas anderes aus.

Schon vorher hat mich immer umgetrieben, was kann ich tun für die Gesellschaft? Der Jobverlust war dann die Gelegenheit, das anzupacken. Und ich habe es angepackt, weil ich diesen großen inneren Wunsch hatte und habe, dass sich das Glück unter den Menschen und auf der Welt ausbreitet.

Ich glaube fest daran, dass viele Menschen diesen Wunsch mit mir teilen. Aber sicher vorhersagen kann ich nicht, in welchem Maße und wie schnell sich der Erfolg einstellen wird. Mir war und ist aber klar, dass ich wellYunit trotz aller Unwägbarkeiten in die Welt bringen möchte. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es ja so schön und wellYunit will ein wahrhaftiger Glücksgewinn für alle sein.

 

Wann willst Du davon leben können? In vier, fünf Jahren?

Ich müsste früher davon leben können. Es gibt dabei aber zwei Aspekte. Klar, ich muss auch meine Rechnungen zahlen können. Aber, die Sache ist die, dass es viele Menschen braucht, damit meine Community zum Leben erweckt wird, dass die Mitglieder Spaß haben, Freude haben, die Plattform bunt wird, das lebt nicht von drei, vier Leuten. Es sollten sich größere Zellen bilden, bundesweit. Von daher braucht es auch eine gewisse Anzahl von Mitgliedern, damit die Idee auch funktioniert. Und wenn genügend Leute da sind, dass das Glück auch gelebt werden kann, dann wird das automatisch sein, dass ich davon leben kann.

 

Kalkulierst Du ein Scheitern ein?

Nicht wirklich. Ich glaube instinktiv, dass es funktioniert, dass ich genug Menschen finde, die die Idee mittragen. Ich bin noch in den Anfängen und es müssten eher tausende Mitglieder werden als hunderte. Aber wieso soll es nicht funktionieren? Die Zeit ist reif dafür. Für ein wirklich soziales Netzwerk, ein soziales Miteinander.

Es ist gerade gesellschaftlich viel in Bewegung, es laufen Utopiewochen in Hamburg, es gibt die Glücksforschung, Gemeinwohlökonomie oder die gift economy. Es kam vor kurzem der Film „Ökonomie des Glücks“ in die Kinos. Viele Leute sind an verschiedenen Stellen an diesem Thema Glück dran, sie wollen die Gesellschaft verändern.

Und ich habe für mich entschieden, mich stärker diesen Themen zu widmen. Und da passt wellYunit genau dazu, und nicht die Vermarktung irgendwelcher Produkte für einen Großkonzern, so wie ich es früher getan habe.

 

Du bist Alleinunternehmerin. Woher nimmst Du Deine Motivation, Kraft und Überzeugung?

Mir ist das ein Herzensanliegen. Mir wurde auf dem Weg die Frage gestellt, was mein Ziel ist, was mein Herz möchte. Und da ist mir vor allem eines eingefallen: dass es mir schon ganz, ganz lange darum ging – ich will glücklich sein. Was immer das bedeutet! Und da hat es geklickert bei mir, dass ich etwas tun will, dass die Menschen, wir alle, glücklicher sind.

 

Das Gespräch führte Dani Parthum im Januar 2013.

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One Billion Rising. Steht auf, Frauen!

Gewalt gegen Frauen — auch verbale — ist ein weltweites Phänomen, und es ist männlicher Natur. Besonders brutal behandeln Männer in Entwicklungsländern und aufstrebenden Wirtschaftsnationen Frauen und Mädchen. Jüngstes Beispiel: die bestialische Vergewaltigung einer 23-jährigen in Indien, die an ihren Verletzungen starb. 

Jede 3. Frau weltweit war bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen oder in anderer Form misshandelt. Jede 3. Frau, das sind eine Milliarde Frauen, denen Gewalt angetan wird.

Das muss ein Ende haben!

Steht auf, Frauen, sagt deshalb die Künstlerin und Gründerin der V-Day-Bewegung, Eve Ensler. Sie ruft am Valentinstag, am 14. Februar, alle Frauen zu einem weltweiten One Billion Rising Tag auf.  Alle sollen tanzen, singen, streiken. Kurz: Auf die Situation der Frauen in der Welt aufmerksam machen.

Stehen Sie mit auf und lassen Sie die Erde beben!

 

[youtube]http://youtu.be/gl2AO-7Vlzk[/youtube]

 

In einigen deutschen Großstädten haben sich bereits Frauen zum One Billion Rising verabredet, um aufzustehen, mitzutanzen, mitzusingen, auf die Straße zu gehen. 
Informationen dazu finden Sie auf einer dieser deutschen Unterstützer-Seite. 

Und hinter DIESEM Link steht eine Deutschlandkarte, auf der alle Veranstaltungen zum One Billion Rising eingetragen sind.   

Hier eine Auswahl an Städten und Orten:
12 Uhr – Flashmob, Frankfurt 
11 Uhr – Flashmob, Nürnberg 
15 Uhr – ABGESAGT:  Rising Dance im Wohlers Park, Hamburg
15 Uhr — Flashmob am Hansaplatz in St. Georg in Hamburg 
17 Uhr — Reesendammbrücke/Jungfernstieg in Hamburg
                die Filia-Frauen-Stiftung ist auch mit dabei
                bei facebook hat sich eine Gruppe für Hamburg gegründet 

16 Uhr – Karlsplatz/ Stachus in München 
20 Uhr – Party, Nürnberg
22 Uhr – Benfiz Clubnight, Coburg  

Oder hier: Siehe dazu auch den Kommentar am Ende des Artikels. Danke dafür! 

Die Mädchenmannschaft macht auch mit.

Nur Mut!
Jane Fonda, die Schauspielerin, Autorin, Feministin und Sportlerin steht auch am 14. Februar zum One Billion Rising Tag auf.

 

[youtube]http://youtu.be/YUtd3e6Waeg[/youtube]

 

Die deutsche Rapperin Sookee hat ein Lied zum One Billion Rising geschrieben und ein feines Video gedreht.

[youtube]http://youtu.be/UnX9ZQRykqA[/youtube]

 

V-Day ist eine weltweite Bewegung von AktivistInnen mit dem Ziel, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden, einschließlich Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Inzest, weibliche Genitalverstümmelung, Sexsklaverei.
 

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